Andacht Heute

Wo bleiben wir selbst bei aller Hingabe?

Ihr seid tot für die Sünde und lebt nun für Gott, der euch durch Jesus Christus das neue Leben gegeben hat.
Römer 6,11

Unsere Haltung gegenüber Gott ist durch das neue Leben in Jesus Christus geprägt von der Hingabe an seinen Willen. Wir stehen dann nicht mehr selbst im Mittelpunkt, sondern überlassen uns der Führung des Herrn. Wichtig ist, dass wir gerne seine Nähe suchen. „Dann geht alles wie von selbst”, wie es in einer Werbung aus den 1950er Jahren so schön heißt.

Aber gibt es bei aller Hingabe und Unterordnung nicht auch den Drang des Menschen zur Selbstbehauptung? Dieser gesunde Egoismus dient nicht nur dem Überleben, sondern ist auch Ausdruck unserer Selbstachtung und unseres Strebens nach Würde und Identität. Er zeigt sich darin, dass man sich nicht ständig für andere aufopfern muss, sondern auch auf die eigenen Grenzen der Belastbarkeit und das eigene Wohlbefinden achten sollte. Dadurch schützen wir uns vor emotionaler Erschöpfung und Abhängigkeit und dürfen auch mal „Nein” sagen, ohne Schuldgefühle zu haben. Diese gesunde Form der Selbstbehauptung gilt es jedoch von dem Versuch abzugrenzen, sich autonom von Gott zu machen, und sich selbst zum alleinigen Maßstab zu erheben. Auch wenn es oft so interpretiert wird: Gott fordert keine grenzenlose Selbstaufopferung von uns. Wir dürfen uns selbst entfalten und auch unsere eigenen Belange für wichtig halten, aber nicht in Stolz und Selbstüberhöhung, sondern immer in Beziehung zu Gott, dem wir alles zu verdanken haben.

Eine Aufforderung zum Aktivismus?

So wollen wir denn eifrig bestrebt sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand als ein gleiches Beispiel des Unglaubens zu Fall kommt.
Hebräer 4,11

In einem Kommentar zu diesem Vers heißt es: „Ganz offensichtlich kann man durch Glauben in diese Ruhe eingehen, aber dazu ist ein eifriger Glaube notwendig. Das zeigt uns, dass Glaube nicht passiv ist.“ Eine solche Betonung der eigenen Mühe wäre jedoch Wasser auf die Mühlen all jener, die uns Gläubige zu immer neuen Taten anspornen möchten. Doch ist das nicht ein Widerspruch in sich? Wie sollten wir durch Aktivismus in die Ruhe Gottes eingehen können? Schon hier sehen wir, dass dies unmöglich gemeint sein kann. In Hebräer 4,14 werden wir nämlich nicht dazu aufgefordert, eifrig Werke des Glaubens zu tun, sondern wir werden darin bestärkt, am Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus festzuhalten.

Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten.

Wir werden aufgefordert, im Glauben an Christus standhaft zu bleiben. In dieser Weise sollen wir „eifrig bestrebt sein”, nicht durch die Anhäufung eigener Leistungswerke.

Lob für unkorrektes Verhalten

Deshalb sagte Jesus zu ihnen: „Ihr legt großen Wert darauf, dass man euch für Menschen hält, die nach Gottes Willen leben. Aber Gott kennt euer Herz. Was Menschen für beeindruckend halten, das verabscheut er.“
Lukas 16,15

Die Pharisäer hatten sich über Jesus lustig gemacht, weil er ihnen im Gleichnis vom ungerechten Verwalter eine aus ihrer Sicht paradoxe Erklärung geliefert hatte. Der Verwalter wird entlassen, weil er das Vermögen seines Herrn verschwendet hat. In seiner Not erlässt er den Schuldnern einen Teil ihrer Schuld, um sich für die Zeit nach seiner Entlassung Freunde zu machen, die ihn später aufnehmen würden. Für dieses vorausschauende, kluge Verhalten wird er vom Herrn gelobt. Die Pharisäer konnten dafür kein Verständnis aufbringen. Doch Jesus durchschaute ihre vorgespielte Korrektheit. Sie hingen zu sehr an den Gesetzen des Geldes . Entschied sich der Verwalter gegen die Macht des Geldes, indem er die Schulden nicht mehr vollends eintreiben wollte, dann solidarisierte er sich mit den Armen und damit mit dem Himmelreich. In unserer Gesellschaft geht es auch vorrangig um die Gesetze der Wirtschaft. Menschen, die finanziell nicht mithalten können, fallen durch das Raster. Wenn es Menschen gibt, die sich für die Armen einsetzen, dann befreien sie sich vom Mammon und entscheiden sich für die Mitmenschlichkeit. Sie handeln dann im Sinne der göttlichen Gerechtigkeit.