Andacht Heute

Über das Beten in der Gemeinschaft

Wie soll es aber sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand.
1. Korinther 14,15

    Dieser Vers wird im heutigen Lehrtext verwendet und erschließt sich nur durch den Zusammenhang. Andernfalls erschließt sich nicht, wo der Unterschied liegt, wenn man im Geist oder im Verstand betet. „Geist” bedeutet in diesem Fall, dass der Heilige Geist in uns wohnt. Durch ihn offenbart sich Gott in uns und redet zu uns. Dadurch fließt er auch in unser Gebet ein. Um den Inhalt dessen zu verstehen, was über den Geist Gottes in den Mund gelegt wird, benötigen wir unseren Verstand. Aus ihm entsteht die uns geschenkte Erkenntnis.

    Im weiteren Verlauf erklärt Paulus, dass er unter dem Beten aus dem Geist speziell die Zungenrede versteht. Diese praktiziert er aber nur, wenn er mit Gott allein ist, also nicht vor der Gemeinde, da diese es nicht verstehen kann.

    16 Wenn du Gott lobst im Geist, wie soll der, der als Unkundiger dabeisteht, das Amen sagen auf dein Dankgebet, da er doch nicht weiß, was du sagst?
    17 Dein Dankgebet mag schön sein; aber der andere wird nicht erbaut.
    18 Ich danke Gott, dass ich mehr in Zungen rede als ihr alle.
    19 Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen.

    1. Korinther 14,16-19

      Demnach ist das Beten im Geist eine intime, persönliche Verbindung zu Gott, die anderen Menschen nicht zugänglich ist. In der heutigen Gebetspraxis wird dies in manchen charismatischen Kreisen in Form eines lallend vorgetragenen Zungengebets im Kreise anderer praktiziert. Das ist eine Zumutung für die Hörer, ebenso wie es überlange Gebete sind mit den immer gleichen Floskeln. Schon damals war das für Paulus ein Ärgernis, weshalb er lieber von „fünf Worten mit meinem Verstand” spricht, die die Gemeinde versteht und am Ende mit ihrem „Amen” besiegeln kann.

      Achtsam hören, denken und reden

      Jeder sei schnell bereit zu hören, aber jeder lasse sich Zeit, ehe er redet, und ´erst recht`, ehe er zornig wird.
      Jakobus 1,19

      Wer antwortet, bevor er zugehört hat, zeigt seine Dummheit und macht sich lächerlich.
      Sprüche 18,13

      Diese Verse ermahnen uns zu achtsamer Kommunikation. Gerade das aktive Zuhören kommt im Alltag oft zu kurz. Wir alle kennen das: Manchmal hört uns ein Gesprächspartner nicht zu, sondern scheint nur auf ein Stichwort zu warten, um selbst loslegen zu können. Auf das Gesagte wird gar nicht eingegangen. Aber reflektieren wir auch unser eigenes Verhalten? Auch da schleichen sich unbemerkt einige Denkfehler ein, wie

      • „Wenn jemand mich kritisiert, will er mir schaden.“ Kritik wird schnell als Angriff gewertet, obwohl sie auch aus Sorge oder dem Wunsch zur Verbesserung entstehen kann.
      • „Die anderen mögen mich nicht.“ Oft interpretieren wir Schweigen oder Zurückhaltung als Ablehnung, obwohl es schlicht Unsicherheit oder Konzentration sein kann.
      • „Ich weiß, was der andere denkt.“ Wir glauben, Gedanken lesen zu können, und liegen damit oft daneben. Das führt zu Missverständnissen und unnötigem Rückzug.

      Anhand dieser Beispiele sehen wir, dass viele zwischenmenschliche Probleme nicht durch das entstehen, was wirklich passiert, sondern durch das, was wir glauben, was passiert. Wir kommen zu schnell zu falschen Mutmaßungen, die unseren Alltag erschweren. Dabei könnten wir uns oft leicht davon lösen, wenn wir uns für eine offene Kommunikation entscheiden und den anderen beispielsweise fragen: „Wie hast du das gemeint?“ Es hilft auch, die eigenen Denkmuster zu reflektieren und sich selbst zu fragen: „Ist das wirklich wahr – oder nur meine Interpretation?” Hinter den obigen Versen stehen viele Verhaltensempfehlungen, aber auch die Einladung, sich daran zu orientieren, wie Jesus gehandelt hätte: statt Rechthaberei Demut, statt vorschneller Reaktion Geduld und statt Zorn auf den anderen Frieden durch Einfühlungsvermögen.

      Sünde und Recht

      Darum harrt der HERR darauf, dass er euch gnädig sei, und darum macht er sich auf, dass er sich euer erbarme; denn der HERR ist ein Gott des Rechts. Wohl allen, die auf ihn harren!
      Jesaja 30,18

      Woher kommt das Wort „Sünde“? Im Altnordischen gibt es das Wort „sundr“, das „trennen“ oder „auseinander“ bedeutet. Wir finden es noch heute als Bezeichnung für eine Meerenge, also einer schmalen Wasserstraße zwischen zwei Landmassen, beispielsweise beim Öresund. Daneben gibt es das lateinische Wort „sons“, das jemanden „im Zustand des Schuldigseins“ bezeichnet, also einen Missetäter. Es ist in die römische Rechtssprache eingewandert. Unsere bestehende Rechtsordnung basiert auf dem römischen Recht und den christlichen Werten, auch wenn dies heute oft infrage gestellt wird.

      In unserem Vers aus Jesaja sehen wir, dass unser HERR ein „Gott des Rechts“ ist und daher unparteiisch, gerecht und seinem Wort treu ist. Für uns Christen ist ER der oberste Garant jeglichen Rechts. Bei ihm gehören Gerechtigkeit und Gnade zusammen. Wir vertrauen darauf, dass seine Gerechtigkeit kommen wird, die frei ist von jeglicher menschlicher Willkür. Sie ist nicht kalt oder strafend, sondern von Barmherzigkeit durchzogen. Die gesamte Bibel bezeugt, wie Gott konsequent und gerecht mit seinem Volk umgeht, selbst wenn es sich von ihm entfernt und Irrwege eingeschlagen hat. Am Ende wird niemand von uns ein sündloses Leben vorweisen können. Als gläubige Christen dürfen wir aber darauf vertrauen, dass Gott uns gegenüber gerecht und gnädig sein wird.