Andacht Heute

Das Gute tun

Darum muss der Kluge zu dieser Zeit schweigen; denn es ist eine böse Zeit. Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr lebt; dann wird der HERR, der Gott der Heerscharen, so mit euch sein, wie ihr es immer sagt!
Amos 5,13-14

Auch unsere Zeit könnte man als „böse Zeit“ bezeichnen. Ich erspare mir die Aufzählung all der bösen Erscheinungen, die auch unser Land erfasst haben. Und da sagt uns Amos, der als sozialkritischer Prophet gilt, dass wir schweigen sollen, wenn wir klug sein wollen. Auch heute ist es verlockend, angesichts der Nachrichten in den Medien den Tag schon am Morgen mit Meckern und Schimpfen zu beginnen. Das ist ein sicheres Mittel, uns in schlechte Laune zu versetzen. Da wäre ein Gebet für die Mächtigen sicher die bessere Wahl.

Auch ist es sicher besser, sich mit dem Guten zu beschäftigen und das Böse zu meiden. Amos fügt hinzu: „Damit ihr lebt“. Ein scharf formulierter Satz, der uns zum Nachdenken anregt. Wer sich mit dem Bösen abgibt, lebt also gar nicht, jedenfalls nicht im Sinne Gottes. Nach dem Guten zu streben bedeutet, nicht nur davon zu reden, sondern es auch zu tun. Dann wird man auch das Böse meiden. Im Prinzip ist es so einfach, wie es Wilhelm Busch in „Die fromme Helene“ ausgedrückt hat: „Das Gute – dieser Satz steht fest – ist immer das Böse, das man lässt.“ Der Zeichner und Dichter nahm in seiner Geschichte allerdings die religiöse Heuchelei satirisch aufs Korn. Man kann nach außen hin so tun, als sei man gut, wie die verwitwete Helene, die für alle sichtbar in der Kirche intensiv den Rosenkranz betet, aber daheim immer mehr dem Alkohol als Lebenströster verfällt. Aber seien wir gewiss: Gott können wir nichts vormachen, nur um seinetwillen sollen wir leben. Nur wenn wir das Gute suchen, indem wir nicht nur von ihm reden, sondern auch so handeln, dann wird ER auch mit uns sein.

Verse, die man gerne weglässt

Wer sein Leben lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s bewahren zum ewigen Leben.
Johannes 12,25

Das Evangelium, das an diesem Sonntag, dem Lätare-Fest in der Passionszeit, gelesen wird, endet mit dem Vers 24. Der folgende Vers 25 wird auch in Predigten oft ausgelassen, obwohl er eng mit den vorhergehenden Worten Jesu zusammenhängt. Hier ist vom Leben die Rede, das man verliert, auch von Hass auf das Leben in dieser Welt. Das scheint eine Zumutung zu sein, die man dem modernen Menschen lieber ersparen möchte. Statt ihn zu schonen, sollte man diesen Vers aus dem Munde Jesu nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern ihn als einen Weg begreifen, der uns frei macht.

„Sein Leben hassen“ – das heißt nicht, dass wir uns über nichts mehr in dieser Welt freuen dürfen. Das Leben und auch die Freude ist uns von Gott geschenkt worden. Aber wir sollten uns befreien von der ständigen Sorge, das zu verpassen, was uns die Werbung und die Medien als das große Glück vorgaukeln: Gesundheit, Schönheit, Reiseerlebnisse, Konsum usw. Dieses Glück ist leider sehr unbeständig, wir werden darin nie vollkommene Erfüllung finden. Verständlicher übersetzt lautet Vers 25 daher: Wem sein gegenwärtiges Leben über alles geht, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben in dieser Welt loslässt, und wem es nicht mehr alles entscheidend wichtig ist, wie gut es ihm hier auf Erden geht, der wird am Ende ein Leben bekommen, das ewig anhält. Mehr können wir uns wahrlich nicht wünschen.

Auch den nächsten Vers darf man nicht weglassen. Er ist richtungsweisend für jeden Christen:

Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.
Johannes 12, 26

Ein reicher Schatz

Da sagte er zu ihnen: „Dann wisst: Jeder Schriftgelehrte, der in der Schule des Himmelreichs ausgebildet ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Schatz Neues und Altes hervorholt.“
Matthäus 13,52

„Würden Sie die unendliche Güte haben, aus Ihrem reichen Schatz wohltuender Arzneien, mir ein Päckchen Aspirin hervorzuholen und mir zu veräußern.“ So formulierte ein sprachverliebter Studienrat mit viel Ironie seinen Wunsch nach einer Kopfschmerztablette. Als Apotheker musste ich jedes Mal schmunzeln, wenn er sich so in Szene setzte. Es war nicht zu übersehen, dass er mich damit auf die Schippe nehmen wollte. Dennoch blieb bei aller Spöttelei die Feststellung, es mit einem Verwalter eines Arzneischatzes zu tun zu haben.

Der Umgang mit einem Schatz muss von Verantwortungsbewusstsein getragen sein. Für den Apotheker kommt es auf eine gewissenhafte Auswahl eines Medikaments zur Behandlung eines Leidens an. Wenn wir auf das Wort Jesu achten, dann steht auch jeder Schriftgelehrte vor der verantwortungsvollen Aufgabe, aus dem reichen Schatz der Bibel das Richtige für Menschen in Not auszuwählen. Dazu muss er die Heilige Schrift kennen, sie muss ihm vertraut sein. Jesus hat sich an seine Jünger gewandt und sie aufgefordert, ihre Kenntnis des Wortes Gottes weiterzugeben. Diese Zunahme an Wissen kann bei jedem von uns über ein wachsendes Interesse gelingen, durch regelmäßiges Bibellesen, durch Fragen stellen und Antworten finden. Erst dann haben wir einen Schatz vor uns, den wir verwalten und weitergeben dürfen.