Christliche Gastfreundschaft
Bleibt fest in der brüderlichen Liebe! Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.
Hebräer 13,1-2
Das griechische Wort „Philadelphia” ist in diesem Zusammenhang keine Frischkäsezubereitung, sondern Paulus bezeichnet damit die brüderliche Liebe unter Christen. Damit verbunden ist die Aufforderung, sich gastfreundlich gegenüber Glaubensgeschwistern zu verhalten, insbesondere gegenüber Wanderpredigern und Gemeindegliedern, die unterwegs sind. Bereits im späten ersten Jahrhundert n. Chr. wurde die Didache, eine Art Katechismus, herausgegeben. Bemerkenswert ist, dass darin in einigen Kapiteln praktische Regeln zur Prüfung christlicher Reisender aufgeführt sind. Offenbar gab es schon bald viele Fälle von Missbrauch beim Ersuchen um Unterkunft. Dazu heißt es in der Didache:
Didache 11,1–2: Wer „im Namen des Herrn“ kommt, soll aufgenommen werden – aber man soll ihn prüfen.
Didache 11,5–6: Ein echter Prophet bleibt nicht länger als zwei Tage. Wer länger bleibt oder Geld verlangt, ist verdächtig.
Didache 12,1–5: Auch gewöhnliche Christen, die unterwegs sind, sollen aufgenommen werden – aber nur, wenn sie nicht ausnutzen. Sie sollen arbeiten, wenn sie bleiben wollen.
Bereits in der frühen Kirche wurde also versucht, Liebe und Klugheit zu verbinden. Auch wir Christen von heute sollen Menschen in unserem Kreis willkommen heißen, aber nicht naiv und gutgläubig. In christlichen Gemeinschaften brauchen wir nicht nur Begeisterung, sondern auch Unterscheidungskraft. Natürlich wollen wir offen sein für neue Impulse, doch ohne geistliche Prüfung wird Offenheit schnell zur Schwelle ins Beliebige. Wir brauchen Kriterien, die aus dem Evangelium und nicht aus dem Zeitgeist kommen.