Gefragt sind klare Worte
Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf verständliche Sätze sagen, um andere zu unterweisen, als zehntausend Wörter, die niemand versteht.
1. Korinther 14,19
In diesem Kapitel 14 geht es Paulus um die Geisteswirkungen, die zur Erbauung der Gemeinde dienen sollen. Mit den „zehntausend Wörtern” ist die damals bereits praktizierte Zungenrede gemeint. Ich glaube aber, dass es ihm insgesamt um die Verständlichkeit der Sprache der Christen ging. Es gibt einen christlichen Jargon, der sich insbesondere in von der Welt abgeschotteten Gemeinden entwickelt hat. Dabei geht es viel um Begriffe wie Vollmacht, Nachfolge, Salbung, Erweckung und Weissagung. Für Menschen, die neu in diese Gemeinschaften kommen, sind das böhmische Dörfer. Da heute weniger als 5 % der Bevölkerung noch regelmäßig einen Gottesdienst besuchen, kann man nicht einmal mehr die Kenntnis elementarster christlicher Grundlehren voraussetzen. Das sollte man insbesondere in Bezug auf den Wortschatz berücksichtigen.
Wenn wir uns mit Menschen unterhalten, die noch nicht viel über Glaubensinhalte wissen, dann ist es zunächst wichtig, dass wir zuhören, um dann in der Sprache des Gegenübers verständliche Antworten zu geben. Dabei helfen keine noch so perfekten Formulierungen, sondern Alltagsdeutsch. Gut sind lebensnahe Beispiele aus dem eigenen Leben, durch die nachvollziehbar wird, weshalb man Christ geworden ist. Es gibt viele Themen, bei denen sich existenzielle Fragen ergeben, zum Beispiel: „Was passiert nach dem Tod?“ oder „Wo finde ich Hoffnung?“. Es muss nicht alles sofort erklärt oder beantwortet werden. Es genügt auch, wenn man sagt: „Ich weiß das auch nicht genau, aber ich glaube daran, dass…“ Daneben ist es wichtig, einfach und verständlich zu seinem Glauben zu stehen. Auch Luther betonte die Bedeutung klarer, wahrhaftiger Sprache. Wenn es uns gelingt, mit unseren Worten bei unserem Gesprächspartner Neugier und Hoffnung zu wecken, ist viel gewonnen.