Texte verstehen wollen

Philippus lief hin und hörte, wie der Mann laut aus dem Buch des Propheten Jesaja las. Er fragte ihn: »Verstehst du denn, was du da liest?« Der Äthiopier sagte: »Wie kann ich es verstehen, wenn mir niemand hilft!« Und er forderte Philippus auf, zu ihm in den Wagen zu steigen.
Apostelgeschichte 8,30-31

In Bezug auf Leseleistungen wird häufig Elke Heidenreich angeführt, die angeblich 400 Seiten am Tag schaffen würde. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Ich halte es jedenfalls nicht für erstrebenswert, solche Textmassen in so kurzer Zeit zu bewältigen. Natürlich gibt es bei Büchern große Unterschiede. Unterhaltungsromane kann man schnell überfliegen, bei der Bibel ist das nicht der Fall. Ich bin erstaunt, wie oft mich darin ein einziger Vers „aufhalten“ kann. Manchmal beschäftigt er mich mehr als eine Stunde. Wenn ich ihn dann nach einiger Zeit wieder lese, kann es sein, dass mich weitere Aspekte zum Nachdenken bringen.

Im vorliegenden Vers will ein reicher Äthiopier mehr wissen über ein prophetisches Buch. Philippus stellt ihm die naheliegende Frage, ob er damit etwas anfangen könne. Der Äthiopier ist keiner, der nur oberflächlich liest und dem es nur um die Quantität der Lektüre geht. Er will verstehen, was im Text steckt. Und er hat erkannt, dass er Hilfe braucht. Philippus soll es ihm erklären. Wir würden heute auch jemanden fragen, den wir für kompetent halten, wenn wir eine Textstelle nicht verstehen. Es gibt inzwischen auch viele Bibelkommentare, die uns dabei helfen können. Wichtig ist, dass wir verstehen wollen. Ich habe ein schönes Bild zu diesem Thema gefunden. Schmetterlinge überschweben die Blumen einer Wiese nicht nur, sondern sie lassen sich auf ihnen nieder und saugen die für sie wichtige Nahrung in sich auf. Auch wir sollten die Bibel nicht nur überfliegen, sondern in ihren kostbaren Inhalt eintauchen und uns von ihm erquicken lassen.