Andacht Heute

Die Tragik des verengten Denken

Sie wird aber einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.
Matthäus 1,21

Ein Engel des Herrn erschien Joseph im Traum und sagte ihm, dass er sich nicht scheuen solle, Maria zur Frau zu nehmen, obwohl in ihr ein Kind heranwächst, das nicht von ihm ist. Sie hat es vom Heiligen Geist empfangen und sie wird einen Sohn gebären, der der Erlöser seines Volkes sein wird. Joseph erwachte aus dem Traum und handelte entsprechend.

Ich frage mich, wie die Weltgeschichte verlaufen wäre, wenn Joseph den Traum anders gedeutet hätte. Was wäre, wenn er die Jungfrauengeburt bezweifelt hätte, weil sie im Widerspruch zur Biologie steht? So wie es heute viele tun, die darin nur einen mythologischen oder symbolischen Bericht sehen und nicht ein historisches Ereignis. Joseph war so ergriffen von diesem Traum, dass er keine Zweifel hegte, sondern tat, wozu ihn der Engel aufgefordert hatte. Dabei konnte er damals noch nicht wissen, wie sich sein Sohn entwickeln würde. Wir sind heute in der glücklichen Lage, dass wir über den weiteren Weg von Jesus bestens Bescheid wissen. Dennoch haben viele Menschen damit ein Problem. In einer zunehmend säkularen Gesellschaft wird religiöser Glaube oft kritisch hinterfragt. Wunderberichte wie die Jungfrauengeburt gelten vielen als unplausibel oder für den persönlichen Glauben irrelevant. In diesem Denkschema hat der Glaube an Übernatürliches keinen Platz mehr. Das ist sehr schade, denn sie verbauen sich damit den Zugang zum Glauben an Jesus Christus, der für einen wiedergeborenen Christen zwingend notwendig ist. In Johannes 3,6 heißt für alle begreifbar, schlicht und einfach:

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Die Bitte um Gnade

Und das ist meine Bitte an Gott: dass er eure Liebe, verbunden mit der rechten Erkenntnis und dem nötigen Einfühlungsvermögen, immer größer werden lässt. Dann werdet ihr in allem ein sicheres Urteil haben und werdet ein reines, untadeliges Leben führen, bereit für den Tag, an dem Christus wiederkommt. 
Philipper 1,9-10

Wenn die Liebe der Philipper wächst, wird auch ihre Erkenntnis zunehmen. Das wird sich auf ihr Urteilsvermögen auswirken. Sie werden umso sicherer erkennen, was in Gottes Sinne ist. Paulus schildert dies als einen Prozess, der ganz von Gott abhängig ist.

Beachte: Es ist kein Appell an die Philipper, sich noch mehr anzustrengen. Es wird auch nicht gesagt, dass durch mehr Wissen die Liebe wächst. Alles geschieht durch Gottes Gnade. Die geistlichen Gaben sind nicht durch menschliche Anstrengungen erreichbar. Der Gläubige wird durch sie befähigt, zu prüfen, was für ihn richtig ist. Die Gnade Gottes verändert Herz und Verstand. Sie schenkt das nötige Unterscheidungsvermögen zwischen richtig und falsch. Sie bereitet auf die kommende Begegnung mit Christus vor.

Denn Gottes Gnade ist sichtbar geworden, mit der er alle Menschen retten will. Sie bringt uns dazu, dass wir uns von aller Gottlosigkeit und allen selbstsüchtigen Wünschen trennen, stattdessen besonnen und rechtschaffen hier in dieser Welt leben, so wie es Gott gefällt.
Titus 2,11-12

Wo bleiben wir selbst bei aller Hingabe?

Ihr seid tot für die Sünde und lebt nun für Gott, der euch durch Jesus Christus das neue Leben gegeben hat.
Römer 6,11

Unsere Haltung gegenüber Gott ist durch das neue Leben in Jesus Christus geprägt von der Hingabe an seinen Willen. Wir stehen dann nicht mehr selbst im Mittelpunkt, sondern überlassen uns der Führung des Herrn. Wichtig ist, dass wir gerne seine Nähe suchen. „Dann geht alles wie von selbst”, wie es in einer Werbung aus den 1950er Jahren so schön heißt.

Aber gibt es bei aller Hingabe und Unterordnung nicht auch den Drang des Menschen zur Selbstbehauptung? Dieser gesunde Egoismus dient nicht nur dem Überleben, sondern ist auch Ausdruck unserer Selbstachtung und unseres Strebens nach Würde und Identität. Er zeigt sich darin, dass man sich nicht ständig für andere aufopfern muss, sondern auch auf die eigenen Grenzen der Belastbarkeit und das eigene Wohlbefinden achten sollte. Dadurch schützen wir uns vor emotionaler Erschöpfung und Abhängigkeit und dürfen auch mal „Nein” sagen, ohne Schuldgefühle zu haben. Diese gesunde Form der Selbstbehauptung gilt es jedoch von dem Versuch abzugrenzen, sich autonom von Gott zu machen, und sich selbst zum alleinigen Maßstab zu erheben. Auch wenn es oft so interpretiert wird: Gott fordert keine grenzenlose Selbstaufopferung von uns. Wir dürfen uns selbst entfalten und auch unsere eigenen Belange für wichtig halten, aber nicht in Stolz und Selbstüberhöhung, sondern immer in Beziehung zu Gott, dem wir alles zu verdanken haben.