Ein Fest der Liebe

Bleibt keinem etwas schuldig! Was ihr einander allerdings immer schuldet, ist Liebe. Wer nämlich seine Mitmenschen liebt, der hat Gottes Gesetz erfüllt.
Römer 13,8

Weihnachten wird das „Fest der Liebe“ genannt. Gerade wir Christen rühmen uns, dass wir fern von allem Kommerz und Scheinheiligkeit dies als seinen wahren Sinn erkannt haben. Da macht es schon stutzig, dass es immer noch so viel Streit zwischen den Konfessionen gibt. Gestern hörte ich von einer überzeugten Katholikin, die über evangelische Christen gespottet hat. Insbesondere war ihr ein Dorn im Auge, dass es bei den Protestanten kein Weihesakrament gäbe. In der Tat ist es so, das ist aber nicht der einzige gravierende Unterschied. Die Eucharistiefeier als geheimnisvolle Umwandlung von Brot und Wein in den wahren Leib und das wahre Blut Christi ist für evangelische Christen nicht nachvollziehbar. Für sie gilt seit Luther: Allein durch den Glauben, allein die Schrift, allein Christus, allein durch Gnade!

Wenn man genauer hinsieht, gibt es zwischen den beiden christlichen Glaubensrichtungen mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten, trotz aller ökumenischer Bemühungen von beiden Seiten. Um ehrlich zu sein, so ist auch mir schon manche abfällige Äußerung zu katholischen Praktiken über die Lippen gekommen. Wir sollten uns allerdings die Frage stellen, ob es im Sinne von Jesus wäre, wenn wir als Evangelische auf die Katholiken schimpfen und umgekehrt. Wenn wir das Liebesgebot ernst nehmen, dann dürfen wir das sicher nicht. Wenn ein Katholik vor mir steht, dann ist es vorrangig ein Mensch wie ich. Er ist ein Mitmensch, dem ich Liebe schulde und keinesfalls Verachtung, auch wenn er aus meiner Sicht in vielerlei Aspekten völlig falsch dran ist. Nur so handeln wir im Sinne Gottes, nur so haben wir Anteil an SEINER Liebe.

Denn wer seinen Mitmenschen liebt, tut ihm nichts Böses. So wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.
Römer 13,10