Andacht Heute

Die Frage nach dem Wohin

Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr nicht auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Christus bist, der Sohn des lebendigen Gottes!
Johannes 6,67-69

Dieses wunderbare Bekenntnis des Petrus gibt uns auch heute noch zu denken. Nach einer Rede Jesu kehrten ihm viele den Rücken, teils aus der Einsicht heraus, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können, teils aus Angst vor Verfolgung. Zweifellos gehörte damals mehr Mut dazu, sich offen zu Jesus zu bekennen als heute. Viele Menschen haben sich inzwischen aus unterschiedlichen Gründen vom Glauben zurückgezogen. Vielleicht haben sie negative Erfahrungen in Kirchengemeinden gemacht. Oder sie finden, dass der wissenschaftliche Fortschritt im Widerspruch zum einfachen Schöpferglauben steht. Oder sie leben einfach ihr Leben, wie es ihnen gefällt, ohne jede geistliche Bevormundung. Sie alle haben Jesus verlassen und sind ihren eigenen Weg gegangen. Wohin hat sie das geführt? Hat es sie glücklicher gemacht? Die Frage des Petrus bleibt bestehen.

Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben, der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben. 
Habakuk 2,4

Ein dreister Wortbruch

Bei vielen Worten bleibt ⟨Wort⟩bruch nicht aus, wer aber seine Lippen zügelt, handelt klug.
Sprüche 10,19

Beim heutigen Vers bin wieder mal verblüfft, wie gut die vor Jahren ausgelosten Herrnhuter Losungen auf die aktuelle politische Situation passen. Hätte sich ein Friedrich Merz von der Christlich(!) Demokratischen Union daran gehalten, wäre es nicht zu diesem Wortbruch gekommen. Was ist das Wort eines Politikers noch wert, wenn es schon in wenigen Tagen nichts mehr gilt? Da wird das eigene Handeln dann lieber am Satz des Staatsrechtlers Niccolò di Bernardo dei Machiavelli (1469-1527) ausgerichtet: “Der Zweck heiligt die Mittel.” Unter Machiavellismus versteht man einen manipulativen Politikstil, der in zynischer Missachtung der Moral ganz auf Eigennutz und persönlichen Gewinn ausgerichtet ist. Wer immer sich von einer sich christlich nennenden Partei versprochen hat, dass sie wenigstens an den einfachsten Regeln von Anstand und Moral festhalten würde, der wurde in diesen Tagen eines Besseren belehrt. Diese machtbesessene Politikerkaste kann so viele Worte machen wie sie will, sie bleiben unglaubwürdig. Wir können über eine solche Dreistigkeit nur noch den Kopf schütteln können. Dennoch sollten wir selbst klug handeln und uns an die Worte von Jesus halten:

„Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein; jedes weitere Wort ist vom Bösen.“
Matthäus 5,37

Der Römerbrief – eine Herausforderung

Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.
Römer 6,23

Man könnte den Brief, den Paulus an die Römer geschrieben hat, als eine Lektion für Fortgeschrittene bezeichnen. Er ist zweifellos eines der tiefgründigsten Werke des Neuen Testaments und ist für einen Anfänger im Glauben eine schwere Kost. Der Apostel behandelt in ihm komplexe Themen wie Rechtfertigung, Gnade und Sünde. Er baut seine Argumente darin logisch aufeinander auf. Um einem Gedankengang ganz folgen zu können, kommt man nicht umhin, die gesamte Struktur des Briefes im Blick zu haben. Der Vers von oben ist der Schlusspunkt einer Argumentationskette. Herausgelöst aus dem Gesamtzusammenhang kann er den Leser überfordern, zumindest werden ihm wichtige Aspekte verborgen bleiben. Deshalb kann meine Empfehlung nur lauten, das ganze Kapitel 6 gründlich zu lesen, am besten mit Hilfe eines geeigneten Bibelkommentars.

Für Martin Luther war der Römerbrief von zentraler Bedeutung, weil er ihm half, Gottes Gerechtigkeit nicht nur als eine strafende Eigenschaft, sondern als ein Geschenk zu betrachten, das den Menschen durch den Glauben an Jesus Christes gerecht macht. Diese Erkenntnis, dass wir allein durch Glauben und nicht durch Werke gerechtfertigt werden, war für ihn der Durchbruch und bildete später die Grundlage der Reformation. Luther bezeichnete den Römerbrief als das „rechte Hauptstück des Neuen Testaments“ und empfahl sogar, ihn täglich zu lesen und zu studieren.