Hilf uns, Gott, unser Heiland, und sammle uns, dass wir deinen heiligen Namen preisen.
1. Chronik 16,35
Jesus betet: Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir.
Johannes 17,11
Ich bin heute schon um drei Uhr wach gewesen und habe mich angezogen, weil ich dachte, es wäre schon bald Tag. Doch dann bemerkte ich, dass es noch mitten in der Nacht war. Ich nahm meine alte Lutherbibel und schlug sie auf. Da las ich den Psalm 90, denn er war mit vielen unterstrichenen Zeilen gekennzeichnet.
Ich nahm mein Handy zur Hand und löschte die gestrige Andacht um eine neue reinzustellen. Es fiel mir aber ein Liedtext ein, den ich verändert in den Status gab (Mit 70 da hat man Träume, da wachsen schon alle Bäume, in den Himmel der Liebe).
Plötzlich kam eine WhatsApp Nachricht an. „Hast du Geburtstag“
„Nein, es ist mir nur so eingefallen“
Hat der Herr uns so früh zusammengeführt? Ich war mir sicher, denn wir hatten ein gutes Gespräch über IHN und Sein Wort.
Danke HERR! Dir sei Lob und Dank auch für die passende Losung.
Weil ich bekennender „WhatsApp-Muffel“ bin und gerade frühmorgens erst langsam meine – in all ihrer Begrenztheit – volle geistige Funktionsfähigkeit erreiche, musste ich bei der heutigen Andacht nachfragen, wie hier der Sinn-Zusammenhang gelagert ist. Ich wurde von meiner Frau aufgeklärt, dass sie heute ihren Status geändert hat – es wurde der Liedtext „Mit 70 hat man noch Träume“ eingefügt – und eine andere Teilnehmerin dieses Dienstes daraufhin ihr gegenüber die Vermutung geäußert hatte, sie wolle damit andeuten, dass sie Geburtstag hätte, was aber dementiert wurde. Daraus ergab sich zwischen den Frauen in aller Frühe ein vertrautes Gespräch, in dem der HERR im Mittelpunkt stand. Unterstrichen wird dies durch die heutigen Texte, da sie Gottes Wunsch nach Sammlung, Zusammenkunft und Einssein unter den Christen ausdrücken.
Das oben geschilderte aktuelle Beispiel ist der Idealfall zur Lösung eines Verständnisproblems. Mir lag ein schriftlicher Text vor, der im Gegensatz zu einem rein mündlichen Vortrag den Vorteil hat, ihn mehrfach lesen zu können; und ich konnte die Verfasserin fragen, die ihn mir – nicht ohne sich Bemerkungen zu meiner altersbedingten Begriffsstutzigkeit verkneifen zu können – schließlich hinreichend erklärt hat. Ich bin sinnsuchend-strukturalistisch vorgegangen, obwohl Poststrukturalisten wie Jacques Derrida davor gewarnt hatten, jedem Text einen in sich enthaltenen Sinn aufzwingen zu wollen, den er vielleicht gar nicht hat. Aber Ironie beiseite: Es mag sein, dass diese theoretischen Überlegungen auf menschliche Texte zutreffen. Sie sind aber nicht anwendbar auf solche, bei denen der Urheber Gott ist. Nur in diesen ist immer ein Sinn vorhanden. Deshalb liegt es ganz an uns, die Fähigkeit zu verbessern, die Texte der Bibel zu verstehen, sie zu reflektieren und im Leben anzuwenden. Dies ist ganz im Sinne des Verfassers, den wir jeden Tag loben und verehren dürfen.