Andacht Heute

Eine Aufforderung zum Aktivismus?

So wollen wir denn eifrig bestrebt sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand als ein gleiches Beispiel des Unglaubens zu Fall kommt.
Hebräer 4,11

In einem Kommentar zu diesem Vers heißt es: „Ganz offensichtlich kann man durch Glauben in diese Ruhe eingehen, aber dazu ist ein eifriger Glaube notwendig. Das zeigt uns, dass Glaube nicht passiv ist.“ Eine solche Betonung der eigenen Mühe wäre jedoch Wasser auf die Mühlen all jener, die uns Gläubige zu immer neuen Taten anspornen möchten. Doch ist das nicht ein Widerspruch in sich? Wie sollten wir durch Aktivismus in die Ruhe Gottes eingehen können? Schon hier sehen wir, dass dies unmöglich gemeint sein kann. In Hebräer 4,14 werden wir nämlich nicht dazu aufgefordert, eifrig Werke des Glaubens zu tun, sondern wir werden darin bestärkt, am Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus festzuhalten.

Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten.

Wir werden aufgefordert, im Glauben an Christus standhaft zu bleiben. In dieser Weise sollen wir „eifrig bestrebt sein”, nicht durch die Anhäufung eigener Leistungswerke.

Lob für unkorrektes Verhalten

Deshalb sagte Jesus zu ihnen: „Ihr legt großen Wert darauf, dass man euch für Menschen hält, die nach Gottes Willen leben. Aber Gott kennt euer Herz. Was Menschen für beeindruckend halten, das verabscheut er.“
Lukas 16,15

Die Pharisäer hatten sich über Jesus lustig gemacht, weil er ihnen im Gleichnis vom ungerechten Verwalter eine aus ihrer Sicht paradoxe Erklärung geliefert hatte. Der Verwalter wird entlassen, weil er das Vermögen seines Herrn verschwendet hat. In seiner Not erlässt er den Schuldnern einen Teil ihrer Schuld, um sich für die Zeit nach seiner Entlassung Freunde zu machen, die ihn später aufnehmen würden. Für dieses vorausschauende, kluge Verhalten wird er vom Herrn gelobt. Die Pharisäer konnten dafür kein Verständnis aufbringen. Doch Jesus durchschaute ihre vorgespielte Korrektheit. Sie hingen zu sehr an den Gesetzen des Geldes . Entschied sich der Verwalter gegen die Macht des Geldes, indem er die Schulden nicht mehr vollends eintreiben wollte, dann solidarisierte er sich mit den Armen und damit mit dem Himmelreich. In unserer Gesellschaft geht es auch vorrangig um die Gesetze der Wirtschaft. Menschen, die finanziell nicht mithalten können, fallen durch das Raster. Wenn es Menschen gibt, die sich für die Armen einsetzen, dann befreien sie sich vom Mammon und entscheiden sich für die Mitmenschlichkeit. Sie handeln dann im Sinne der göttlichen Gerechtigkeit.

Ein abwegiger Kommentar

Das in der guten Erde aber sind die, welche in einem redlichen und guten Herzen das Wort, nachdem sie es gehört haben, bewahren und Frucht bringen mit Ausharren.
Lukas 8,15

In einem Gleichnis erzählt Jesus von einem Sämann, der seinen Samen auf verschiedene Böden sät: Weg, Felsen, Dornen und gute Erde. Jeder Boden steht dabei für eine bestimmte Art, wie Menschen das Wort Gottes aufnehmen. Manche hören es, aber es dringt nicht ein. Andere nehmen es an, verlieren es aber wieder durch Sorgen oder Versuchungen. Nur im guten Boden bringt es Frucht. Der gute Boden steht für ein offenes, aufnahmefähiges Herz, das sich in Geduld übt und hoffnungsfroh das Ergebnis abwartet.

Das Gleichnis ist nicht schwer zu verstehen. Mit einiger Verwunderung lese ich dann aber in einem Kommentar das Folgende:

„Mehr noch als die Beschreibung des uneinheitlichen Aufgehens der Guten Botschaft, zwingt das Gleichnis vom Sämann den Zuhörer, sich die Frage zu stellen: ‚Was für ein Boden bin ich? Wie kann ich mein Herz und meinen Verstand darauf vorbereiten, die richtige Art von Boden zu sein?‘ Dieses Gleichnis lädt zum Handeln ein, damit wir das Wort Gottes zum vollen Nutzen empfangen.“

Oh je, was ist da passiert? Offensichtlich stört diesen Kommentator die Inaktivität des „Ausharrens”. Passt es aber zum Bild, wenn er dem Landmann empfiehlt, nicht geduldig auf die Früchte zu warten, sondern zu „handeln”? Er solle wohl den vorhandenen Boden während der Wachstumsphase nochmals umackern und mit Kunstdünger anreichern, weil er ins Zweifeln gekommen ist und das Gefühl hat, dass er nicht genügen könnte? Damit wird einem Leistungschristentum das Wort geredet, das im Widerspruch zu dem steht, was Jesus im Gleichnis aussagen wollte. Hier geht es nicht um Selbstoptimierung durch noch mehr Vorbereitung meines Herzens und meines Verstandes. Mit Aktivismus würde ich nur den Reifeprozess unterbrechen. Ich bin nun mal so, wie ich bin, und Gott liebt mich auch in meiner Schwachheit. Und nur ER allein bringt die Frucht in mir hervor. Vertrauen wir ganz auf ihn.