Jesus spricht: Ich lebe, und ihr sollt auch leben. Johannes 14,19
Das Lied habe ich als Kind mit Leibes- und Liebeskraft im Gottesdienst gesungen. Die Geborgenheit in der Gemeinschaft und der Lobgesang zur Ehre Gottes waren stets Momente der Auferbauung und Glückseligkeit. Man traf die Freunde und fühlte sich gut. Schließlich war man noch Kind und fühlte sich in Christi Liebe geborgen, denn es wurde uns gesagt, dass Jesus die Kinder liebt.
Auch jetzt im Alter habe ich wieder zu den christlichen Liedern gefunden. Gerne spiele ich sie am Klavier und genieße den Frieden, der dadurch entsteht, Gott zur Ehre.
Beim Umschalten im Karsamstag-TV-Abendprogramm stießen wir gestern auf eine moderne Fassung der Oper Platée, in der die Flussnymphe sich in aller Hässlichkeit über die Bühne wälzte. Da kamen uns schon Zweifel, ob der viel beschworene Verlust an Kultur in diesen Corona-Zeiten in jedem Fall beklagenswert ist. Heute hörten wir das Lied Jesus lebt, mit ihm auch ich, dessen Text von Johann Fürchtegott Gellert (1715-1769) stammt. Zu Gellerts Zeiten war durch viele Aufklärer der Ruf laut geworden, dass sich die Poesie ganz von Gott zu entfernen hätte. Die spätere Entwicklung weg vom Ideal des Reinen und Schönen zeigte, wie das Abstoßende immer mehr literarisiert wurde (Rimbaud, Benn). Gellert stemmte sich in seinem Schaffen dem entgegen. Er war zu seiner Zeit als Schriftsteller und Universitätsprofessor unerhört populär. Er machte sich verdient als Erneuerer der geistlichen Poesie. In seiner Sammlung Geistliche Oden und Lieder von 1757, der auch dieses Lied entstammt, hob er die „Pflicht der Dichter“ hervor, „sich den Wahrheiten und Empfindungen der Religion zu widmen“, dies allerdings in einer dem geänderten Zeitgeschmack gemäßen Form. Seine Texte empfindet man auch heute noch, verglichen mit denen des Barocks, in ihrer Natürlichkeit des Ausdrucks als ausgesprochen modern.
Die erste Strophe von Jesus lebt, mit ihm auch ich lautet:
„Jesus lebt, mit ihm auch ich!
Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich
von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht;
dies ist meine Zuversicht.“