Die eigene Tüchtigkeit

Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott.
2. Korinther 3,5

Wenn ich mich selbst beobachte, wie ich an einen einzelnen Bibelvers herangehe, dann versuche ich zuerst, den Kontext zu klären. In diesem Fall stammt der Satz aus dem zweiten Schreiben von Paulus an die Korinther. Der Apostel hat im ersten Brief, dem sogenannten „Tränenbrief“ auf vielerlei Probleme in dieser Gemeinde hingewiesen und hatte offenbar noch nicht erfahren, wie die Reaktion auf ihn war. So sandte er ein zweites Schreiben, in dem er von seiner aktuellen Reise und dem mit ihr verbundenen Verkündigungsdienst berichtete. Diesen stellte er als etwas Herrliches heraus und bezeichnete es als ein Schreiben in die „fleischerne Tafeln des Herzens“ der Menschen, denen er das Evangelium nahebringen darf (3,3). Im obigen Vers verdeutlichte er, dass dabei keinesfalls seine eigene Tüchtigkeit im Vordergrund steht, sondern alle Fähigkeiten für diesen Dienst einzig von Gott stammen. Wenn im umgebenden Text Metaphern – wie die vorhin erwähnte – auftauchen, dann dienen sie zur Veranschaulichung des geistigen Gehalts. Bei deren Interpretation sollte man aufpassen, dass man in den vorhandenen Text nicht zu viel hineinträgt an Erzeugnissen aufkeimender Assoziationslust. Auch dies wäre eine Überschätzung des eigenen Vermögens, die im Vers von Paulus angesprochen wird.