Andacht Heute

Kluge Worte und echter Glaube

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.
Hebräer 11,1

Die Frühaufklärer hatten in ihrer optimistischen Sicht der Dinge geglaubt, dass man das Wirken Gottes in der Natur erfahren könne, ja erfahren müsse. Der Dichter Barthold Hinrich Brockes (1680-1747) drückte es so aus: „Willst du Mensch, da Gott zu Ehren Alles tönet und schallet und spricht; tauben Ohren gleich nicht hören?“ Am Ende des 18. Jahrhunderts stellte Immanuel Kant in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ dagegen die These auf, dass es keinen schlüssigen Gottesbeweis geben könne, weil menschliche Vernunft und Erfahrung zu begrenzt sind. Alle traditionellen Gottesbeweise seien nicht haltbar. Wohlgemerkt: Kant sprach sich nicht gegen den Glauben aus, sondern betonte, dass sich dieser aus einem praktischen Vernunftgebrauch heraus moralisch begründen ließe. Die Annahme der Existenz Gottes sei so gesehen eine notwendige Voraussetzung für die sittliche Ordnung der Welt.

Kants Worte haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Atheisten berufen sich bis heute auf sie. Ergänzt wurden sie von Karl Marx mit seinem berühmten Spruch: „Religion ist das Opium des Volkes“. In beiden Fällen dient die Religion einem Zweck, einmal der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, das andere Mal durch Selbsttäuschung der Arbeiterklasse ihren Ausbeutern.

Es ist leider ein großes Missverständnis, wenn Religion mit dem Glauben an Gott gleichgesetzt wird. Religion ist ein strukturiertes System von Überzeugungen, Praktiken und Ritualen, die von einer Gemeinschaft geteilt werden. Der Glaube an Gott ist dagegen die persönliche Überzeugung oder das Vertrauen in seine Existenz. Dieser Glaube ist unabhängig von einer organisierten Religion. Halten wir daran fest, auch wenn kluge Menschen ihn erschüttern wollen.

Betet aber im festen Vertrauen und zweifelt nicht; denn wer zweifelt, gleicht den Wellen im Meer, die vom Sturm hin- und hergetrieben werden.
Jakobus 1,6

Die christlichen Werte

Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.
Philipper 2,3

Es ist sicher nicht anmaßend zu sagen, dass christliche Werte unsere Gesellschaft positiv geprägt haben. Demut, wie sie im Christentum gelehrt wird, betont Bescheidenheit, Selbstverleugnung und Unterordnung unter Gott. Diese Haltung wurde im antiken, heidnischen Griechenland als Schwäche oder Mangel an Selbstachtung angesehen. In einer Gesellschaft, die auf Wettbewerb und persönlichem Ruhm beruhte, schien die christliche Demut mit den vorherrschenden kulturellen Normen und Werten unvereinbar. Auch in unserer Zeit ist Egoismus eine weit verbreitete Haltung. Ein egoistischer Mensch handelt oft so, dass er selbst den größten Nutzen oder Vorteil daraus zieht, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen seines Handelns auf andere.

Wer sich die Worte des Paulus zu Herzen nimmt, stellt die Bedürfnisse und das Wohl anderer über die eigenen Interessen. Dies kann sich in der Bereitschaft zeigen, großzügig mit Zeit, Geld und Ressourcen umzugehen, um anderen zu helfen. Freiwillige, unbezahlte Arbeit kann das Leben anderer verbessern. Die Liebe zum Nächsten sollte auch darin bestehen, anderen Menschen christliche Werte zu vermitteln, damit sie erkennen, was Jesus Christus für sie getan hat, und dann bereit sind, sich zu bekehren.

Jeder soll auch auf das Wohl der anderen bedacht sein, nicht nur auf das eigene Wohl. Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat.
Philipper 2,4-5

Ein brillanter Denker

Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben.
Römer 1,20

Heute ist er wohl eher unbekannt, aber im 18. Jahrhundert war er ein sehr angesehener Denker. Goethe nannte ihn einen der hellsten Köpfe seiner Zeit. Die Rede ist vom Schriftsteller und Philosophen Johann Georg Hamann (1730 – 1788). Auf einer Reise hatte er ein Erweckungserlebnis, das ihn entscheidend prägte. Es geschah durch die Lektüre der Bibel, die er als persönliche Anrede Gottes erlebte. Freunde wie Immanuel Kant, denen die Veränderung seines Wesens nicht verborgen geblieben war, waren besorgt und versuchten, ihn aus dieser religiösen Schwärmerei, wie sie es nannten, auf den Boden der vernunftgeprägten Philosophie zurückzuholen.

Hamann hatte sich mit seinen Erkenntnissen keineswegs völlig von der damals vorherrschenden Aufklärung abgewandt, aber er war ihr scharfer Kritiker. Er wandte sich gegen die Verherrlichung der menschlichen Vernunft als Maß aller Dinge. Man dürfe nie vergessen, dass Gott unser Schöpfer ist und seine Vernunft in allen seinen Werken zum Ausdruck kommt: „Jede Erscheinung der Natur ist ein Wort – Zeichen, Sinnbild und Unterpfand einer neuen, geheimen, unaussprechlichen, aber umso innigeren Vereinigung, Mittheilung und Gemeinschaft göttlicher Energien und Ideen. Alles, was der Mensch am Anfang hörte, […] war lebendiges Wort; denn Gott war das Wort“.