Andacht Heute

Es geht auch ohne Hochmut

Wenn das erste Brot der neuen Ernte Gott geweiht ist, dann auch der Teig. Wenn die Wurzel des Baumes Gott geweiht ist, dann sind es auch die Zweige. Nun sind einige Zweige ausgebrochen worden, und du wurdest als neuer Zweig unter die übrigen eingepfropft. Obwohl du von einem wilden Ölbaum stammst, hast du jetzt Anteil am Saft aus der Wurzel des edlen Ölbaums. Du hast keinen Grund, verächtlich auf die anderen Zweige herabzusehen. Und wenn du es dennoch tust, sollte dir klar sein: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich! Vielleicht wirst du nun sagen: „Die Zweige sind ja herausgebrochen worden, damit ich eingepfropft werden konnte.“Das ist richtig. Aber dass sie ausgebrochen wurden, lag an ihrem Unglauben. Und du hast deinen Stand nur durch den Glauben. Sei also nicht überheblich, sondern pass auf, dass es dir nicht genauso geht. Denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat, warum sollte er dann dich verschonen?
Römer 11,16-21

Paulus zeigt hier an einem Beispiel aus dem Gartenbau, wie das Verhältnis zwischen den zum Glauben gekommenen Heiden zu den noch abseits stehenden Juden sein sollte. Auf keinen Fall sollten sich die neu eingepropften Zweige den anderen gegenüber überheblich zeigen. Sie geben zwar dem Ölbaum neue Kraft, indem sie die ausgebrochenen ersetzen. Dennoch sollten sie nicht übersehen, dass auch sie von einer starken Wurzel genährt werden. Man sieht, Paulus will das Evangelium nicht bei den Heidenvölkern verkünden und dabei das Volk Gottes herabwürdigen, zu dem er selbst gehört.

Auf die heutige Situation bezogen sind diese Worte immer noch aktuell. Natürlich sind sie eine ernste Mahnung jeglichem Antisemitismus gegenüber, auch wenn er nur als Hochmut daherkommt. Dieser ist auch nicht am Platze, wenn Christen die Praktiken anderer Glaubensgenossen kritisieren. Woher nehmen wir die Sicherheit zu wissen, welche Zweige dem Stamm guttun und welche herauszubrechen sind? Das weiß nur der HERR allein. ER sieht auch unseren Hochmut, unsere Heuchelei und unser Werketum. Keine Frage, wo es um Irrglauben geht, da müssen wir auf die maßgebenden Worte der Bibel verweisen. Wir tun gut daran, es in einer Form zu tun, wie es Paulus beispielgebend getan hat: Fern von aller eifrigen Besserwisserei, aber mit Einfühlungsvermögen und allem Nachdruck, wenn er notwendig ist.