Andacht Heute

Wir dürfen jederzeit bitten

An dem Tag, als ich zu dir rief, hast du mich erhört; du hast mir Mut verliehen und meiner Seele Kraft gegeben.
Psalm 138,3

Wir können Gott anrufen, wann immer uns danach ist. Er wird uns hören. Natürlich dürfen wir nicht erwarten, dass er jede unserer Bitten sofort erhört. Oft hat er eine ganz andere Antwort für uns, als wir uns erhoffen. Stellen wir uns einen kleinen Jungen vor, der seinen Vater bei einem Stadtbummel an jedem Stand, an dem sie vorbeikommen, um ein Eis anbettelt. Würde der Vater jedes Mal nachgeben, bekäme sein Sohn sicher Bauchschmerzen. Erst im Nachhinein, wenn er die nötige Reife erlangt hat, wird der Junge einsehen, dass sein Vater Recht hatte, als er nicht auf jeden seiner Wünsche einging. Die Geschichte soll uns aber nicht davon abhalten, uns an Gott zu wenden, wenn uns etwas auf dem Herzen liegt.

Es gibt Christen, die meinen, man solle den Herrn nicht mit Banalitäten belästigen. Sie stellen ihn sich wohl wie einen überarbeiteten, genervten Firmenchef vor, bei dem man sich gut überlegen muss, ob man sich an ihn wendet. Das hieße aber, an seiner Allmacht zu zweifeln. Deshalb glaube ich, dass es auch um Kleinigkeiten gehen kann, wenn wir uns im Gebet an Gott wenden. Wie oft habe ich ein kurzes Stoßgebet gesprochen, wenn ich etwas verlegt hatte und es dringend suchte? Und wie oft ist mir dann die richtige Idee gekommen, wo der Schlüssel, das Handy oder was auch immer liegt.

Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten.
1. Johannes 5,14

Luthers Meinung zur Beichte

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Matthäus 6,12

In der letzten, der achten Invokavitpredigt, geht Luther auf die Beichte ein. Seine Haltung zur Beichte war differenziert. So kritisierte er die mittelalterliche Praxis der päpstlich befohlenen Beichte. Sie wurde oft als reine Pflicht verstanden und als Mittel der Kontrolle missbraucht. Demgegenüber betonte er die persönliche Beziehung zu Gott und die Rechtfertigung allein aus Glauben. Die Beichte ganz zu verbieten, lehnte Luther jedoch ab. Wer einen starken, festen Glauben habe, könne darauf verzichten und sei frei, heimlich zu beichten. Nach ihm gibt es auch andere Formen der Absolution, der Lossprechung von Sünden. Im Evangelium bei Matth. 6,14: „Wenn ihr euren Schuldigern vergeben werdet, so wird euch auch mein Vater vergeben“. Im Vaterunser in Matth. 6,12 (s.o.). Schon dem Täufling wird die Zusage der Gnade und Barmherzigkeit verkündigt.

Ohne die Beichte als heilsnotwendiges Sakrament zu betrachten, sah er in ihr eine wertvolle Möglichkeit, sein Gewissen zu erleichtern und Gottes Vergebung zu empfangen. In der evangelischen Kirche hat die Beichte ihre zentrale Rolle wie in der katholischen Kirche verloren, ist aber als seelsorgerliches Angebot erhalten geblieben. Viele Gemeinden bieten Beicht- oder Seelsorgegespräche an. Zudem ist die Beichte oft in den Gottesdienst integriert, z.B. durch ein gemeinsames Schuldbekenntnis. Auch Luther war von der Notwendigkeit überzeugt, die persönliche Schuld vor Gott zu bringen und anderen zu vergeben, um freigesprochen zu werden. Erst dann sei der Zugang zum Sakrament des Abendmahls möglich. Man kann sich einem anderen Menschen anvertrauen, man kann es aber auch in aller Stille für sich tun. Luther sagt: „Danach haben wir die heimliche Beichte; da gehe ich hin und empfange eine gewißmachende Absolution, wie wenn Gott selber spräche, damit ich gewiß sei, meine Sünden seien mir vergeben. Zuletzt nehme ich das hochwürdige Sakrament zu mir, wenn ich seinen Leib esse und sein Blut trinke zu einem Zeichen, daß ich meiner Sünde los sei und Gott mich von allen meinen Gebrechen befreit hat. Damit er mich gewiß mache, gibt er mir seinen Leib zu essen, sein Blut zu trinken, auf daß ich daran ja nicht zu verzweifeln vermag noch kann, daß ich einen gnädigen Gott habe.“

Es fehlt an Liebe

Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.
1. Johannes 4,8

    In seiner siebten Invokavitpredigt knüpft Luther an seine Ausführungen zum Abendmahl an. Er sagt: „Die Liebe, sage ich, ist eine Frucht dieses Sakramentes. Die spüre ich allhier zu Wittenberg noch nicht unter euch, obwohl sie euch viel gepredigt ist; in der solltet ihr euch doch weiter hin üben.“ Schwere Kost, die er da auftischt: Es fehlt überall an Liebe. Das galt nicht nur für die Bewohner dieser Stadt damals, das gilt auch heute noch, für jeden von uns.

    Im weiteren Verlauf der Predigt spricht Luther auch von Gott als einem „glühenden Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht“. Aus der großen Fülle seiner Liebe schenkt Gott uns viel mehr, als wir verdienen: Leben, Nahrung, Sprache, Verstand, die Gnade, ihn zu erkennen und zu ihm beten zu können. Luther stellt seinen Zuhörern die Frage, was wir mit dieser unverdienten Gabe Gottes anfangen. Erwächst aus ihr wirklich Liebe? Sind wir zum Beispiel bereit, zu vergeben und uns nach einem Streit wieder die Hand zu reichen? Stellen wir nicht nur Ansprüche, sondern betrachten wir wirklich alles, was wir besitzen, als Geschenk Gottes? Was haben wir, worauf wir stolz sind, das wir nicht von Gott empfangen haben? Paulus sagt: „Wenn du es empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ (1. Korinther 4,7). Wenn wir alles der glühenden Liebe Gottes verdanken, sind wir dann nicht verpflichtet, diese Liebe weiterzugeben? Lasst uns mit Freude unseren Dienst tun.

    Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!
    1. Korinther 16,14

    Die siebte Invokativpredigt als pdf