Andacht Heute

No sports?

Nicht umsonst heißt es: »Den Körper zu trainieren bringt nur wenig Nutzen, aber sich in der Ehrfurcht vor Gott zu üben ist in jeder Hinsicht nützlich, weil dem, der Gott ehrt, wahres Leben versprochen ist – sowohl in dieser Welt als auch in der zukünftigen.«
1. Timotheus 4,8

Winston Churchills legendäre Antwort auf die Frage, wie er sein hohes Alter erreicht hat, soll „No sports“ gewesen sein. Wie man heute weiß, ist er hier falsch interpretiert worden. Vor allem in seiner Jugend zeichnete er sich als vielseitiger Sportler aus. Auch im obigen Vers wird körperliches Training vom Apostel Paulus nicht pauschal abgewertet, wie man vorschnell meinen könnte. Wenn man bedenkt, welche weiten Strecken er auf seinen Missionsreisen zu Fuß zurückgelegt hat, kann man ihn sich nicht als unsportlichen Stubenhocker vorstellen. Er muss gut trainiert gewesen sein, sonst hätte er die Strapazen nicht durchgestanden. Vielmehr wollte er darauf hinweisen, dass wir bei aller Liebe zum Sport das Wichtigste im Leben, die Ehrfurcht vor Gott, nicht vernachlässigen dürfen. Es ist bekannt, dass in der antiken Welt der Griechen und Römer die körperliche Ertüchtigung eine große Rolle spielte. Auch heute ist Sport eine wichtige Freizeitbeschäftigung. Viele Berufe sind heute mit wenig körperlicher Anstrengung verbunden. Dieses Defizit kann durch sinnvolle sportliche Betätigung ausgeglichen werden. Wer wie ich über 70 Jahre alt ist, wird Bewegung zu schätzen wissen, denn sie kann den Alterungsprozess verlangsamen und die Widerstandskraft gegen Krankheiten erhöhen. Außerdem kann sie die Lebensfreude steigern, wenn man sich in der Natur bewegt. Deshalb fahre ich gerne Rad oder wandere in den Bergen.

Dass wir also etwas für unseren Körper tun, dagegen hatte Paulus sicher nichts einzuwenden. Ihm ging es aber darum, dass wir bei aller körperlichen Ertüchtigung den Geist nicht vernachlässigen. Auch er ist eine Gabe Gottes und sollte regelmäßig trainiert werden, und zwar in einer Weise, die er hier mit Gottesfurcht oder Gottesverehrung umschreibt, ein Ziel, das weit mehr verspricht als jeder sportliche Wettkampf. Gibt es dafür ein Trainingsprogramm? Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen. Es hat mir im Sport nie etwas gebracht, wenn ich mich einem äußeren Zwang unterworfen habe, um tägliche Trainingseinheiten zu absolvieren. Das habe ich immer nur kurze Zeit durchgehalten, dann war es mir zu langweilig. Ich habe gemerkt, dass es ohne Begeisterung nicht geht. Statt wie im Arbeitsprozess ein festes Pensum bewältigen zu müssen, war es die Lust an der Bewegung, die mich hinauszog und dann wie von selbst auch zur Regelmäßigkeit geführt hat. So geht es mir auch, wenn ich mich mit dem Wort Gottes beschäftige. Da habe ich immer wieder Freude daran, da muss ich mich nicht anstrengen. So vieles inspiriert mich. Die täglichen Losungen, christliche Vorträge, unser Hauskreis, der abendliche Chat (christen-chat.de), das Schreiben dieser Andachten, die Gespräche mit meiner Frau über Glaubensfragen und so vieles mehr. Es fällt mir nicht schwer, mich zu motivieren. Wenn wir unsere ganze Hoffnung auf Gott setzen, fällt es uns leicht, die richtigen Prioritäten in unserem Leben zu setzen.

Der Lohn der Demut und der Furcht des HERRN ist Reichtum, Ehre und Leben.
Sprüche 22,4

Hüte dich vor dem Geschwätz

Die unheiligen Altweiberlegenden aber weise ab; dagegen übe dich in der Gottesfurcht!
1. Timotheus 4,7

Soeben habe ich im SW-Radio die heutige Bibelarbeit über 1. Timotheus 4,7-16 gehört. Dieser Abschnitt steht in meiner Studienbibel unter der Überschrift Anweisung für treue Diener Gottes. Der Apostel Paulus gibt in seinem Brief dem jungen Timotheus wichtige Hinweise für seinen Dienst. Allein der obige Satz enthält schon eine Fülle von Ratschlägen, die man aber aufgrund von Übersetzungsschwierigkeiten (hier: Schlachter) überlesen könnte. Da hilft es, der Bedeutung im griechischen Original nachzugehen. Dort ist die Rede von mythos, bebelos und graodes.

mythos: Erzählung, Geschichte, Fabel
bebelos: gottlos, weltlich, heidnisch, böse
graodes: altmodisch, albern, senil

