Andacht Heute

Fragen

Freut euch mit denen, die sich freuen; weint mit denen, die weinen! Seid miteinander auf dasselbe Ziel bedacht! Strebt nicht hoch hinaus, sondern lasst euch auch von geringen Dingen in Anspruch nehmen! Haltet euch nicht selbst für klug!
Römer 12,15-17

Jeder einzelne dieser Sätze, die Paulus hier in lockerer Folge formuliert hat, könnte für den Leser der Ausgangspunkt intensiverer Betrachtungen sein. So ergeben sich zum Beispiel Fragen wie diese:

Ist mein Mitgefühl stark genug, dass ich Freud und Leid anderer Menschen angemessen teilen kann? Sind es nicht häufig Neid und Desinteresse, die daran hindern können?

Wenn es um ein gemeinsames Ziel geht, welches könnte es sein? Welchen Beitrag kann ich dafür leisten oder was an meiner Einstellung müsste sich ändern, um dabei voranzukommen?

Wo strebe ich noch zu sehr nach weltlicher Anerkennung? Bin ich mir nicht selten zu schade, mich auch um das Niedrige und Verachtete zu kümmern?

Bin ich nicht manchmal selbstverliebt in meine „klugen“ Gedanken? Merken ich selbst, wo mein Hochmut beginnt?

Denn wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst.
Galater 6,3

Bis hin zur Feindesliebe

Freut euch, weil ihr Hoffnung habt, bleibt standhaft in Bedrängnis, seid andauernd im Gebet! Nehmt Anteil an den Nöten der Gläubigen und helft ihnen! Bemüht euch um Gastfreundschaft! Segnet eure Verfolger, wünscht ihnen Gutes und verflucht sie nicht!
Römer 12,12-14

Der erste Vers wird nicht selten für Trauungen verwendet und einer Ehe vorausgeschickt. Diese Verwendung kann davon ablenken, dass Paulus hier eine wesentlich größere Dimension anspricht als unser persönliches Wohlempfinden in einem neuen Lebensabschnitt. Es geht darum, dass wir unser ganzes Leben ausrichten auf die verheißene Ewigkeit. Dafür haben wir alle Hoffnung, halten Zeiten der Bedrängnis aus und verbleiben im Gebet. Natürlich soll es nicht allein darum gehen, dass ein jeder Gläubige nur seinen persönlichen Heilsweg betrachtet. Wer sich auf eine Bergwanderung begibt, sollte darauf achten, wie es seinen Begleitern geht. Sie brauchen Hilfe und Zuspruch, wenn sie Mühe haben beim Gehen. Gemeinsam will man den Gipfel erreichen, und dazu ist es nötig, sich um die Schwächeren zu kümmern.

In Vers 14 sind mit den Verfolgern all jene gemeint, die Christen verfolgen, auch solche, die über sie lästern. Statt einen Fluch über sie zu bringen, also göttliche Strafen auf sie ziehen wollen, sollten wir um Segen für sie bitten. Paulus war nicht selten Verfolgungen ausgesetzt, sein Leben war häufig in größter Gefahr. Dennoch belegte er auch in größter Not seine Peiniger nicht mit einem Fluch, sondern versuchte sie, zur Buße zu bewegen.

Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.
Lukas 6,27-28

Über die Liebe

Liebe muss echt sein, ohne Heuchelei! Verabscheut das Böse, haltet am Guten fest! Seid einander in herzlicher geschwisterlicher Liebe zugetan! Übertrefft euch in gegenseitigem Respekt! Werdet im Fleiß nicht nachlässig, lasst den Geist Gottes in euch brennen und dient so dem Herrn!
Römer 12,9-11

In diesem Abschnitt folgen in eher lockerer Form Ermahnungen an die römischen Geschwister im Glauben. Sie sind nicht als erbauliche Sprüche zu werten, sondern getragen vom tiefen Ernst des Paulus, der darin die göttliche Dimension sichtbar werden lässt. Der auch im weltlichen Dingen viel beschworene Begriff der Liebe wird hier verbunden mit der Pflicht auf Ehrlichkeit. Was hilft es, wenn man jemand seine Liebe zeigen will, um ihn zu beeindrucken, und dabei insgeheim ganz anders über ihn denkt. Interessanterweise wird gleich vorsorglich darauf hingewiesen, dass man gar nicht genug Respekt vor einander haben kann. Man soll dem Anderen in vorbildlicher Form Ehre erweisen. Dies ist nur möglich, wenn die Liebe nicht geheuchelt wird und in Lobhudelei ausartet, sondern aus vollem Herzen kommt. Hier ehrlich zu sich selbst sein, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der wir im Alltag nicht immer gewachsen sind. Es lohnt sich daher immer, der Liebe in aller Ehrlichkeit Raum zu geben.

Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.
Epheser 4,15