Andacht Heute

Und wo bleibt unser Dank?

Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem großen Erbarmen hat er uns durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten ein neues Leben geschenkt. Wir sind von neuem geboren und haben jetzt eine sichere Hoffnung, die Aussicht auf ein unvergängliches und makelloses Erbe, das nie seinen Wert verlieren wird. Gott hält es im Himmel für euch bereit und wird euch, die ihr glaubt, durch seine Macht bewahren, bis das Ende der Zeit gekommen ist und der Tag der Rettung anbricht. Dann wird das Heil in seinem ganzen Umfang sichtbar werden.
1. Petrus 1,3-5

Ich frage mich, ob es uns immer tief bewusst ist, welche große Barmherzigkeit uns vom HERRN zuteil wird. Zu schnell nehmen wir das unbeschreiblich Gute einfach hin, so als hätten wir ein Recht auf Rettung. Und wenn es schon um Barmherzigkeit geht, dann liegt es nahe, sich einen Gott zu wünschen, der immer zu all unserem Tun ein Auge zudrückt. Und das auch dann, wenn er unsere Undankbarkeit betrachtet. So ein Gott entspringt unserem Wunschdenken. Man sollte im Alten Testament lesen und eine Ahnung dafür gewinnen, was IHN zornig macht. Das wird deutlich, wenn sein eigenes Volk ihn missachtete und sogar fremden Göttern nacheiferte. Warum sollte ER nicht auch heute mit unserem Volk unzufrieden sein, wenn wir in ganz ähnlicher Weise den einzigen wahren Gott vergessen und es zur Denkdoktrin erklären, dass es völlig egal sei, an wen und was man glaubt. So etwas verzeiht uns Gott nicht, der alles getan hat, damit wir gerettet werden.

Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.
Johannes 3,16

Richtiger Umgang mit eigenen Schwächen

Seht euch doch einmal in euren eigenen Reihen um, Geschwister: Was für Leute hat Gott sich ausgesucht, als er euch berief? Es sind nicht viele Kluge und Gebildete darunter, wenn man nach menschlichen Maßstäben urteilt, nicht viele Mächtige, nicht viele von vornehmer Herkunft. Im Gegenteil: Was nach dem Urteil der Welt ungebildet ist, das hat Gott erwählt, um die Klugheit der Klugen zunichte zu machen, und was nach dem Urteil der Welt schwach ist, das hat Gott erwählt, um die Stärke der Starken zunichte zu machen. Was in dieser Welt unbedeutend und verachtet ist und was bei den Menschen nichts gilt, das hat Gott erwählt, damit ans Licht kommt, wie nichtig das ist, was bei ihnen etwas gilt.
1. Korinther 1,26-28

Diese Zeilen des Paulus an die Christen in Korinth sind ein großer Trost für alle, die mit sich selbst hadern. Wir können sie zur Hand nehmen, wenn wir uns schwach und wenig geachtet fühlen. Wie schnell kommt uns der Gedanke, was die anderen wohl von uns denken werden. Wie schnell vergleichen wir uns mit den Reichen, den Schönen, den Mächtigen, den Angesehenen, den von vielen Bewunderten, auch mit Christen, denen es ungleich leichter fällt als uns, kluge Worte zu finden. So aber klagen wir Gott an wegen unserer bescheidenen Ausstattung, die es uns nicht erlaubt, in dieser Welt zu glänzen. Wir erkennen nicht, dass wir trotz oder gerade wegen unserer Schwachheit berufen sind.

Von Paulus wissen wir, dass er kein großer Redner war. Vielleicht hat er sich deshalb lieber schriftlich geäußert, was für uns heute ein großer Segen ist, weil wir seine ausführlichen Briefe lesen können. Wäre er eine starke Führungspersönlichkeit mit außerordentlichen rhetorischen Fähigkeiten gewesen, hätte er sich auch nicht so gut in unsere Schwächen einfühlen können. Wir können also froh sein, dass Paulus in einem oberflächlichen Sinn so schwach war. In einem anderen Brief an die Korinther hat der große Verkünder des Glaubens die Annahme der eigenen Schwächen als ein großes Geschenk Gottes bezeichnet:

»Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in der Schwachheit zur vollen Auswirkung.« Daher will ich nun mit größter Freude und mehr als alles andere meine Schwachheiten rühmen, weil dann die Kraft von Christus in mir wohnt.
2. Korinther 12,9

Vermeidung von Schwarzweiß-Denken

Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.
Galater 2,20

Wie oft liest man, dass man ein völlig neuer Mensch ist, wenn man gläubig geworden ist. Von einem Heilungswunder ist die Rede: Neid, Ärger, Zorn, Ungeduld, Lieblosigkeit und Selbstbeschäftigung würden ein für allemal aus dem Leben eines Bekehrten verschwinden. Im Umkehrschluss heißt das: Falls all dies nicht mit einem Schlag eintritt, ist man nicht bekehrt. Was wäre es für eine furchtbare Erkenntnis, wenn wir in dieser Weise frustriert auf unser aktuelles Leben blicken würden. Leider ist nicht immer alles von Liebe, Freundlichkeit und Güte geprägt. Bei mir jedenfalls nicht. Es bringt niemanden weiter, sich selbst etwas vorzumachen.

Die Frage ist, was uns aus diesem offensichtlichen Dilemma herausführt. Noch im Barock dominierte das Denken in klaren Dualismen, also in Leitdifferenzen wie „wahr und falsch“. Das Denken in Gegensätzen kann prinzipiell ein gangbarer Weg zur Erkenntnis sein, wenn man sich seiner Grenzen bewusst ist. Geistesgeschichtlich hat sich seit dem Barock viel verändert. Man hat erkannt, dass sich die Welt nicht immer in ein reines Schwarz und ein reines Weiß einteilen lässt. Es gibt eine Menge Zwischentöne, sich prozesshaft Widerstreitendes und kaum endgültig starre Fronten. So gibt es wohl auch in uns dieses Spannungsfeld zwischen dem alten und dem neuen Menschen, zwischen unserem triebhaften Wesen und dem Geist Gottes, zwischen edlem Wollen und dem Rückfall in bekannte Schwächen. Wie wäre es, wenn wir einmal dankbar wären, dass wir überhaupt in diese Situation gekommen sind, anstatt uns darüber zu beklagen? Das Leben ohne Jesus war nichts anderes als ein zweifelhafter Friede, eingehüllt in Selbstzufriedenheit. Wir dachten, wir seien gute Menschen, aber wir waren es nicht. Das wissen wir heute, nachdem wir uns bekehrt haben und Jesus unser Vorbild ist. In uns findet ein Kampf statt, den wir mit Hilfe des Heiligen Geistes zu unserem Wohle bestehen können. Wir sind alle Sünder und dürfen froh und dankbar sein, dass Gott uns trotzdem liebt.