Leibfeindlichkeit und Körperkult

Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?
1. Korinther 6,19

    Von unserem Leib, und speziell in seinem Verhältnis zum Geist, gab und gibt es die unterschiedlichsten Vorstellungen. Die Sekte der Gnostiker trennte aufgrund ihrer Irrlehre vom Auftretens eines niederen Schöpfergottes, dem Demiurg, das Fleisch streng vom Geist. Wenn der Leib von einem bösen Gott geschaffen wurde, dann war er abzulehnen. Leibfeindliche Tendenzen in der Kirche erhielten dadurch ihre verdorbene Nahrung. Noch heute plagt Gläubige ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Sexualität in der dafür vorgesehenen Form der Ehe nicht genießen können. Diese Leibverachtung ist in der Moderne in eine Vergötterung des Leibes umgeschlagen. Überall finden wir heute diesen Körperkult. Gesundheit, Fitness und Aussehen erscheinen vielen als das allein Erstrebenswerte. Wieviel Geld wird allein für die Umgestaltung eines nicht optimalen Körpers ausgegeben?

    Das Wort des Paulus an die Korinther zeigt uns einen Ausweg, mit dem wir den Extremen Leibfeindlichkeit und Leibvergötterung entkommen können. Die Vorstellung, dass in uns der Heilige Geist wirksam ist, kann uns davor befreien, den Leib als einen vom Geistigen abgespalten Teil unseres Selbst zu betrachten. Wir dürfen uns an unserem Leib erfreuen, sollten ihn aber nicht überbewerten, sondern ihn in der von Gott geschaffenen Einheit mit unserem Geist betrachten.

    Meine Kinder, um die ich noch einmal Geburtswehen leide, bis Christus in euch Gestalt gewinnt.
    Galater 4,19