Andacht Heute

Ein Gott auf Sparflamme

Der Geist weht, wo er will.
Johannes 3,8

In theologischen Diskussionen ergeben sich oft unterschiedliche Ansichten über die Souveränität Gottes. Das eine Lager stellt sich einen Gott vor, der sich an die Naturgesetze hält. Das andere betont Gottes Allmacht, die sich in Wundern, Heilungen und konkreten Gebetserhörungen zeigt. Im einen Fall handelt Gott – wenn überhaupt – verborgen und leise, im anderen kann er jederzeit eingreifen.

Es würde zu weit führen, den Einfluss des Deismus in der Aufklärung für die erste Position hier zu erläutern. Die damalige Auffassung, die in Gott einen Uhrmacher sah, der alles in Gang gesetzt hat, dann aber alles laufen hat lassen, gilt inzwischen längst als überholt. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass sich darin immer noch ein moderner Alltagsglaube ausdrückt, der zwar noch von „irgendetwas Höherem” spricht und davon, dass „Gott die Welt gemacht hat”, jedoch nicht daran glaubt, dass er eingreift. Das klingt vernünftig, kollidiert nicht mit der Naturwissenschaft und ist mit der heutigen Denkweise kompatibel. Doch leider reduziert dies Gott zu einem Wesen auf Distanz, zu einem einstigen Feuer, das nur noch im Hintergrund glimmt. Theologen, die diese Sichtweise vertreten, übersehen, dass Gott jederzeit konkrete Macht entfalten kann. Wir müssen seine Nähe und sein Eingreifen ernst nehmen.

Ach, Herr HERR! Siehe, du hast Himmel und Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgestreckten Arm; dir ist nichts unmöglich.
Jeremia 32,17

Hilfe für Skeptiker

Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein.
Jakobus 4,8

Ich frage mich, was Menschen davon abhält, an Gott zu glauben. Meiner Ansicht nach lehnen sie ihn häufig nicht bewusst ab. Nur selten sagt jemand, dass er ein überzeugter Atheist ist. Oft sagen Menschen, dass es vielleicht eine höhere Macht geben mag, die sie jedoch nicht erkennen können. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Nichtgläubigen Gottverdränger. Sie weichen zeitlebens der Frage nach Gott aus und führen eine Vielzahl an Gründen an: schlechte Erfahrungen mit Kirchen, Angst vor Freiheitsverlust oder Ablenkung durch die Anforderungen in Beruf und Familie. Oft hört man auch, dass man ein moralisch einwandfreies Leben führe und einige Christen kenne, die sich so nennen, aber scheinheilig seien.

Was kann man diesen Menschen sagen, um sie zum Nachdenken über Gott zu bringen? Ich neige dazu, ehrlich von mir zu sprechen und zu versuchen, dem anderen verständlich zu machen, was mich selbst zu Gott geführt hat. Auch, wie der Glaube mein Leben bereichert hat. Wie mir durch ihn die Fragen nach Gerechtigkeit, Liebe und Wahrheit beantwortet wurden. Mir ist bewusst, dass ich niemals aus eigener Kraft einen Skeptiker überzeugen kann. Das kann nur Gott gelingen.

Gebet: HERR, hilf mir, im Umgang mit Menschen, die nicht glauben können oder wollen, die richtigen Worte zu finden. Anstatt sie zu bedrängen, möchte ich sie auf ihrem Weg zu dir begleiten. Gib mir die dazu nötige Geduld, Liebe und das Vertrauen darauf, dass du jeden Menschen in seinem Herzen berühren kannst.

Meinungsfreiheit statt moralischer Gängelung

Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
2. Korinther 3,17

„Papst Leo XIV. hat in einer religiös geprägten Predigt seine erste Christmette gefeiert.“ Dies meldete die Tagesschau über die traditionelle Zeremonie vor dem Petersdom. Offenbar ist es eine Meldung wert, wenn sich das katholische Oberhaupt in einer Predigt nicht vorwiegend politisch, sondern „religiös“ äußert. Das ist in etwa so, als würde die Tagesschau berichten, der Präsident des FC Bayern hätte auf der Jahreshauptversammlung eine „fußballerisch geprägte Rede“ gehalten und sich nicht vorwiegend zu Fragen der Migration und zur Weltpolitik geäußert. Es gibt nur eine Erklärung für diese fast grotesk erscheinende Meldung: Man hat sich inzwischen so sehr an die Beteiligung der Großkirchen an tagespolitischen Lagerkämpfen und an ihre Vereinnahmung durch politische Ideologien gewöhnt, dass es auffällig ist, wenn sie sich ihrer eigentlichen Aufgabe, der Verkündigung des Wortes Gottes, annehmen.

Zunehmend oft erleben wir, dass Kirchen in politischen Debatten sehr laut auftreten, aber leise werden, wenn es um Fragen des Glaubens geht. Zu häufig werden moralische Appelle formuliert, ohne den Menschen Freiraum für ihre Gewissensbildung zu gewähren. Es wäre doch nicht so schwer, einmal deutlich zu formulieren: In Christus und dem Hören auf Gottes Wort bilden die Gläubigen eine Einheit. Dagegen muss Vielfalt erlaubt sein zu dem, was jeder einzelne Mensch in Bezug auf politische Fragen denkt.