Lohn und Strafe auf Erden

„Der Vater im Himmel lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“
Matthäus 5,45

Das Schicksal kann Gläubige und Ungläubige hart treffen, auch wenn dies nicht unserem moralischen Empfinden entspricht. Nach unserem Rechtsempfinden sollte gutes Verhalten belohnt und schlechtes bestraft werden. Wir sehen aber, dass oft Mafiabosse ein schönes Leben führen und wir, die wir uns immer an die Gesetze des Staates halten, so oft benachteiligt werden. Von Gott erwarten wir, dass er unsere moralischen Ansprüche unterstützt, und es gibt nicht wenige, die ihm die Schuld geben, wenn dies nicht geschieht.

Heute bin ich auf den Begriff des „Tun-Ergehen-Zusammenhangs“ gestoßen, den der evangelische Theologe Klaus Koch geprägt hat. Abgesehen davon, dass die Wortwahl nicht ganz glücklich, weil schwer verständlich ist, lohnt es sich, sich mit ihm zu beschäftigen. Ganz salopp könnte man den Begriff mit der Erwartung erklären, dass gottgefälliges Verhalten unmittelbar auf Erden belohnt und sündiges Verhalten bestraft wird. Wer nur das Alte Testament zur Hand nimmt, könnte auf so etwas kommen. Aber schon Hiob oder dann im Neuen Testament Jesus selbst sind die besten Beispiele dafür, dass dieser Zusammenhang nicht stimmen kann. Hiob versucht, ein vorbildliches, gottgefälliges Leben zu führen, und trotzdem trifft ihn so viel Unglück. Jesus ist völlig frei von Sünde und wird dennoch grausam gefoltert und getötet. Wenn dies Lohn-Strafe-Prinzip auf Erden ganz sicher nicht zutrifft, dann kommt es entscheidend auf unsere Ausrichtung an. Wenn wir Buße tun und die Trennung von Gott überwinden, dann werden daraus auch gute Taten entspringen. Wir werden uns aber nicht durch deren Anhäufung nach dem Pfadfindermotto „Jeden Tag eine gute Tat“ eine Wunscherfüllungsgarantie bei unserem Herrn aufbauen können. Beten dürfen wir immer, aber ohne die ständige Erwartung einer Belohnung für unser Tun. Auch Hiob musste erkennen, dass sein Schicksal nicht von seinen Taten, sondern allein von der Gnade Gottes abhängig ist. Entscheidend ist, dass der Mensch den eigentlichen Sinn seines Lebens nicht verfehlt.

Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns ein unermessliches ewiges Gewicht an Herrlichkeit.
2. Korinther 4,17