Andacht Heute

Nichts übertreiben

Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Darum: Wer sich selbst erniedrigt und wie dieses Kind wird, der ist der Größte im Himmelreich.
Matthäus 18,3-4

Ich gestehe, dass ich es manchmal leid bin, mich in die großen theologischen Streitfragen einzumischen, und dass ich dagegen froh bin, dass es auch so etwas wie einen – oft abgewerteten – Kinderglauben gibt. Ich glaube, es muss beides geben. Die einseitige Hinwendung zum theologischen Wissen birgt die Gefahr der Haarspalterei in sich. Da werden oft Gräben aufgerissen, die gar keine sind, wenn man das Ganze des Glaubens sieht. Wer sich dagegen nur dem einfachen, naiven Glauben verschreibt und von den theologischen Hintergründen nichts wissen will, ist leichter verführbar von Gefühlsaposteln und Sektierern.

Hier drängt sich wieder der bekannte Gemeinplatz auf, dass man alles übertreiben kann. Aber kann nicht auch so eine einfache Erkenntnis hilfreich sein? Bleiben wir kritisch gegenüber Übertreibungen in allen Schattierungen. Ein gesundes Misstrauen und eine lächelnde Distanz gegenüber religiösem Übereifer sind immer angebracht. Es bewahrt uns davor, in Fallen zu tappen, die wir später bereuen. Nichts gegen Begeisterung, aber ist es nicht auch ein Ausdruck von Selbstüberschätzung, wenn die eigenen hochgeistigen Erkenntnisse so forsch verkündet werden, dass sich der einfache Gläubige eingeschüchtert fühlt? An der Universität habe ich Mitstudenten erlebt, die sich in der Vorlesung gerne durch besonders kluge Fragen und Beiträge wichtig machten. Sie hatten dabei wohl auch die bevorstehenden Prüfungen im Blick und versuchten, sich schon einmal ins rechte Licht zu rücken. Aber der Glaube ist kein Universitätsstudium, und Professoren kann man vielleicht noch täuschen, aber nicht Jesus beim Jüngsten Gericht.

Es gibt keine größere Freude für mich, als zu hören, dass meine Kinder der Wahrheit gemäß leben.
3. Johannes 4,4

Jeder braucht Jesus

Denn wer das ganze Gesetz hält und nur in einem Punkt dagegen verstößt, ist an allen Geboten schuldig geworden. Jak 2:10

Weil Gott gerecht ist und die nach IHM rufen, segnen will, sollten gläubige Christen aufmerksam sein. Oft sind es die Niedergeschlagenen und Hoffnungslosen, die unser Glaubenszeugnis brauchen, denn auch wir waren einst rufende Sünder. ER hat mir z. B. das Evangelium in neuem Licht erscheinen lassen. Ich durfte den Tod Jesu am Kreuz für meine eigene Begnadigung erkennen und annehmen. ER hat mich am Kreuz freigekauft von meiner Schuld und ich danke dem HERRN so sehr für das Geschenk, endlich den wahren Sinn des Lebens kennengelernt zu haben, nach dem ich so lange suchte.

Wenn wir den Jakobusbrief weiterlesen, so kommen die Werke durch den Glauben zum Vorschein, denn ein Glaube ohne Werke ist tot. Es sind nicht die Werke gemeint, die man Begabungen nennt und schon in der Welt ausgeführt hat, wie gut schreiben, malen oder lesen zu können. Es sind die Werke des Geistes gemeint, die Gott gebraucht, sogar in unseren Schwächen stark zu werden. So gibt er uns das Werkzeug an die Hand, das wir brauchen, um IHM zu dienen. Das Gebet in erster Linie und die Gewissheit, dass ER das Joch leicht macht, für das, was kommt.

„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!“

Der Bericht von einem unglaublichen Ereignis

Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus allen Dörfern Galiläas und aus Judäa und Jerusalem gekommen waren. Die Kraft des Herrn war durch ihn wirksam, sodass Heilungen geschehen konnten. Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie versuchten, ihn ins Haus hineinzutragen, um ihn vor Jesus niederzulegen. Doch es herrschte ein solches Gedränge, dass sie keinen Weg fanden, den Kranken zu ihm zu bringen. Da stiegen sie auf das Dach des Hauses, deckten einige Ziegel ab und ließen den Gelähmten samt seiner Bahre mitten in den Raum hinunter, genau vor Jesus. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: »Mein Freund, deine Sünden sind dir vergeben!« 

Das erregte den Widerspruch der Schriftgelehrten und Pharisäer. »Wer ist dieser Mensch, der solche Gotteslästerungen ausspricht?«, fragten sie sich. »Niemand kann Sünden vergeben außer Gott.« 

Jesus wusste, was sie dachten. »Warum gebt ihr solchen Gedanken Raum in euren Herzen?«, fragte er sie. 

»Was ist leichter – zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹ oder: ›Steh auf und geh umher!‹? Doch ihr sollt wissen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.« Und er wandte sich zu dem Gelähmten und sagte: »Ich befehle dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause!« Sofort stand der Mann auf, nahm vor ihren Augen die Bahre, auf der er gelegen hatte, und ging, Gott lobend und preisend, nach Hause. Da gerieten alle außer sich vor Staunen und priesen Gott; voll Ehrfurcht sagten sie: »Heute haben wir unglaubliche Dinge erlebt.«
Lukas 5,17-26

Die Herrnhuter haben aus dieser Geschichte einen Vers (Als aber Jesus ihre Gedanken erkannte, antwortete er und sprach zu ihnen: Was denkt ihr in euren Herzen? Lukas 5,22 – Übersetzung Luther 2017) für die Erklärung der Tageslosung entnommen. Das ist insofern legitim, wenn man ihre sonstige Vorgehensweise betrachtet. Aber gerade in diesem Falle tut es mir geradezu weh, weil der ganze Zusammenhang entscheidend wichtig ist. Deshalb habe ich den ganzen Text (in der Neuen Genfer Übersetzung) oben wiedergegeben.

Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben völlig richtig erkannt, dass niemand außer Gott Sünden vergeben kann. Deshalb waren sie so aufgebracht, weil Jesus dies von sich behauptet hatte. Wie messerschaft war dann seine Argumentation und wie eindrucksvoll die Erfüllung seiner Worte durch die Heilung des Gelähmten? Alle Anwesenden waren danach sprachlos, angesichts dieser Manifestation der Göttlichkeit von Jesus. Und nun kommt es aber: Jeden von uns sollte dieser Bericht (diese Bezeichnung ist hier weitaus treffender als „Geschichte“) einer tatsächlichen Heilung durch Jesus ebenso beeindrucken wie die Menschen, die ihr damals beiwohnten. Wir haben es hier mit einem Schlüssel für das ganze heilige Geschehen zu tun. Beispielhaft können wir damit Ungläubigen erklären, warum es uns so ernst ist mit unserem Glauben. Ja, wir glauben an Jesus, dass er der Sohn Gottes ist, dass er heilen kann, und dass er unsere Sünden vergeben kann. ER ist unser Erlöser, auf dass es für jeden von uns sonnenklar ist, dass wir „unglaubliche Dinge erleben“ dürfen.