Andacht Heute

Die Sache mit der Rippe des Mannes

Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf über ihn kommen, entnahm ihm eine Rippe und verschloss die Stelle wieder mit Fleisch. Aus der Rippe formte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen.
1. Mose 2,21-22

    Diese Stelle aus der Schöpfungsgeschichte ist inzwischen zum Allgemeingut geworden. Darin sehen nicht wenige Männer immer noch ihren Überlegenheitsanspruch begründet. Schließlich war Adam zuerst da, und Eva entstand erst aus seiner Rippe. Bis heute wird dies auch als Argument benutzt, um Frauen von Ämtern und Predigtdiensten fernzuhalten, wie es Helge Stadelmann tut: „…aufgrund der Schöpfungsordnung … soll die Frau in der Gemeinde das Lehr- und Leitungsamt nicht ausüben.“ Die feministische Theologie kritisiert dies scharf und kommt sogar zu dem Umkehrschluss, dass der Frau eine höhere Bedeutung zukommt als dem Mann. Schließlich sei Adam aus minderwertigem Material wie Schlamm geschaffen worden, Eva aus einem Menschen. Und Adam sei der erste Versuch gewesen, Eva sein Meisterstück. Daraus ergebe sich auch der Anspruch auf eine führende Rolle der Frau. Man sieht, man kann die Stelle auch anders interpretieren.

    Aber geht es in dieser Bibelstelle überhaupt um die Frage eines Führungsanspruchs, also darum, ob der Mann oder die Frau über das andere Geschlecht herrschen soll? Ich denke, dass aus diesen Worten einzig zum Ausdruck kommt, dass wir füreinander geschaffen wurden. Allein wäre es auch für Adam im Paradies nicht schön gewesen. Nur im menschlichen Miteinander, und wie es von Anfang an vorgesehen ist, in der innigen Beziehung als Mann und Frau, verbunden in lebenslanger Gemeinschaft, kann Liebe in ihrer reinsten Form erwachsen. Dass dies nicht immer leicht ist, wissen wir alle. Helfen kann uns dabei nur die gemeinsame Beziehung zu Gott. Sie gibt uns die dazu nötige Kraft, seinen Willen in der Ehe zu tun. Wie schön sind die Worte Adams, als er Eva zum ersten Mal sah:

    Da rief dieser: »Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde aus einem Teil von mir gemacht – wir gehören zusammen!«
    1. Mose 2,23

      Der Mensch als Ebenbild Gottes

      Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn und schuf ihn als Mann und als Weib.
      1.Mose 1,27

      Diesen Satz aus der Schöpfungsgeschichte haben wir schon oft gehört. Nicht selten wird er zitiert. Aber verstehen wir diesen Satz in seiner ganzen Dimension? Gegenwärtig wird das biblische Menschenbild der Zweigeschlechtlichkeit von den Propagandisten sogenannter nicht-binärer Geschlechtsidentitäten stark in Frage gestellt, die von transgender, genderqueer, genderfluid, bigender, trigender und agender sprechen (wen es interessiert: die jeweiligen Definitionen sind bei wikipedia nachzulesen). Ich will hier nicht weiter darauf eingehen, die Diskussion um diese Erweiterung des ursprünglichen Geschlechterbegriffs ist inzwischen medial bis zum Überdruss ausgeweitet worden, auch wenn nur eine absolute Minderheit der Bevölkerung aufgrund ihrer Anatomie wirklich davon betroffen ist.

      Was aber ist gemeint, wenn von der Gottebenbildlichkeit des Menschen gesprochen wird? Sicherlich sind wir alle Geschöpfe Gottes, aber sind wir Ihm wirklich in allem gleich? Ist das nicht eine Wunschvorstellung, die in diesem Satz zum Ausdruck kommt, fern jeder Realität, wenn wir uns selbst ehrlich betrachten? Schon die ersten Menschen haben Gott schwer enttäuscht, und wir alle sind durch die Erbsünde auf Wege geraten, die Ihm nicht gefallen können. Doch Jesus Christus hat uns von allen Sünden erlöst. Wer ihm nachfolgt, wird in die Ewigkeit eingehen. Wir sind Gottes Ebenbild, insofern wir auf Erden als seine Stellvertreter vor allen Pflanzen und Tieren bestimmt sind. Unser eigenes Bemühen, diesem Bild immer mehr zu entsprechen, kann uns nicht helfen. Es ist reine Gnade, wenn wir uns dem annähern, wozu Gott uns geschaffen hat. Paulus hat den Weg unserer Vervollkommnung so treffend beschrieben:

      Wen Gott nämlich auserwählt hat, der ist nach seinem Willen auch dazu bestimmt, seinem Sohn ähnlich zu werden, damit dieser der Erste ist unter vielen Brüdern und Schwestern. Und wen Gott dafür bestimmt hat, den hat er auch in seine Gemeinschaft berufen; wen er aber berufen hat, den hat er auch von seiner Schuld befreit. Und wen er von seiner Schuld befreit hat, der hat schon im Glauben Anteil an seiner Herrlichkeit.
      Römer 8,29-30

      Ausgleich statt Rache

      Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandverletzung für Brandverletzung, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.
      2. Mose 21,24-25

        Dieses mosaische Prinzip (auch ius talionis Ausgleichsprinzip genannt) wird heute von vielen als grausam empfunden. Dennoch war es in einer Zeit, in der die Blutrache vorherrschte, bereits ein großer Fortschritt für die Strafverfolgung. Entgegen mancher Meinung ging es nun um finanzielle Entschädigung und nicht mehr um körperliche Verstümmelung. Es richtete sich auch nicht an das Opfer, um es zur Vergeltung aufzufordern, wie es im Volksmund als „Auge um Auge“ immer noch gerne verstanden wird. Martin Buber hat es mit „Gib Auge um Auge“ übersetzt, um Missverständnissen vorzubeugen. Der Täter sollte verpflichtet werden, für den Schaden aufzukommen und den Rechtsfrieden wieder herzustellen. Noch radikaler hat Jesus in der Bergpredigt auf den Sinn des Gebotes hingewiesen, nämlich durch Verzicht auf Vergeltung Frieden unter den Menschen zu stiften. Das gilt für den Einzelnen und steht nicht im Gegensatz zur notwendigen Rechtspflege des Staates.