Andacht Heute

Mehr als ein Reisebericht

Christus lebt in euch! Und damit habt ihr die feste Hoffnung, dass Gott euch Anteil an seiner Herrlichkeit gibt. Diesen Christus verkünden wir. Mit aller Weisheit, die Gott mir gegeben hat, ermahne ich die Menschen und unterweise sie im Glauben, damit jeder Einzelne durch die Verbindung mit Christus reif und mündig wird. Das ist das Ziel meiner Arbeit, dafür kämpfe ich, und dafür mühe ich mich ab. Christus, der mit seiner Macht in mir wirkt, schenkt mir die Kraft dazu.
Kolosser 1,27-29

Wir lesen gerade in unserem abendlichen Chat die Apostelgeschichte, wobei wir uns jeden Tag ein Kapitel vornehmen. Man kann sie als Reiseroman lesen, der sich im Raum des östlichen Mittelmeers abspielt. Paulus, von dem zumeist die Rede ist, hat drei sehr abenteuerliche Missionsreisen unternommen. Wir sind jetzt bei den letzten Kapiteln angelangt, in denen es um Gefangenschaft, Verhöre und Verteidigungsreden des Apostels geht. Vielen Juden waren seine Aussagen über Jesus ein Dorn im Auge und sie befürchteten ein Auseinanderdriften der Gesellschaft in Thora-Treue und in Anhänger der neuen Lehre. Viele hätten es lieber gesehen, wenn Paulus ganz von der Bildfläche verschwunden wäre. Wie schon bei Jesus wurde er bei der römischen Obrigkeit angeklagt. In detaillierten Verteidigungsreden wehrte sich Paulus gegen die vorgebrachten haltlosen Anschuldigungen und konnte dabei grundlegende Inhalte des Evangeliums verkündigen, wie die Auferstehung von den Toten.

Wer die Apostelgeschichte liest, kann dabei unschwer erkennen, dass sie weit mehr ist als ein spannender Reisebericht. Es werden darin die Inhalte des Glaubens auf den Punkt gebracht. Zusätzlich wird einem klar, in welcher Form die Verkündigung zu geschehen hat und wie sie in vorbildhafter Weise von Paulus umgesetzt wurde. Wir sehen, dass er dies mit großem rhetorischem Geschick getan hat. Aber trotz Lebensgefahr ist er immer standhaft geblieben und hat die Lehre nicht verwässert. Wenn wir heute angegriffen werden, als verbohrte Fundamentalisten bezeichnet werden, wenn wir auf die Bibel verweisen, dann kann uns dieser Bericht über einen standhaften Verkünder helfen, der unter dem Schutz Gottes gestanden ist.

Drastische Worte

Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
Römer 6,23

Der 2015 verstorbene Schweizer Literaturwissenschaftler Urs Herzog hat ein Projekt initiiert, das sich mit Standreden beschäftigt. Das sind an die Zuschauer gerichtete Predigten, die meist unmittelbar nach einer öffentlichen Hinrichtung am Richtplatz gehalten wurden. Es sind eindringliche Reden an eine Zuhörerschaft, die wohl zumeist aus Sensationslust sich versammelt hatte. Die Geistlichen nutzten die Gelegenheit, auf die Abscheulichkeit der Verbrechen hinzuweisen und eindringlich jeden davor zu warnen. So heißt es in einer Standrede aus dem Jahr 1827: „Wild und zügellos war das jugendliche Leben des Unglücklichen. Frühe schon ward er entfremdet seinem Gott und lebte recht eigentlich los von Gott, getrennt von Gott: was konnte anders erwartet werden, als daß er der Sünde sich hingebe und durch sie dem Unglück; denn außer Gott, da ist das Licht, die Liebe und das Leben, kann nur Finsterniß, Haß gegen alles Gute und Tod gefunden werden.“ So wurde damals noch deutlich darauf hingewiesen, wohin die Sünde, die als Trennung von Gott zu begreifen ist, einen Menschen treiben kann.

Heute gibt es in den meisten zivilisierten Staaten die Todesstrafe nicht mehr. Die Standreden können aber noch nachgelesen werden, und es läuft einem vielleicht so mancher Schauer über den Rücken, wenn wir uns die Situation vorstellen, bei der sie gehalten wurden. Es sind Dokumente aus einer Zeit, in der noch vieles in drastischen Worten ausgedrückt wurde, was heute nicht mehr zumutbar erscheint. Doch sind wir heute wirklich so weit entfernt von der aus der Sünde entstandenen Barbarei? Zweifel sind berechtigt, wenn wir die Nachrichten aus den Kriegsgebieten richtig deuten.

Vertrauen lohnt sich

Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN vertraut und dessen Vertrauen der HERR ist!
Jeremia 17,7

Einem Menschen voll zu vertrauen ist nicht so einfach zu bewerkstelligen. Zu oft sind wir im Leben schon enttäuscht worden. Da werden Treueschwüre gebrochen, da wird uns Lob zuteil und im nächsten Moment hinter unserem Rücken schlecht über uns geredet. Wem können wir in dieser Welt noch trauen?

Wir sind gestern beim Sonntagsthemen-Chat darauf gekommen, dass wir uns nur selbst ehrlich betrachten müssen, dann können wir sehen, dass wir nicht immer die Vertrauenspersonen sind, für die wir uns gerne halten. Jeder von uns hat wohl schon mal etwas ausgeplaudert, das für andere unangenehm war. Trotz aller Enttäuschungen, die wir mit uns und anderen erlebt haben, weil wir alle fehlbare Menschen sind, lohnt es sich dennoch, Vertrauen zu haben in sich und in den anderen. Nur auf diese Weise kann es ein gedeihliches Zusammenleben geben. Vertrauen ist das Band jeder gelungenen Ehe. Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass wir die volle Zuversicht, Sicherheit, Gewissheit, Überzeugung, Hoffnung, Treue und Verlässlichkeit nur bei Gott finden können. Jeremia beschreibt einen Gläubigen, der voll ist von Vertrauen in den HERRN im nächsten Vers:

Er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt. Sein Laub ist grün, im Jahr der Dürre ist er unbekümmert, und er hört nicht auf, Frucht zu tragen.
Jeremia 17,8