Stärkt euren Verstand

Auf dem Weg zur Gebetsstätte begegnete uns eines Tages eine Sklavin. Sie war von einem Dämon besessen, der sie wahrsagen ließ. Auf diese Weise brachte sie ihren Besitzern viel Geld ein. Die Frau lief hinter Paulus und uns anderen her und schrie: »Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes und zeigen euch, wie ihr gerettet werden könnt!« Das wiederholte sich an mehreren Tagen, bis Paulus es nicht mehr ertragen konnte. Er wandte sich zu der Frau um und sagte zu dem Dämon: »Im Namen von Jesus Christus befehle ich dir: Verlass diese Frau!« In demselben Augenblick verließ der Dämon die Sklavin. 
Apostelgeschichte 16,16-19

Eine Frau hat die Gabe der Weissagung, und sie sagt das Richtige über die Apostel. Man hätte es hier mit Männern zu tun, die dem höchsten Gott dienen und dem Volk zeigen könnten, wie es gerettet werden kann. Aber die Jünger merken schnell, dass sie von einem dämonischen Geist besessen ist, und es ist Paulus, der ihn austreiben kann.

In dieser Geschichte, die unmittelbar auf die wunderbare Bekehrung der Lydia und ihres Hauses folgt (siehe gestrige Andacht), wird sofort auf die Gefahr der geistlichen Unterwanderung der Heilsbotschaft hingewiesen. An jedem Jahreswechsel tauchen in den Zeitungen die Weissagungen der Wahrsager auf. Dabei handelt es sich aber nicht um die Propheten (prophetes) des Alten Testaments, die im Dienste Gottes standen. Es sind mantes, heidnische Seher, die von einem bösen Geist besessen sind. Früher versetzten sie sich durch das Einatmen von Dämpfen und die Einnahme von psychogenen Substanzen in ekstatische Zustände. Auch die Sklavin in der Apostelgeschichte befand sich in einer Verfassung, in dem ihr Verstand ausgeschaltet war. Dieser ist aber notwendig, um die volle Erkenntnis des Evangeliums zu erfassen. Wir dürfen durchaus skeptisch sein, wenn uns allzu große religiöse Begeisterung und Verzückung entgegenkommt, die womöglich noch in unbekannten Sprachen und Tönen vorgetragen wird. Der Heilige Geist kommt nicht ekstatisch und rasend auf uns herab, sondern so, dass neben aller berechtigten Begeisterung auch unser Verstand etwas damit anfangen kann.

Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.
1. Petrus 1,13