Andacht Heute

Ein Vergleich, der gewaltig hinkt

Dein, HERR, ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit und der Ruhm und die Hoheit. Denn alles im Himmel und auf Erden ist dein.
Chronik 29,11

Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle.
1. Timotheus 2,5-6

Als Mittler wird jemand bezeichnet, „der zwei Parteien zusammenbringt, die nicht miteinander kommunizieren und die voneinander entfremdet sein können, sich auseinandergelebt haben und gar im Krieg miteinander sind“ (Genfer Studienbibel). An dieser Stelle liegt es nahe, eine Parallele zum aktuellen Geschehen in der Ukraine herzustellen. Da gab und gibt es Vermittler zuhauf, deren Einfluss auf die Beendigung des Kriegs aber bisher durchwegs als gescheitert angesehen werden muss. Bei näherer Betrachtungsweise kann das Bemühen dieser aktuellen Konfliktschlichter auch keineswegs verglichen werden mit dem, was Jesus für uns getan hat.

Zunächst stimmt die Parallele mit den beiden verfeindeten Parteien nicht. Gott ist nicht der Gegenspieler des Menschen, der trotzig auf seinem Recht besteht. Allein schon die Tatsache spricht dagegen, dass er seinen eigenen Sohn geopfert hat, um die Menschheit zur Einsicht zu bringen. Gott liebt uns und will das Beste für uns. Es sind auch keine gleichberechtigten Parteien, die sich gegenüberstehen. Gott ist der Schöpfer und wir sind seine Geschöpfe und haben IHM zu dienen. Gleichberechtigung kann es allein zwischen den Menschen geben, nie Gott gegenüber. Wenn Jesus ein Mittler war, dann nicht einer, der zwischen ebenbürtigen Parteien in einem Konflikt vermittelt hat. Er ist für unsere Sünden gestorben und hat den Menschen einen Neuen Bund mit Gott geschenkt. Seine Rolle als Vermittler lag darin, uns allen zu verdeutlichen, dass es einzig auf unseren Glauben an IHN ankommt, damit wir einmal gerettet werden.

Niemand ist ohne Sünde

Wenn wir behaupten, ohne Sünde zu sein, betrügen wir uns selbst und verschließen uns der Wahrheit. Wenn wir unsere Sünden eingestehen, zeigt Gott, wie treu und gerecht er ist: Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von jedem begangenen Unrecht.
Johannes 1,8-9

Wir leben in einer Zeit, in der es für Menschen in der Öffentlichkeit gefährlich geworden ist, eine unbedachte Äußerung zu tun, weil sie sich damit ins politische und gesellschaftliche Aus manövrieren können. Unsere Medienvertreter werden nicht müde, jeden gnadenlos zu verfolgen, der sich einmal „versündigt“ hat und gegen Gesetze des Haltungsjournalismus verstoßen hat. Wie ist man über die Schriftstellerin Sybille Lewitscharoff hergefallen, als sie sich in einer Rede in angreifbarer Form zur Praxis der Künstlichen Befruchtung geäußert hat? Welcher Aufschrei ging durch die Presse über eine anzügliche Bemerkung, die er zu später Stunde in einer Hotelbar losgelassen hatte? Es sind Beispiele für die Gnadenlosigkeit unserer Presse, die verbale Ausrutscher zu etwas Unverzeihlichem macht und Menschen regelrecht vernichten kann. Das Ergebnis sind Prominente, die sich zehnmal überlegen, was sie sagen, um nur ja nicht in ein Fettnäpfchen zu treten. Unser derzeitiger Kanzler ist ein Prototyp eines Politikers, der ständig um Fehlerlosigkeit bemüht ist, sich nie festlegen lässt und dessen Hang zum Nichtssagen jetzt schon legendär ist.

In Bezug auf die Sündhaftigkeit des Menschen will Johannes uns darauf hinweisen, dass wir nicht heucheln sollen. Niemand wird es gelingen, so perfekt zu leben, dass er sich nicht schuldig machen wird. Er meint damit weniger, die täglichen kleinen Vergehen, die uns unterlaufen. Es geht ihm darum, den Adressaten die grundsätzliche Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Wollen und Können in Bezug auf das Leben mit Gott klarzumachen. Wir sollen uns nichts vormachen, immer werden wir der Sünde ausgesetzt sein, weil wir die Nähe zu IHM nicht ständig aufrechterhalten können. In diesem Sinne begehen wir die eigentliche Sünde. Nur wenn wir sie nicht vertuschen wollen und bereit sind, unsere Unzulänglichkeit offen einzugestehen, können wir auf Vergebung hoffen. Johannes weist uns darauf hin, dass uns dabei der größte Fürsprecher hilft, den es geben kann:

Meine lieben Kinder, ich schreibe euch das, damit ihr nicht sündigt. Wenn es aber doch geschieht, sollt ihr wissen: Wir haben Jesus Christus, der beim Vater für uns spricht.
Johannes 2,1

Das Vorbild des Paulus

Meine »Empfehlung« ist es, dass ich mich in allem als Diener Gottes erweise: Mit großer Geduld ertrage ich Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten. Meine »Empfehlung« ist es, dass ich mich in allem als Diener Gottes erweise: Mit großer Geduld ertrage ich Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten. Ich empfehle mich weiter durch ein einwandfreies Leben, durch Erkenntnis, durch Geduld und durch Freundlichkeit, durch Wirkungen des Heiligen Geistes und durch aufrichtige Liebe, durch das Verkünden der Wahrheit und durch die Kraft, die von Gott kommt. Meine Waffe für Angriff und Verteidigung ist, dass ich tue, was vor Gott und vor Menschen recht ist. Es macht mir nichts aus, ob ich geehrt oder beleidigt werde, ob man Gutes über mich redet oder Schlechtes. Ich werde als Betrüger verdächtigt und bin doch ehrlich. Ich werde verkannt und bin doch anerkannt. Ich bin ein Sterbender und doch lebe ich. Ich werde misshandelt und doch komme ich nicht um. Ich erlebe Kummer und bin doch immer fröhlich. Ich bin arm wie ein Bettler und mache doch viele reich. Ich besitze nichts und habe doch alles.
Korinther 6,4-10

Ich habe diesen Abschnitt des Korintherbriefs im ganzen Zusammenhang in der Übersetzung der Guten Nachricht zitiert. Er ist ganz aus der Sicht des Paulus formuliert, also in der Ich-Form. Dadurch kann sich jeder Leser besonders gut in den Autor hineinversetzen und dessen Erlebnisse mit den eigenen vergleichen oder in Verbindung bringen. Sie haben mit dem Dienst für Gott und den damit verbundenen Folgen zu tun.

Berechtigterweise können wir uns nach dem Lesen gleich die Frage stellen, ob wir überhaupt nur annähernd so im Dienst für Gott stehen, wie es der Apostel vorbildhaft getan hat. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben: Da fehlt es noch weit bei mir. Paulus hat jede Gelegenheit dazu benutzt, jene zu missionieren, die noch nichts von der Heilsbotschaft gehört haben. Trotz aller Widrigkeiten wurde er nicht müde darin und sagte es auch allen, die es nicht hören wollten. Was mache dagegen ich? Ich sortiere mehr oder minder unbewusst aus, bei wem ich lieber nichts von meinem Glauben erzähle, weil es vermutlich keinen Sinn macht, weil sich der andere über mich lustig machen könnte, weil er mich für naiv halten könnte, weil ich in seinem Ansehen fallen würde und so weiter und so fort. Es gibt immer einen Grund, den bequemeren Weg zu gehen und den Glauben zu verheimlichen.