Andacht Heute

Ein erfreuliches Angebot machen

Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus an die Landstraßen und Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde! 
Lukas 14,23

„Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.“ Dieser legendäre Satz aus dem Mund von Marlon Brando in „Der Pate“ ist eine Nötigung, wie sie in mafiösen Kreisen vorkommt. Dem Adressaten bleibt keine andere Wahl, und er muss auf die Forderung eingehen. Ist der Satz im Gleichnis des Lukas nicht ähnlich gelagert? Geht es auch hier darum, dass der Knecht den Angesprochenen klar und deutlich zu verstehen gibt, dass sie gezwungen sind, das Angebot anzunehmen?

In diesem Gleichnis, das auch in leicht abgewandelter Form auch im Matthäus-Evangelium vorkommt, geht es um die Einladung zum Hochzeitsmahl. Im übertragenen Sinn ist damit das Reich Gottes gemeint. Da viele Gäste nicht kommen wollen und Ausreden vorbringen, spricht Lukas davon, dass man die noch Zaudernden sogar nötigen solle zu kommen, um den Saal zu füllen. Wenn wir das auf die Missionierung Ungläubiger beziehen, und so ist es gemeint, dann wird mit dem griechischen Wort anankazo (nötigen, zwingen, drängen) eine höhere Intensität dieser Bemühung ausgedrückt. Dies darf aber nicht als Freibrief für eine Zwangschristianisierung dienen, wie sie leider in der Geschichte schon vorgekommen ist. Selbstverständlich kann man niemanden zum Glauben zwingen, etwa indem man ihm mit einem strafenden Gott droht. Jeder Mensch muss die Freiheit haben, sich selbst zu entscheiden. „Ich lasse mich nicht missionieren!“ Ob ausgesprochen oder nicht, so trifft man heute nicht selten auf Abwehr, wenn von einer persönlichen Entscheidung für den Glauben die Rede ist. Trotzdem sollten wir uns nicht entmutigen lassen. Wir können dieses Wort vom Nötigen auch so auffassen, dem anderen merken zu lassen, dass er uns am Herzen liegt, und wir ihm von unserer Freude an der Frohen Botschaft berichten wollen.

Lasst uns nicht nachlassen

Fürchte dich nicht, Zion! Lass deine Hände nicht sinken! Denn der HERR, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland.
Zefanja 3,16-17

Erbarmt euch derer, die zweifeln.
Judas 1,22

Beim heutigen Lehrtext (Judas 1,22) frage ich mich, ob der damit verbundene Anspruch wirklich erfüllt wird. Wie es heißt, soll gerade diese Ergänzung es ermöglichen, den biblischen Zusammenhang von Alten und Neuen Testament besser zu verstehen, um sich von der Heiligen Schrift inspirieren zu lassen. Auch wenn wir es hier mit einem nicht einfachen Fall zu tun haben, so könnte man es vielleicht so versuchen: Einerseits geht es um die Verheißung, die dem Volk Israels gilt und die es nicht aus den Augen verlieren soll. Andererseits haben wir es mit einem Appell zu tun, der sich an alle Gläubigen richtet und sie auffordert, sich um die Zweifelnden zu kümmern. Das Band, das beide Texte umschließt, könnte darin gefunden werden, dass Gottes Liebe und Gnade uns gelten und wir uns daran festhalten können.

Im Brief des Judas im Neuen Testament gibt es eine ganze Reihe von Judassen. Hier ist der Schreiber nicht der Verräter unter den Jüngern, sondern der Halbbruder Jesu. In diesem Fall ist es sinnvoll, den Zusammenhang mit dem Vers 23 herzustellen, worin das Kümmern um die Zweifler näher erläutert wird. Ich gebe die Verse einmal in der oben verwendeten Luther-Übersetzung von 2017 und anschließend in der Übersetzung der Hoffnung-für-Alle-Übersetzung wieder. Letztere liegt zwar nicht so eng am griechischen Urtext, stellt aber eine gute Hilfe zum Verständnis dar. Das ist auch ein Beispiel dafür, wie hilfreich es ist, wenn man mehrere Bibelübersetzungen nebeneinander vergleichen kann (https://www.bibleserver.com).

Und erbarmt euch derer, die zweifeln; andere reißt aus dem Feuer und rettet sie; anderer erbarmt euch in Furcht, wenn ihr auch das Gewand hasst, das befleckt ist vom Fleisch.
Judas 1,22-23 (Luther 2017)

Kümmert euch liebevoll um alle, die im Glauben unsicher geworden sind. Andere sollt ihr aus den Flammen des Gerichts reißen. Begegnet allen Menschen mit Güte. Aber nehmt euch dabei in Acht, dass ihr euch nicht von ihrem gottlosen Lebensstil anstecken lasst.
Judas 1,22-23 (Hoffnung für Alle)

Falsche Verehrung

Liebe Brüder und Schwestern! Ich konnte allerdings zu euch nicht wie zu Menschen reden, die sich vom Geist Gottes leiten lassen und im Glauben erwachsen sind. Ihr wart noch wie kleine Kinder, die ihren eigenen Wünschen folgen.
1. Korinther 3,1

    Paulus benennt hier auf schonungslose Weise die Einstellung der Korinther, die er als kindisch und eigensüchtig bezeichnet. Obwohl er bisher versucht hatte, sie mit leicht verdaulicher Nahrung zu versorgen, blieben sie ganz in ihrem weltlichen Denken gefangen. Eine echte Bekehrung zu Gott hatte noch nicht stattgefunden. Sie hörten sich gerne Predigten an, beschäftigten sich aber mehr mit Fragen, wer z. B. der bessere Redner wäre, anstatt sich mit deren Inhalten auseinanderzusetzen. Im weiteren Verlauf des Kapitels wollte Paulus ihnen verdeutlichen, dass er und Apollos lediglich christliche Arbeiter sind, die für das Pflanzen und Gießen zuständig sind. Einzig Gott gibt das Gedeihen. Es sei deshalb sehr unklug von den Korinthern, bei ihrer Menschenverehrung zu bleiben.

    Der eine sagt: »Ich bin Anhänger von Paulus!«, der andere: »Ich von Apollos!« So reden Menschen, die Gott nicht kennen!
    1. Korinther 3,5

      Dieses kindische Verhalten finden wir auch heute noch bei Christen. Da gibt es die Heiligen-, Reliquien- und Märtyrerverehrung. Der Papst wird als Heiliger Vater und Stellvertreter Christi auf Erden bezeichnet. Man ist beeindruckt von Führungspersönlichkeiten und charismatischen Predigern, denen man an den Lippen hängt. Dabei ist dieser Personenkult mitverantwortlich dafür, dass die Gläubigen sich geistlich nicht weiterentwickeln können. Wenn wir Paulus richtig verstehen, dann müssen wir erkennen, dass wir uns nicht an Personen halten sollen, sondern uns ganz auf Gott verlassen und nur IHN allein verehren sollen.