Unser Umgang mit dem Hausschatz
»Habt ihr das alles verstanden?«, fragte Jesus seine Jünger. »Ja!«, erwiderten sie.
Da sagte er zu ihnen: »Dann wisst: Jeder Schriftgelehrte, der in der Schule des Himmelreichs ausgebildet ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Schatz Neues und Altes hervorholt.«
Matthäus 13,52
Als Jesus seine Gleichnisreden vor einer Menschenmenge beendet hatte, fragte er seine Jünger, ob sie alles verstanden hätten. Diese Frage könnte man auch den Gottesdienstbesuchern nach einer Predigt stellen. Haben sie wirklich alles verstanden, was sie gehört haben, oder gehen sie nach Hause, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, es zu verstehen? Man könnte ja auch mal den Prediger fragen, wenn etwas unklar geblieben ist. Wird diese Möglichkeit genutzt? Es soll ja nicht so sein, dass man unbereichert an Wissen und Weisheit wieder heimgeht.
Während es im ersten Vers um die Rezeption geht, also dem Verständnis dessen, was mitgeteilt wurde, gilt der nächste Vers denjenigen, die sich aus der Bibel Wissen angeeignet haben und für dessen Weitergabe sorgen sollen. Auch hier verwendet Jesus ein Gleichnis. Er spricht von einem Hausherrn, der sich überlegt, was er seinen Gästen aus seinem Hausschatz anbieten kann, damit sie davon profitieren. Darunter verstand man in früher oft eine Sammlung gehobener Literatur und Musik, aus der den Gästen Kostproben dargeboten wurden. Jesus wollte mit seinem Gleichnis darauf hinweisen, dass seine Jünger und alle, die ihnen nachfolgten, Diener des Evangeliums sein müssen. Sie sollten die Bücher des Alten und des Neuen Testaments gut kennen, also über ein umfassendes geistliches Wissen verfügen, um wie in einer Bibliothek das richtige Wort für den Hilfesuchenden auszusuchen. Es genügt also nicht, irgendein Buch in die Hand zu nehmen, das man gerade gelesen hat, und sich damit wichtig zu machen. Als Verkünder des Evangeliums – und das müssen wir alle sein, die Aufforderung gilt nicht nur für die Verkündiger auf den Kanzeln – haben wir die Dienstpflicht, gute Bibliothekare oder Schatzmeister des Glaubens zu sein, um aus den uns anvertrauten Kostbarkeiten mit Hilfe des Heiligen Geistes, das für den jeweiligen Fall Richtige auswählen zu können.