Andacht Heute

Der Umgang mit unseren Gaben

Es ist wie bei unserem Körper. Er bildet ein lebendiges Ganzes, hat aber viele Glieder, von denen jedes seine besondere Aufgabe hat. Genauso sind wir alle in Verbindung mit Christus ein einziger Leib und einzeln genommen Glieder voneinander. Wir haben ganz verschiedene Gaben, so wie Gott sie uns in seiner Gnade gegeben hat. Der eine hat die Gabe, als Prophet zu reden. Er soll das in Übereinstimmung mit dem Glauben tun! Ein anderer ist befähigt, praktische Aufgaben zu übernehmen. Er soll diese Gabe einsetzen! Wenn jemand die Gabe des Lehrens hat, soll er lehren! Wenn jemand die Gabe der Seelsorge hat, dann soll er sie ausüben! Wer Bedürftige unterstützt, tue das uneigennützig! Wer Verantwortung übernimmt, muss fleißig sein! Wer sich um Notleidende kümmert, soll es mit fröhlichem Herzen tun!
Römer 12,4-8

Wo Menschen zusammenkommen, da entsteht die Gefahr, dass Einzelne sich hervortun wollen, wobei andere sich in den Schatten gestellt fühlen. Dies ist aber nur dann ein Problem für die Gemeinschaft, wenn ein Teil sich sehr dominant den anderen gegenüber verhält. Paulus geht auf mögliche spalterische Tendenzen in den Gemeinden ein. Er benutzt hier und an anderer Stelle (1. Korinther 12,12) die Analogie zum menschlichen Leib, damit verständlich wird, dass zu seinem Funktionieren die Mannigfaltigkeit und das Zusammenspiel der verschiedenen Glieder nötig sind. Niemand sollte sich über die anderen erheben, indem er meint, wertvollere Fähigkeiten als sie zu besitzen. Alle mit Gaben Gesegneten sollten ohne Rücksicht auf von Menschen erstellten Wertordnungen geachtet werden, der Prophet gleich wie der Barmherzige.

Jeder sollte seine von Gott geschenkten Gaben einsetzen dürfen. Dies setzt voraus, dass der Einzelne selbstkritisch seine wirklichen Gaben erkennt und sie angemessen gebraucht. Wenn es um die verschiedenen Dienste in einer Gemeinde geht, so ist die Notwendigkeit ersichtlich, dass es häufig der ordnenden Hand von Ältesten bedarf, damit anstehende Aufgaben sinnvoll nach Befähigung verteilt werden können. Ein Seitenblick auf die Zusammensetzung der derzeitigen deutschen Regierung zeigt uns, dass es zwischen Menschen nicht selten zu größeren Fehleinschätzungen kommen kann. Auch in Gemeinden kann es zu Berufungen kommen, die weniger aufgrund von objektiv feststellbaren Fähigkeiten, sondern gefühlsmäßig nach Kriterien wie Sympathie und erhoffter Fügsamkeit getroffen werden. Wer hier manchmal den Eindruck hat, zu kurz gekommen zu sein, für den gibt es neben den offiziellen Aufgaben in einer Gemeinde viele Möglichkeiten, seine Gaben einzusetzen: Auf neue Besucher im Gottesdienst zugehen, Verbindungen schaffen, Einladungen machen, Hilfe anbieten, sich nach dem Befinden von Geschwistern erkundigen, sich mit Predigten auseinandersetzen, über Glaubensinhalte diskutieren und vieles mehr. Ganz wichtig: Wir sollten dies mit Liebe und „fröhlichem Herzen“ tun!

Die richtige Selbsteinschätzung

Aufgrund der Gnade, die Gott mir gegeben hat, warne ich jeden Einzelnen von euch: Denk nicht höher von dir, als dir zukommt, sondern schätze dich selbst richtig ein! Maßstab dafür ist der Glaube, den Gott jedem von uns zugemessen hat.
Römer 12,3

Hier gilt es zu unterscheiden zwischen dem Inhalt des Glaubens, der für alle gleich ist, und der persönlichen Geschichte des Glaubens, die individuell verschieden ist. Es ist natürlich ein Unterschied, ob jemand in einem christlichen Haus aufgewachsen ist oder in einer Familie, die aus lauter Atheisten bestanden hat. Den Weg des Glaubens können wir nicht bestimmen, Gott klopft unterschiedlich an, bei jedem anders. Paulus versucht hier, uns davor zu bewahren, dass wir Geschwistern gegenüber in der Einschätzung des jeweiligen Glaubens überheblich werden.

