Gegenseitig Mut machen

Deshalb ermahnt einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut.
1. Thesalonicher 5,11

Die verschiedenen Übersetzungen miteinander zu vergleichen, ist ein lohnendes Bemühen, der ursprünglichen Bedeutung des Bibeltextes nahezukommen. Ich kann allerdings verstehen, wenn mancher Leser der Andachten dies für sich nicht so wichtig findet. Dennoch wage ich dann und wann einen Ausflug in die Auslegung von Bibeltexten und deren Übersetzungen.

Das griechische parakaleo ist zusammengesetzt aus para (neben) und kaleo (rufen). Es kann sehr neutral übersetzt werden: Ruft einander zur Seite und erbaut euch gegenseitig. Es wird im Text nicht konkretisiert, wie dieses „gegenseitig Mut machen“ auszusehen hat. Ermahnen wie in der obigen Übersetzung der Elberfelder Bibel ist meines Erachtens eine ziemlich gewagte Einschränkung der ursprünglichen Wortbedeutung. Dieses „zusammenkommen“ könnte auch ergänzt werden mit „trösten, ersuchen, um Hilfe bitten“. Wird es im Sinne von „ermahnen“ verwendet, dann wird damit zu sehr impliziert, dass ein Geschwister im Glauben sich falsch verhalten hat und nun zurechtgewiesen wird. Die nachfolgende Konkretisierung mit „erbauen, stärken und aufrichten“ würde dem widersprechen.

Natürlich bedeutet „ermahnen“ im Deutschen nicht unbedingt einzig „jemanden bestimmt auf ein erwünschtes Verhalten hinweisen, jemanden zur Ordnung rufen, jemanden ins Gewissen reden“. Es kann auch verstanden werden als „jemanden zu drängen, etwas Bestimmtes, vielleicht bisher Versäumtes zu tun, etwas Bestimmtes nicht zu vernachlässigen“. Diese zweite Bedeutung kommt bei Paulus an vielen Stellen vor und ist dann durch den Zusammenhang nicht anders zu verstehen. In unserem Vers oben, ist dies nicht erkennbar. Deshalb halte ich die Version der Neuen evangelistischen Übersetzung für zutreffender:

Macht euch also gegenseitig Mut und richtet einander auf wie ihr es auch schon tut.

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