Andacht Heute

Streit unter Christen

Wie ist es möglich, dass ihr als Christen eure Streitigkeiten vor Richtern austragt, die Gott nicht kennen, statt die Gemeinde um Rat zu bitten?
1. Korinther 6,1

    Wir wissen nicht, um welche Streitigkeiten es sich bei den Korinthern handelte, ob es etwa um Geld, Ehebruch oder um Rufschädigung ging. Jedenfalls empfiehlt Paulus in seinem Brief dringend, diese Konflikte innerhalb der Gemeinde auszutragen und nicht vor ein weltliches Gericht zu ziehen. Paulus beklagt:

    Ihr solltet euch schämen! Gibt es denn in der ganzen Gemeinde keinen Einzigen, der genug Verstand hat, um einen Streit zwischen euch zu schlichten?
    1. Korinther 6,5

      Warum ist es oft so schwierig, Streitigkeiten auszutragen, selbst unter Christen? In Gemeinden kennt man sich oft gut, was die Urteilsfähigkeit trüben kann. Die Angst vor Beziehungsbruch oder Parteinahme hemmt klare Entscheidungen. Man geht solchen Konflikten aus dem Weg, aus Angst, „lieblos” zu wirken. Wenn aber nie klärende Worte gesprochen werden, entstehen verdeckte Spannungen. Nach außen wirkt alles freundlich, aber unter der Oberfläche brodelt es. Dann ist es möglich, dass sich Menschen zurückziehen, weil sie sich in diesem Klima unechter Harmonie nicht mehr geborgen fühlen. Alle wissen, dass etwas nicht stimmt, aber niemand spricht es aus. Das lähmt Entscheidungsprozesse und geistliches Wachstum. Doch ohne Wahrheit kann es keine Liebe geben und ohne Liebe keine Wahrheit. Paulus sagt:

      Stattdessen wollen wir die Wahrheit in Liebe leben und in allem zu Christus hinwachsen, dem Haupt der Gemeinde. 
      Epheser 4,15

      Das missverstandene Gleichnis

      Danach kam der Mann mit den zwei Zentnern. Er berichtete: ‚Herr, ich habe den Betrag, den du mir gegeben hast, verdoppeln können.‘ Da lobte ihn der Herr: ›Gut gemacht, du bist ein tüchtiger und zuverlässiger Verwalter. In kleinen Dingen bist du treu gewesen, darum werde ich dir Großes anvertrauen.
      Matthäus 25,22-23

      Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten kann missverstanden werden. Es könnte nämlich dazu verleiten, werkgerecht zu werden. Wer mit seinen Talenten viel „leistet”, würde am Ende belohnt werden, wer nichts mit ihnen tut, würde bestraft werden. Die unterschiedlichen Talente und Erträge könnten zu einer Art religiösem Wettbewerb führen. Wer spendet mehr, wer betet mehr und wer mit noch größerer Inbrunst? Wer missioniert mehr und bringt mehr Menschen zum Glauben? Wenn dies der Sinn des Gleichnisses wäre, dann würden sich die Knechte während der nächsten Abwesenheit ihres Herrn noch einmal steigern und sich gegenseitig übertreffen wollen.

      Hier geht es jedoch nicht um Optimierung und Ertragsmaximierung. Es geht nicht um Angst vor Strafe bei nicht erfolgter Pflichterfüllung oder den Wunsch, Gott mit seinen Verdiensten zu gefallen. Vielmehr kommt darin zum Ausdruck, dass es dem Herrn im Gleichnis um Vertrauen, Dankbarkeit und Liebe geht. Die guten Knechte hatten diese Eigenschaften und haben sich verantwortungsvoll um die Verwaltung gekümmert. Der böse Knecht hat dagegen nur an sich gedacht und heimlich das Ziel verfolgt, für sich das Beste aus der Situation herauszuholen, um – wie man so sagt – „sich einen schönen Lenz zu machen”. Wenn in christlichen Gemeinschaften unter Zuhilfenahme dieses Gleichnisses zu sehr appelliert wird, unsere Talente zu nutzen, um noch mehr zu geben, zu beten und zu missionieren, ist Vorsicht geboten. Solche Früchte werden hervorkommen, aber nicht, weil wir sie mit aller Gewalt anstreben. Sie werden ohne Anstrengung aus unserem Glauben heraus wachsen, allein mit Gottes Gnade.

      Hat die Bibel Humor?

      Ein fröhliches Herz macht den Körper gesund; aber ein trauriges Gemüt macht kraftlos und krank.
      Sprüche 17,22

      Das Wort „Humor” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Feuchtigkeit”. Demnach ist Humor etwas, das unser Herz vor dem Vertrocknen bewahrt. In der antiken Medizin glaubte man an die vier Körpersäfte (Humores): Blut, Schleim, schwarze Galle und gelbe Galle. Diese sollten das Temperament und die Gesundheit eines Menschen bestimmen. Ein humorvoller Mensch war demnach jemand mit einem ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt, also mit einem heiteren, gelassenen Wesen. Als humorlos galten Menschen, die „trocken“, also ernst und spröde waren. Auch wenn die Lehre von den Körpersäften heute kein tragendes Element für das Verständnis von Gesundheit ist, hat sich die Auffassung von Humor nicht geändert. Laut Duden ist Humor die Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren.

      Entgegen mancher Einschätzung kommt Humor auch in der Bibel vor, etwa in Form von Ironie und Wortspielen. Jesus spricht beispielsweise von den Pharisäern als „blinde Führer” oder von Leuten, die „Mücken seihen und Kamele verschlucken”. Propheten wie Elija spotten über Götzenanbeter, indem sie fragen, ob Baal vielleicht gerade „auf Reisen” sei. Sara lacht, als sie erfährt, dass sie im hohen Alter ein Kind bekommen soll. Ihr Sohn wird „Isaak” genannt, was „Er lacht” bedeutet. Denken wir immer daran, dass wir es beim Evangelium mit der „Frohen Botschaft” zu tun haben. Wir sind die Beschenkten und dürfen uns freuen, dass Gott so gnädig mit uns ist. Das Reich Gottes ist bereits in unserer Mitte; wir müssen es uns nicht mühsam erarbeiten. Deshalb ist Humor so wichtig, auch wenn das manche Moralapostel nicht wahrhaben wollen. Luther sagte dazu derb und treffend: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“