In der Verfehlung des rechten Maßes gibt es zwangsläufig auch die Unterschätzung des uns Zugewiesenen. In christlichen Gemeinschaften kann es dazu kommen, dass die vermeintlich Schwächeren im Glauben, durch manche Überbetonung die „Starken“ einholen wollen. Dann kommt es sehr leicht zur hyperkrisis, zu Schauspielerei und Heuchelei. Im Reden und Beten wird ein starker Glaube dargestellt, den man so gar nicht hat. In Wahrheit geht es eher um Ansehen und Geltung innerhalb der Gruppe. Es kommt darauf an, dass bei Christen diese von Paulus beschriebene Haltung des Maßhaltens und der Bescheidenheit gepflegt wird. Jedem der Gläubigen ist eine andere Geschichte und sind andere Gaben von Gott zugewiesen worden. Wir sollten nicht versuchen, Geschwister im Glauben, die unserem Gefühl nach stark auftreten, für uns zum Vorbild und zu Objekten der Nachahmung zu machen. Dies führt zu falschem Selbstzweifel und zur Unzufriedenheit mit uns selbst. Seien wir dagegen froh in dem, was uns zugewiesen wurde und freuen wir uns in aller Bescheidenheit.

Ein Tipp für unsere Lebenspraxis

Weil Gott uns solches Erbarmen geschenkt hat, Geschwister, ermahne ich euch nun auch, dass ihr euch mit Leib und Leben Gott als lebendiges und heiliges Opfer zur Verfügung stellt. An solchen Opfern hat er Freude, und das ist der wahre Gottesdienst. Und richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lasst die Art und Weise, wie ihr denkt, von Gott erneuern und euch dadurch umgestalten, sodass ihr prüfen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob es Gott gefallen würde und ob es zum Ziel führt!
Römer 12,1-2

In Rom zur Zeit des Paulus waren Opfergaben die übliche Form mit Gottheiten Kontakt aufzunehmen und ihr Wohlwollen zu erkaufen. Christen wurden verfolgt, weil sie diesen Ritus nicht mitmachten, da sie erkannt hatten, dass Jesus selbst das Opfer schon erbracht hatte für unser sündhaftes Leben. Dieser Begriff macht für uns nur Sinn, wenn wir damit ein Leben in der Nachfolge Jesu verstehen. Er kann dann auch nicht als eine Aufforderung zur aktiven Selbstaufopferung begriffen werden, sondern als Umwandlung unserer ganzen Persönlichkeit, die mit uns geschieht, wenn wir uns an Jesus halten.

Wenn wir das Opfer, das wir bringen sollen, als unsere Umgestaltung und Erneuerung durch Gott verstehen, dann macht auch der zweite Satz Sinn. Es tut sich etwas in uns, wir können es selbst feststellen. Es entzieht sich aber einem Denken, das sich noch einen Handel mit Gott vorstellt im Sinne von: Hier ist mein Opfer, dort die Wunscherfüllung durch IHN. Dies würde umgekehrt dazu führen, dass wir Gott prüfen, ob er uns den Gefallen tut. Das machen aber viele und es führt nicht selten zur Enttäuschung, weil ER nicht alle Gebete erhört und alle Wünsche erfüllt. Es kann nicht im Sinne Gottes sein, dass wir hier ein Leben führen, in dem alles zu unserer Zufriedenheit läuft. ER hat mit uns ein höheres Ziel, dass wir nämlich mit unserem Dienst für IHN beim Himmelreichbau mithelfen. Da ist es von Paulus ein wertvoller Tipp für die Praxis, sich zu fragen, ob das, was wir im Begriffe sind zu tun, „Gott gefallen würde und ob es zum Ziel führt“.