Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren.
3. Mose 19,32
Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.
Römer 12,10
Viele Erfahrungen der Diskriminierung habe ich gesammelt, nicht zuletzt als ich grau wurde. Es würde den Rahmen sprengen über meine Erlebnisse zu erzählen.
Geben wir das Augenmerk auf das, was Gott sagt.
Sehen wir auf die Politik, dann wissen wir, dass Jugend verführbar ist.
Ein Naturvolk würde niemals den Rat des Ältesten übergehen oder gar einen unerfahrenen als Oberhaupt wählen. Selbst diese Völker wissen, dass es den Untergang bedeuten kann. Doch kommt es auch in dieser letzten Zeit der Menschheit zu dem, was verheißen ist.
Es gibt aber eine Hoffnung.
Es wird alles neu.
Fürbitte-Gebet
Herr, wir wissen, dass du allein Weisheit und Alter schenkst. Dafür danke ich Dir und auch für diesen Dienst, den Du mir noch im Alter gegeben hast. Ich danke dir für die guten Seiten des Internets. Amen
Der heutige Losungstext stammt aus dem Levitikus, dem 3. Buch Mose, und speziell dort aus den Vorschriften für das Zusammenleben. Viele von ihnen sind auch heute noch gut umsetzbar und bleiben ein Maßstab für menschliches Verhalten. Zu ihnen zähle ich diesen Vers. Auch wenn es heute nicht mehr allgemein verbreitet ist, dass man das Alter achten sollte, es war für frühere Zeiten nicht zuletzt aufgrund der mosaischen Gesetze selbstverständlich. Heute hat der Respekt vor älteren Menschen abgenommen. Die Ursachen können u. a. sein: Eine Gesellschaft, in der nur der junge, erfolgreiche Mensch etwas gilt. Eine Medienlandschaft, in der die Jugendlichkeit sich besser verkauft. Eine Politik, der es mehr um die Rechte des Kindes geht, als um die der Alten.
Als Betroffener kann man dies nun bei jeder Gelegenheit beklagen und auf frühere, bessere Zeiten hinweisen. Man kann den Respekt dem Alter gegenüber so oft es geht einfordern. Oder man kann sämtliche Auswüchse von Altersdiskriminierung stoisch hinnehmen und still ertragen. Ich meine, dass auch hier das Einschlagen des Mittelwegs die klügste Lösung ist. Nicht jedes „Du“ von einem unbekannten jungen Menschen muss einem gleich zum vehement vorgetragenen Protest reizen. Auf der anderen Seite kann man gute Manieren durchaus lobend herausstellen, wenn uns ein unvermutetes „Danke“ oder ein Aufstehen in der U-Bahn entgegengebracht wird. Ich bin auch der Meinung, dass allein meine grauen Haare noch keinen Verdienstorden darstellen. Allerdings hat jeder Mensch gleich welchen Alters das Recht, mit Respekt behandelt zu werden. Und ich freue mich im Alltag darüber, wenn an der Kasse eines Supermarktes das junge Personal freundlich bleibt gegenüber Senioren, die ein wenig länger brauchen. Auch in Römer 12,9-21 geht es um die Liebe im praktischen Leben. Wir sollten beachten, dass sie nicht nur das Zusammenleben im Alltag verbessert, sondern auch von Gott so gewollt ist.
Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. Johannes 13,35
„Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren“ hieß mal ein Schlagertitel, den hörte man vor Jahrzehnten meist in den einst bei Älteren so beliebten Glückwunschsendungen am Sonntag im Rundfunk. Und weil häufig Oma, Opa oder Tante, Onkel damit beglückwünscht wurden, denunzierte man das irgendwann nur noch als „Erbschleicherprogramm“.
Auch im Religionsunterricht zu Anfang der 1960-er Jahre, so erinnere ich mich, wurde der Begriff „Ehrfurcht“, den man auch vor Erwachsenen zeigen sollte, in dem Zusammenhang verwendet oder gelehrt, was mir den Begriff bis heute ziemlich diffus erscheinen lässt.
„Etwas Respekt“ meine ich, den darf oder sollte man vor Älteren oder Alten durchaus mal haben, schließlich haben die mit Wahrscheinlichkeit zumindest mal schon mehr Hochs und Tiefs im Leben nicht nur durchlaufen, sondern auch durchstanden.
Was heute abgelehnt wird, und das drückt sich auch mit einem für manch Ältere eher zu forsch gesagten, aber ungezwungeneren und intimerem „du“ aus, ist der rein formale und erzwungene pure Respekt oder eine Achtung verbunden mit Zwangsgehorsam, und das ist gut so. Was damit angerichtet wurde erleben wir gerade mit den Missbrauchsfällen in den christlichen Kirchen.
Andrerseits schlägt vielleicht das Pendel momentan eher in mancherlei Hinsicht über die Mittelstellung hinaus etwas vehement zurück, eine unweigerliche Folge, wenn es zuvor eben in die andere Richtung weit genug ausgelenkt wurde.
Frauen- und Kinderrechte, Thema „Drittes Geschlecht“ und wie sich der alltägliche Umgang untereinander noch vor nicht allzu langer Zeit gestaltete, da zeigte aus heutiger Sicht betrachtet das Pendel schon mal weit in die entgegengesetzte Seite.
Eine Gesellschaft sollte daran arbeiten, dass sich ein gegenseitiger „Basisrespekt“ aufbauen kann, und zwar zwischen allen möglichen Vertretern und Schichten. Bezogen auf „Graues Haar“ sollten Jüngere z. B. ihre neuen Ideen, ihre vielleicht größere Flexibilität verbunden mit einer eher forscheren Herangehens-weise genauso einbringen dürfen wie altersmäßig Fortgeschrittene ihre – hoffentlich vorhandene – Weisheit oder größere Erfahrung, zumindest durch Anhörung. Mal trifft das eine besser, mal ist vielleicht das andere mehr von Bedeutung.
Dass das nicht immer so einfach hin zu kriegen ist, weiß ich gerade aus meiner beruflichen Zeit, in der ich viel mit Betrieben zu tun hatte. Und es war beileibe nicht immer die nachkommende Generation, welche mir bei diversen Übergabeproblemen als die Sturere erschien..!