Andacht Heute

Die Bilanz eines Lebens

Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch alles, worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch schwinden wir dahin!
Psalm 90,10

Wenn auch die heutige durchschnittliche Lebenserwartung länger ist als zur Zeit des Psalmisten, so ist sie doch kurz, verglichen mit der Ewigkeit. Allerdings hat sich an der Einschätzung dieser Jahre seitdem nichts geändert. Dies gilt aber nur für den, der meint, am Ende des irdischen Lebens sei alles vergangen und vorbei. Dann wäre es eine wirklich traurige Bilanz. Wer nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt, der ist tatsächlich in einer üblen Lage. Was hatte die tägliche Plage für einen Sinn, wenn er alles mühevoll Geschaffene zurücklassen muss? Wenn er ahnen kann, dass sein Ansehen bald verblasst? Was den Einzelnen betrifft, kann auch für die ganze atheistische Menschheit gelten. Der französische Philosoph Michel Foucault fand ein Bild für das Verschwindens des Menschen im Universum, das ihm „wie ein Gesicht im Sand am Meeresufer“ erschien. Wer an Jesus Christus glaubt, hat dagegen eine ganz andere Sicht auf sein irdisches Leben.

Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange. Es ist leicht zu ertragen und bringt uns eine unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit. Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zurzeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf das, was jetzt noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare vergeht, doch das Unsichtbare bleibt ewig.
2. Korinther 4,17-18

Was Menschen wählen, und wen Jesus auswählt

Zachäus begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre.
Lukas 19,3

Ein Oberzöllner wie Zachäus wollte den nach Jericho kommenden Jesus unbedingt sehen und stieg dafür auf einen Maulbeerbaum. Ich muss an die derzeit stattfindende Tour de France denken. Was da Menschen alles unternehmen, um einen guten Blick auf die für wenige Augenblicke vorbeifahrenden Fahrer erhaschen zu können. Viele warten dafür Stunden auf ihrem Platz, oft bei hohen Temperaturen. Menschen sind also dazu bereit, für die Begeisterung zu ihren Idolen vieles zu investieren.

Zachäus hatte schon einiges über diesen Jesus gehört, nun wollte er ihn unbedingt sehen. Und er sah ihn nicht nur, er wurde von IHM wahrgenommen und aufgefordert, schnell herunterzusteigen, denn er müsse heute in seinem Haus einkehren. Für die Menge der Zuschauer war es ein ungeheuerlicher Vorgang, dass Jesus ausgerechnet in das Haus eines von allen verachteten Zöllners eintreten wollte, also zu einem, der mit der römischen Besatzungsmacht kollaborierte und mit den Abgaben des Volkes reich geworden war. Im Markus-Evangelium begründet Jesus dies mit den Worten:

Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Markus 2,17

Eine Geschichte, die mich nachdenklich macht. Einmal über die menschliche Begeisterungsfähigkeit, die nicht selten den falschen Idolen gilt. Und dann über die Auswahl, die Jesus trifft. Ihn interessiert gerade auch der von allen verachtete Sünder, der aber bereit ist, IHM zuliebe sein Leben zu ändern.

Das Vorbild der Maria

Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name; und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten.
Lukas 1,49-50

Die Verse sind dem sogenannten Magnifikat, dem Lobgesang der Maria, entnommen. Da es durchgehend aus Zitaten des Alten Testaments besteht, zeigt sich in ihm, über welch große Kenntnisse diese einfache Magd verfügte. Sie war sich ihrer Auserwähltheit bewusst, die in den Schriften schon angekündigt war. In diesem Vers zeigt sich auch das christliche Grundprinzip: Alle, die den HERRN in seiner Mächtigkeit und Heiligkeit erkannt haben und IHN deshalb fürchten, wird auch seine Barmherzigkeit zuteilwerden. Deshalb ist uns Maria ein Vorbild – als Mensch. An ihrer Demut, ihrem Mitgefühl, ihrer stillen Größe und ihrer Bereitschaft für den Dienst können wir uns ein Beispiel nehmen. Allerdings sollten wir keinen Marienkult betreiben. Unsere Gebete gelten allein dem einzigen Gott, und niemand anderem. Dies zeigt sich auch im Lobgesang der Maria.