Andacht Heute

Missverständnisse über den Heiligen Geist

Denn diejenigen, die von Gottes Geist gelenkt werden, sind Kinder Gottes.
Römer 8,14

Es gibt eine Reihe von Missverständnissen über diese Lenkung durch den Geist. Eines davon ist die Vorstellung, dass der Geist immer spektakulär führt, beispielsweise durch übernatürliche Zeichen wie starke Visionen. Dabei übersieht man im Alltag gerne seine unauffällige und schlichte Führung. Ein weiteres Missverständnis ist die Vorstellung: „Was ich innerlich spüre, ist automatisch der Geist.“ Nicht jeder starke Eindruck oder jedes gute Gefühl stammt vom Heiligen Geist. Wir müssen das, was in uns aufkommt, mit der Bibel prüfen. Der Geist steht niemals im Widerspruch zur Schrift. Es ist ebenfalls falsch, sich der geistigen Leitung so sicher zu sein, um sich für unfehlbar zu halten. Aber wir sind alle nur Menschen und bleiben fehlerbehaftet. Wir können uns vom Geist leiten lassen, müssen ihm gut zuhören, daraus lernen und gegebenenfalls unsere Entscheidungen korrigieren. Wir dürfen auch nicht glauben, dass man den Heiligen Geist für seine Zwecke benutzen kann. Er ist nicht unser Werkzeug. Er gebraucht uns – nicht umgekehrt. Wir folgen ihm, nicht er uns. Jesus sprach vom Heiligen Geist als von seinem Stellvertreter:

„Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Johannes 14,26

Leben aus dem Weinstock

Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben! Denn eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Früchte tragen, sondern nur, wenn sie am Weinstock hängt. Ebenso werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt.
Johannes 15,4

Der heutige Vers ist an sich schon klar und verständlich genug und benötigt im Grunde keine Erklärung. Wir könnten uns jedoch Gedanken darüber machen, wie dieses „Bleiben in Jesus” aussehen könnte. Wenn es nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, bleibt die Frage: Was heißt das für jeden von uns? Wie pflege ich die Verbindung zu Christus im Alltag?

Vielleicht hilft uns folgende Überlegung weiter: „Bleiben” dürfen wir nicht passiv auffassen, sondern als Wechselwirkung zwischen Empfangen und Weitergeben, so wie der Saft vom Weinstock und der Rebe weiterfließt, damit sie am Ende geerntet werden können. Die Frucht kann nur wachsen,

  • wenn wir geduldig sind und nicht vorschnell Ergebnisse erwarten.
  • Wenn wir die Hoffnung niemals aufgeben und auch in dunklen Zeiten auf Gott vertrauen.
  • Wenn wir nicht impulsiv, sondern besonnen handeln, um weise Entscheidungen zu treffen.
  • Wenn wir durch unseren Glauben auf das Wirken Gottes vertrauen, auch wenn es nicht sichtbar ist.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Frucht nicht durch frommes Bemühen entstehen kann, sondern nur durch eine innige Beziehung zu Christus. Am Ende zeigt sie durch ihre Pracht, dass über einen langen Prozess der Reife der Lebenssaft geflossen ist.

Nahrhafte geistliche Happen

Warum gebt ihr euer sauer verdientes Geld aus für Brot, das nichts taugt, und für Nahrung, die euch nicht sättigt? Hört doch auf mich und tut, was ich sage, dann habt ihr es gut! Ihr dürft köstliche Speisen genießen und euch daran satt essen. 
Jesaja 55,2

Im heutigen Vers geht es um geistige Nahrung. Sie sollte uns sättigen. Wie sieht Nahrung aus, die uns nicht satt macht? Dazu fallen mir Beiträge in Andachten und Predigten ein, die wie eine süßlich Beruhigung klingen, z.B. „Gott hat einen Plan für dich.“. Man wüsste aber gerne Konkreteres. Da wird theologische Fachsprache benutzt ohne sie zu übersetzen wie „eschatologische Implikationen“. Was nützen uns tiefgehende Gedanken, wenn wir sie nicht verstehen können? In anderen Fällen werden wir überflutet mit Bibelversen. Wo bleibt hier der Raum und die Zeit zum Verdauen? Und es gibt auch die überlangen Predigten ohne klare Struktur mit endlosen Wiederholungen. Das ist geistliche Völlerei ohne echten Nährwert.

Luther war kein Freund von langatmigen, schwer verständlichen Predigten: „Die Predigt soll kurz sein, kräftig und auf das Herz zielen.“ Er wusste, dass die Aufmerksamkeit der Hörer kostbar ist und geistliche Nahrung bekömmlich sein muss. Es ging ihm nicht um Quantität, sondern um Qualität: „Ein Prediger soll nicht viel sagen, sondern das Rechte.“ Seine Maxime war: „Man soll dem Volk aufs Maul schauen.“ Lebensnähe, Klarheit in der Aussage und dargereicht in einer für alle verständlichen Form ergeben eine feste Kost, die wirklich sättigt.