Andacht Heute

Motive unseres Handelns

Alle sind ja nur auf sich selbst bedacht und nicht auf das, was Jesus Christus wichtig ist.
Philipper 2,21

Ich habe eine kleine Abhandlung zu diesem Bibelvers gefunden. Darin wird streng unterschieden zwischen dem, was unserem Ego, und dem, was Jesus Christus dient. Zum Ego zählen das persönliche Wohlbefinden, die Gesundheit, materieller Reichtum, Genuss, persönliche Sicherheit und Ehre, das Ansehen. Sobald man etwas aus dieser Liste betont, befindet sich immer noch das ICH auf dem Thron des Herzens, was einer Vergötzung gleichkäme. Dann stünde Jesus Christus immer noch nicht im Mittelpunkt. So jedenfalls lautet das Fazit der erwähnten Abhandlung.

Mir gefallen solche scharfen Abgrenzungen nicht. Diese Form der Ausschließlichkeit suggeriert, dass man die Motivation für sein Handeln stets klar einteilen könnte: Nur für Jesus oder nur für mich. Aber ist es nicht fast immer so, dass Motivationsmischungen vorliegen? Wenn ich meine Gesundheit erhalten will, dann tue ich es vielleicht auch, um für meine Familie und die Gemeinschaft der Gläubigen sorgen zu können. Wenn ich sorgfältig mit meinen Finanzen umgehe, kann das wiederum meinen christlichen Dienst unterstützen. Entscheidend ist bei unserem Tun nicht die Frage „Ist mein Motiv zu 100 % Christus?“, sondern „Wohin führt mich mein Motiv?“ Stärkt es Liebe, Gemeinschaft und Hingabe? Im Gegensatz zu heutigen Vereinfachern kann man davon ausgehen, dass Paulus ein sehr differenzierter Denker war. Er spricht nicht gegen jede Form von Selbstfürsorge, sondern gegen eine Haltung, die Christus verdrängt. Ihm geht es um unsere richtige Herzensausrichtung und nicht um die völlige Verneinung menschlicher Bedürfnisse.

Vision oder Erscheinung

Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Makedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Makedonien und hilf uns! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Makedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.
Apostelgeschichte 16,9-10

In der Neuen Evangelistischen Übersetzung, der Neuen Genfer Übersetzung und der Hoffnung für alle wird an dieser Stelle von „Vision“ gesprochen. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Mit „Vision” wird der innere, geistige Vorgang betont. Es ist ein subjektiver Vorgang, vergleichbar mit einem Traum. Es betont die innere Führung durch den Geist Gottes. Paulus empfängt eine geistige Wegweisung. „Erscheinung” klingt dagegen stärker nach einem äußeren, objektiven Ereignis. Es betont die Realität und Autorität des Rufes. Es wirkt wie ein göttliches Eingreifen in die Geschichte. Zweifellos sind beide Übersetzungen sprachlich möglich und auch denkbar. Persönlich tendiere ich zu „Erscheinung”, da es im Anschluss heißt „Ein Mann aus Makedonien stand da” und nicht „Paulus erschien ein Mann aus Makedonien im Traum”.

Auch wenn man nicht vollständig vom Denken der Postmoderne überzeugt ist, kann der von ihr vorgetragene Hinweis hilfreich sein, dass Leser einen Text immer auf unterschiedliche Weise interpretieren. Allerdings ist nicht „alles denkbar”, wie auch gesagt wurde. In gewissen Grenzen mag es jedoch einen Spielraum für die Interpretation geben. Im vorliegenden Fall ist entscheidend, dass Gott eingegriffen hat, nicht wie das geschehen ist. Ein Eingreifen Gottes in das Leben eines Menschen ist auf unterschiedliche Weise möglich, und es ist wohl nicht von großer Wichtigkeit, welcher Auslegung wir den Vorzug geben.

Ein schwieriges Thema

Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind.
Matthäus 6,12

Das Thema „Vergebung” findet sich im Vaterunser und an verschiedenen Stellen in der Bibel. Die Schwierigkeit bei der Umsetzung besteht darin, dass Vergebung gegen unsere spontane Logik geht: Wir wollen Gerechtigkeit, doch Gott ruft uns zur Gnade auf. Vergebung wird erst dann umsetzbar, wenn wir uns bewusst machen, dass wir selbst Empfänger unverdienter Vergebung sind und diese weitergeben dürfen. Ich habe hier einige meiner früheren Andachten zum Thema „Vergebung” aufgelistet:

„Ich vergebe ihm“
https://www.andacht-heute.de/2025/09/22/
Statt Hass mit Hass zu beantworten, ruft das Evangelium zur Liebe auf – selbst gegenüber Feinden…

Die große Umkehr
https://www.andacht-heute.de/2025/09/24/
Ein Aufruf, dass Menschen zu Gott umkehren, um Vergebung der Sünden zu empfangen…

Vergebung ist notwendig
https://www.andacht-heute.de/2025/08/14/
Vergebung ist kein Vergessen, sondern ein Loslassen…

Vergeben wir einander
https://www.andacht-heute.de/2022/07/05/
Wer anderen vergibt, öffnet sich selbst für Gottes Vergebung und für ein Leben in größerer Leichtigkeit und Freude…