Über die Güte

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Galater 5,22

Wenn einer sagt „Ach, du meine Güte!“, dann drückt er damit seine Verwunderung aus. Wobei mit Güte auch Gott gemeint ist, im Sinne von „Oh, mein Gott!“. Wir sehen also schon in diesen umgangssprachlichen Ausdrücken die enge Verbindung von Güte mit Gott.

Im Deutschen kann das Wort Güte sowohl für die Beschaffenheit und die Qualität einer Ware, als auch für die milde, freundliche, von Wohlwollen und Nachsicht auf den Mitmenschen bestimmte Gesinnung verwendet werden. Das Griechische kennt für den letzteren Gebrauch als Eigenschaft des Menschen zwei Worte, die sich nicht grundsätzlich voneinander unterscheiden. Beide kommen im obigen Galatervers vor. Da ist einmal die agathosyne, eine Charaktereigenschaft, die sich eher tatkräftig ausdrückt und sich in tüchtig und brauchbar sein, verbunden mit einer gütigen Haltung, zeigt. Das andere Wort, das hier verwendet wird, ist chrestotes, und dieses ist nicht mit Aktivität verbunden. Es ist ein Ausdruck für das Wesen und den Charakter des Menschen, aus dem erst in einem zweiten Schritt die agathosyne hervorgehen kann und ihn Gutes tun lässt. Der Unterschied erscheint nicht unbedingt wesentlich zu sein. Er ist allerdings deutlich erkennbar im Wesen Gottes. Für IHN wird in der Bibel nur chrestotes verwendet, niemals agathosyne. Gott ist in diesem Sinne nachsichtig und milde mit dem Menschen oder auch die Güte selbst. Diese muss nicht erst wie beim Menschen in einem zweiten Schritt in deren tatkräftige Form als agathosyne münden.

Um nochmal auf die deutsche Übersetzung des obigen Verses zurückzukommen. Da kommen nacheinander Freundlichkeit und Güte vor. Hier hilft es, wenn wir Freundlichkeit als die dem Menschen gemäße aktive Form der Güte verstehen. Das ist ein „Vorschlag zur Güte“, nämlich einer im Sinne Gottes.