Bei den Griechen war der Mythos nicht negativ besetzt. Mit ihm verbunden sind ganz allgemein Geschichten, die Menschen sich ausdenken und weitererzählen. Sie gehören zum Menschsein und fehlen in keiner Kommunikation. Man hat etwas erlebt und erzählt davon. Selten bleibt es dabei beim reinen, sachlichen Bericht. Fast immer ist auch eine Erklärung, eine Botschaft, eine Spur von Weisheit (logos im Sinne von vernünftiger Rede) enthalten. Allein schon die getroffene Auswahl aus der Fülle des Erlebten kann zu Denken geben. Der Erzähler gibt dann noch einen Kommentar dazu, der den Hörer aufhorchen lässt und ihn zu Zustimmung auffordert. Doch leider sind es nicht immer ernst zu nehmende Erkenntnisse, die vermittelt werden sollen. So wie der junge Mensch mangels Erfahrung zu vorschnellen Urteilen neigt, so läuft der alternde Mensch Gefahr, dass seine Weisheiten durch ständige Wiederholung altmodisch und ewiggestrig sind. Bei genauerem Hinsehen könnte man auch Einblicke in das Weltbild des Erzählers gewinnen und es würde auffallen, wenn er in keiner Weise gläubig ist und in ihm keine göttliche Dimension zu erkennen ist. Wer nur weltliche Gedanken in sich hat, für den haben alle Ereignisse in seinem Leben keine höhere Bedeutung. Was ihm widerfährt, wird eingeordnet in sein pragmatisches Denken, das auf Nützlichkeit und Zweckdienlichkeit beruht. Und genau hierzu gibt Paulus den Rat, sich nicht zu sehr auf solche Erzählungen von Banalitäten einzulassen. Dem Gläubigen eröffnen sich auch Möglichkeiten, dem in seinen weltlichen Geschichten verfangenen Erzähler zu erklären, wie sehr wir doch von der Gnade Gottes abhängig sind.

Die Neue Genfer Übersetzung (siehe unten) vermeidet es, von Altweiberlegenden zu sprechen. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass alte Frauen den Jüngeren nichts Kluges weitergeben. Das Gegenteil ist dann der Fall, wenn sie aus ihrem reichen Glaubensleben erzählen können.

Mit den unheiligen und kindischen Spekulationen hingegen, mit denen sich jene Leute befassen, sollst du dich nicht abgeben.
1. Timotheus 4,7

Alles richtig oder alles falsch

Weisheit kommt aus dem Mund des Gerechten, doch eine falsche Zunge schneidet man ab. Was von den Lippen des Gerechten kommt, das tut dir gut.
Sprüche 10,32

Ich habe mir das Verlagsprogramm des CLV angesehen. Dieser Verlag ist als gemeinnütziger Verein organisiert und hat sich zum Ziel gesetzt, christliche Literatur zu günstigen Preisen zu verbreiten. Die Mitarbeiter arbeiten bis auf wenige Ausnahmen ehrenamtlich. Unter den Autoren finden sich viele bekannte Evangelisten, u.a. John MacArthur, William MacDonald, Werner Gitt, Wilhelm Busch, Roger Liebi, Rudolf Ebertshäuser. Ich habe eine pdf-Version der Studienbibel von John MacArthur, die ich im Internet gefunden habe. Auf den ersten Seiten steht mit Bleistift geschrieben: „Vorsicht, Calvinist!“ Calvinisten glauben bekanntlich an die Prädestination, nach der Gott von Anfang an festgelegt hat, wer gerettet wird und wer nicht, und somit dem Menschen keinerlei Entscheidungsmöglichkeit bleibt. Das ist für mich ein Beispiel für das Dilemma, in dem ich mich als Leser erbaulicher Schriften befinde. Wenn ich bei einem Autor auf einen Widerspruch stoße, soll ich dann gleich sein ganzes Werk verwerfen? Und andererseits: Wenn ich einen Evangelisten finde, den ich sehr schätze, muss ich dann daraus schließen, dass alles, was er je geschrieben hat, richtig sein muss?

Wie so oft liegt der richtige Weg wohl in der Mitte. Es wäre meines Erachtens falsch, alles, was ein Autor schreibt, pauschal zu verwerfen, weil man bestimmte Aussagen kritisch sieht. Damit würde man auf vieles verzichten, was er uns an Wertvollem und Inspirierendem vermitteln kann. Wir haben es aber auch bei den großen Namen der Evangelisation immer mit Menschen zu tun, die in bestimmten Fragen auch irren können. Es hilft nichts, wir dürfen unser kritisches Denken nicht ausschalten und müssen uns selbst eine Meinung bilden, statt uns ganz auf Autoritäten zu verlassen. Vergessen wir nicht, dass wir es bei ihren Werken mit Sekundärliteratur zu tun haben und dass es immer notwendig ist, das Original – das Wort Gottes selbst – zur Hand zu haben.

Prüft aber alles und das Gute behaltet.
1. Thessalonicher 5,21