Feindesliebe und Selbstschutz
Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.
Matthäus 5,44-45
Wir alle kennen diesen Aufruf zur Feindesliebe aus der Bergpredigt. In unzähligen Kanzelreden wird er herangezogen, um uns zu Toleranz und Nächstenliebe zu erziehen. Nur selten wird dabei ausgesprochen, dass es eine Diskrepanz zwischen idealistischen Vorstellungen und der brutalen Realität geben könnte. Doch wie weit reicht unsere Feindesliebe, wenn unsere Werte bedroht sind?
Aus der sicheren Distanz heraus kann man leicht davon reden, man solle auch „die andere Wange hinhalten”. Was aber, wenn unsere christlichen Kirchen zunehmend zum Angriffsziel von Fanatikern einer anderen Religion werden? Wenn durch gezielten Vandalismus Altäre zerstört, Gebetsbücher beschädigt und Weihwasserbecken mit Exkrementen verunreinigt werden? Müssen wir das alles schweigend erdulden? Natürlich nicht. Wir dürfen und müssen uns selbst und unsere Werte schützen. Solche Straftaten dürfen nicht länger beschönigt werden. Es handelt sich nicht immer nur um „Einzelfälle” oder „psychische Ausnahmezustände”. Es reicht auch nicht aus, wenn die EKD und die katholische Bischofskonferenz die Zunahme von Vandalismus beklagen, aber die Herkunft und den religiösen Hintergrund der Täter nicht klar benennen. Selbstverständlich sollen wir Hass nicht mit Hass beantworten. Aber Wegschauen ist auch eine Form der Lieblosigkeit.