Ein Kommentar

  1. Im Urtext steht: Gratia anti gratia (Gnade um Gnade). Das anti wird hier als „anstelle von, zugunsten von“ verwendet. Es heißt nicht hyper in der Bedeutung von „das schon Bestehende noch übertreffen“, also nicht „Gnade und noch mehr Gnade“.

    Die Bedeutung eines einzigen Verhältniswortes in diesem kurzen Satz von Johannes hat weitreichende Konsequenzen für die Lehre. Im Urtext wird eben nicht hyper verwendet, was bedeuten würde, dass eine Gnade durch eine noch größere Gnade ersetzt werden könnte. Gratia ist absolut und nicht abgestuft. Entweder hat man die Gnade Gottes oder gar nicht. Sie ist auch nicht durch eigene Leistung vermehrbar. Es gibt kein Punktesammeln vor Gott. Das anti drückt aus, dass sich die Gnade Gottes in unendlich verschiedenen Erscheinungsformen zeigt. Sie zeigt sich allein schon darin, dass ER sich nicht von uns Menschen abwendet, trotz unserer ständigen Verfehlungen.

    Wie Luther in einer Predigt sagte, kann der Mensch diese Gnade nur im Glauben erfahren. So bildet die protestantische Lehre eine Einheit: Jesus Christus (solus Christus) ist der einzige Heilsvermittler, die Heilsbotschaft kann allein durch die Bibel vermittelt werden (sola scriptura), der Mensch kann allein durch seinen Glauben (sola fide) und durch die Gnade Gotte (sola gratia) das ewige Leben erlangen kann. Um Gnade bitten wie im Psalm dürfen wir. Empfangen dürfen wir sie als unverdientes Geschenk im Glauben an Jesus Christus.

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