Gedanken zum Osterfest

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.
Johannes 3,17

Wenn ich mir nicht ganz sicher bin, was ein Wort in der Bibel in einem bestimmten Zusammenhang bedeutet, schaue ich gerne in den Lexikalischen Sprachschlüssel der Elberfelder Studienbibel. Dieser Vers aus dem Johannesevangelium ist ein sehr bekannter Vers. Wir haben ihn oft gehört, aber gerade deshalb besteht die Gefahr, dass wir über ihn hinweglesen, ohne uns seiner Bedeutung voll bewusst zu werden. So habe ich gesehen, dass dieses „Richten“ (griechisch: krino) in seiner Grundbedeutung ein „Teilen, Trennen, Unterscheiden, Entscheiden“ ist. Im Verszusammenhang geht es für den Beurteilten nicht um eine bloße Meinung, die ein anderer über ihn äußert. Es handelt sich hier um ein Urteil über jemand, das Folgen hat, so wie es von einem Richter gefällt wird oder vom Personalchef eines Unternehmens bei der Einstellung eines neuen Mitarbeiters.

Beim Kommen Jesu Christi, das wir in diesen Tagen feiern, ging es aber gerade nicht um ein solches Richten zu seinen Lebzeiten auf Erden. Der Messias hat nicht jedem, dem er begegnet ist, auf den Kopf zusagt, dass er gerettet ist oder nicht. Das Herausragende an seiner Begegnung mit der Welt war, dass er uns durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung den Weg zum Heil eröffnet hat. Wir können das Angebot ablehnen, dann sind wir gerichtet und die Ewigkeit ist uns für immer verwehrt. Wenn wir so wollen, sind wir es selbst, die wir uns diesem Urteil sehenden Auges unterwerfen. Wir könnten auch sagen: Wir richten uns selbst. Entscheiden wir uns heute noch für den Glauben an Jesus, dann dürfen wir sicher sein, dass uns nach unserem Tod ein gnädiges Gericht erwartet. Alle, die heute Jesus und seine einmalige Rettungstat ablehnen, werden nach ihrem Tod mit trauriger Gewissheit erkennen müssen, was sie auf Erden unwiederbringlich versäumt haben.

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt hat. Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zum Licht, damit seine Werke offenbar werden, dass sie in Gott getan sind.
Johannes 3,18-21