Wenn dir die Welt über ist

Bei dir finden die Verwaisten Erbarmen.
Hosea 14,4

Ihr seid nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
Epheser 2,19

Ich fühlte mich als 4 Jährige, wie ein verwaistes Kind, als meine geliebte Großmutter viel zu früh verstarb. Mein Schmerz, meine Angst nahmen zu. Zunächst schlug ich um mich und in der Pubertät wurde ich immer melancholischer. Die einzige Hoffnung, die mir blieb, war eine Vorahnung auf mein späteres besseres Leben.

Der zweite Vers spricht mir aus der Seele. Sehr oft fühlte ich mich in dieser Welt wie ein Fremdling und Gast. „Ich bin nur Gast auf Erden“, war ein Lieblingslied und „Näher mein Gott zu dir“ ebenso. Es verwundert nicht, dass ich gerne bei Beerdigungen sang.

Nun, wo ich alt bin und mir Gott ins Herz legte, dass meine Ewige Heimat auf mich wartet, habe ich Zuversicht, die ich weitergeben darf und auch soll. ER ist unser Friede, weil Er uns erlöst hat von dem ewigen Tod und eine Wohnung in Seinem Reich versprochen hat.

Ein Kommentar

  1. Beim im Plural (Verwaisten) übersetzten Losungsvers denkt man an einen Akt der Nächstenliebe. Klar, die Gesellschaft sollte sich um Waisen kümmern, keine Frage. Wie das zu geschehen hat, wird durch den ausgesuchten Lehrtext aus dem Epheserbrief „erläutert“: Durch praktizierte Integration, um einen aktuellen Begriff zu verwenden. Wenn man aber das Buch Hosea genauer liest, kommt man zu einem anderen Ergebnis. Stutzig gemacht hat mich, weshalb da mitten im Zusammenhang mit der Geschichte Israels vom Umgang mit Waisenkindern gesprochen wird.

    Hosea gebraucht anfangs das Bild der Ehe, um den Bund Gottes mit den Menschen zu verdeutlichen. Eine Ehefrau ist einen lebenslangen Treuebund mit ihrem Mann eingegangen. Wenn sie fremd geht und aus dieser Liaison ein Kind hervorgeht, wird es vom betrogenen Ehemann nicht als das seine anerkannt. Das aus der Unzucht entstandene Mädchen (Lo-Ruchama) wird so zur Halbwaise. Auch Gott verstieß das Volk Israel, weil es untreu geworden ist und den Bund mit IHM verlassen hat. Hosea forderte es dringend zur Umkehr auf. Daraufhin hatten die Israeliten erkannt, dass sie sich nicht auf die Hilfe fremder Völker verlassen konnten, nicht auf eigene Stärke und nicht auf Götzen. Einzig ihr Bund mit Gott konnte ihnen helfen.

    Unser Gott! Denn bei dir findet die Waise Erbarmen. Hosea 14,4

    Sie erkannten den einzigen und wahren Gott an („Unser Gott!“). Sie, die Abtrünnigen, konnten nur durch IHN Barmherzigkeit empfangen. Um im Bild zu bleiben: Der betrogene Ehemann verzeiht seiner reumütigen Frau und nimmt das Kind der Untreue bei sich auf.

    Ich will ihre Abtrünnigkeit heilen, will sie aus freiem Antrieb lieben. Denn mein Zorn hat sich von ihm abgewandt. Hosea 14,4

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