Andacht Heute

Rettung für alle?

Wir stellen also fest: Genauso, wie eine einzige Verfehlung allen Menschen die Verdammnis brachte, bringt eine einzige Tat, die erfüllt hat, was Gottes Gerechtigkeit fordert, allen Menschen den Freispruch und damit das Leben.
Römer 5,18

Es gibt den theologischen Universalismus. Dessen Anhänger glauben, dass am Ende alle gerettet werden, selbst die Ungläubigen. Nach dieser Vorstellung ist Gottes Gnade so groß, dass sie auch nach dem Tod noch wirkt und irgendwann – auch nach seinem Tod – jedem Menschen die Wahrheit geoffenbart wird, sodass niemand ewig verloren bleibt. Auch der vorliegende Vers wird dann so ausgelegt, dass alle Menschen durch die Tat von Jesus Christus gerettet werden. Kann das sein?

Natürlich nicht. Bereits zu Beginn des 5. Kapitels betont Paulus, dass die Rechtfertigung nur durch den Glauben erfolgt. Der gesamte Römerbrief argumentiert für die persönliche Glaubensentscheidung und das Gericht Gottes. Nirgends geht es um eine bedingungslose, universelle Rettung aller Menschen. Durch die Verfehlung eines Menschen – die Abwendung des Adam von Gott – kam es zur Verdammnis aller. Dann wurde der Sohn Gottes Mensch und starb für unsere Sünden. Erlöst wird nur, wer dieses Gnadengeschenk annimmt, indem er an Jesus glaubt. Es ist widersinnig, und man würde Paulus komplett missverstehen, wenn man etwas anderes behauptet. Und wozu wäre das Leiden des Heilands notwendig gewesen, wenn es ein „automatisches“ Heil für jeden geben würde?

Diese furchtbare Fehlinterpretation tritt heute nur in seltenen Fällen offen zutage. Kein Kanzelprediger, auch wenn er insgeheim Universalist ist, sagt, dass es egal sei, wie sich seine Zuhörer verhalten, ob sie an Gott glauben oder nicht, weil am Ende doch jeder gerettet würde. Viel häufiger werden die Zuhörer in eine falsche Sicherheit gewiegt, weil nicht darauf hingewiesen wird, dass es nicht reicht, ab und zu bei einem Gottesdienst anwesend zu sein, sondern dass eine persönliche Entscheidung für den Glauben getroffen werden muss. Nicht alle werden gerettet – nur diejenigen, die glauben.

Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt wurden, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.
Römer 5,1

Glaube von Kindheit an [2022]

Paulus schreibt an Timotheus, seinen im Judentum aufgewachsenen Freund und Glaubensbruder:

Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt
hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig ist, für jedes gute Werk ausgerüstet.
2. Timotheus 3, 14–17

Als Kind wuchs ich katholisch auf und lernte ein Evangelium kennen, das mit verschiedenen anderen Lehren vermischt war. Dadurch war ich oft unsicher, ob ich zu den Heiligen, zur Muttergottes oder nur zu Gott beten sollte. Jesus jedoch war mir immer am nächsten. Besonders faszinierten mich seine Reden und die Tatsache, dass er Sünder und arme Menschen mochte, Kranke heilen konnte und ein Herz für Kinder hatte. Wir gingen dreimal die Woche in die Kirche, und im Religionsunterricht lernten wir die 10 Gebote für die Beichte. So entwickelte sich ein christliches Wertesystem und Gewissen.

Timotheus kannte von Geburt an Gottes Wort, das bei den Juden die Tora war. Auch für ihn war es eine völlig neue Erkenntnis, dass man durch Jesu Tod vom Gesetz befreit wurde. Die vielen Rituale und Opfer waren nicht mehr notwendig. Wer Jesus folgte, konnte sich seines Heils sicher sein. Alle Schrift ist vom Heiligen Geist inspiriert und dient zur Orientierung, Zurechtweisung und Überführung der Sünde. Das Alte und das Neue Testament bilden eine Einheit, wobei wir die verschiedenen Heilszeitalter berücksichtigen sollten. Was damals für die Juden galt, war ein Vorbote dessen, was die Gemeinde durch den Glauben an Jesus Christus darstellt.

Kommentar v. Peter W.

Wenn Paulus in Vers 16 von Gottes Geist gegeben und erfüllt ist, so ist das im geistigen Sinne aufzufassen. Im griechischen Text steht hier theopneustos, das zusammengesetzt ist aus theo (Gott) und pneo (hauchen, atmen), also „von Gott gehaucht“.
Roger Liebi weist darauf hin, dass hier Paulus von der ganzen Schrift spricht, also auch vom Alten Testament. Die Menschen, die es verfasst haben, waren ganz erfüllt vom Geist und haben sorgfältig und treu alles aufgeschrieben, was Gottgesagt hat. Es ist nicht etwa so, dass sie den endgültigen Text als Mischung göttlicher Gedanken und eigener Kommentare der Nachwelt hinterlassen haben. Wir dürfen uns darauf ver
lassen, dass die ganze Schrift rein ist. Der Bibeltext ist deshalb das unverfälschte Wort Gottes, sowohl das Alte und das Neue Testament. Darüber sollte man auch nicht diskutieren und sich verirren in Fragen, welche Teile des Textes man mehr, welche man weniger beachten könne. Wie im Brief an Timotheus steht, ist alle Schrift von Gott eingegeben. Wenn wir dies genau so verstehen, kann sie für uns von großem Nutzen sein. Sie ist nämlich
…nützlich zur Lehre (a), zur Überführung (b), zur Zurechtweisung (c), zur Unterweisung in der Gerechtigkeit (d)…
a) Durch die Lehre wird uns mitgeteilt, wie Gott ist, wie erhandelt.
b) So wie ein Angeklagter vom Richter überführt wird und ihm bewiesen wird, dass er sich nicht im Recht befindet. Es ist der Beweis der Wahrheit und deren Anerkennung durch den Beschuldigten.
c) Ein Kind, das schon weiß, etwas falsch gemacht zu haben, muss von den Eltern noch mal klar darauf hingewiesen wer den. Es dient auch im Leben eines Erwachsenen zur Zurechtrückung dessen, was in seinem Leben nicht in Ordnung ist.
d) So wie man einem Kind erklärt, warum es richtig ist, so und nicht anders zu handeln. Unter Gerechtigkeit des Menschen ist sein Handeln unter dem Gesichtspunkt des Urteils Gottes zu verstehen.
Wenn wir die Hilfe des Wortes in diesem Sinne annehmen, werden wir zu Menschen, die Gott so dienen können, wie er es von uns will, und wir werden allen Aufgaben gewachsen und ausgerüstet sein zu jedem guten Werk.

Was ist Jüngerschaft?

Als Jesus sich schon der Stelle näherte, wo der Weg vom Ölberg nach Jerusalem hinunterführt, brach die ganze Menge der Jünger in Jubel aus.
Lukas 19,37

In der Bibel finden sich viele Stellen, in denen mit „Jünger” ausschließlich die zwölf Apostel bezeichnet werden. Diese sollten lehren und durch das Wirken von Wundern ihre Vollmacht ausüben, die Jesus ihnen übertragen hatte. Sie werden auch die „zwölf Jünger” oder einfach „die Zwölf” genannt, oft auch einfach „die” bzw. „seine Jünger”. Wenn sich heute jemand auf eine solche Vollmacht beruft, obwohl es keine direkte Sendung durch Jesus mehr geben kann, dann ist das ein Akt der Selbstermächtigung – insbesondere, wenn auch noch versucht wird, Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen. Die Vollmacht, die Jesus den zwölf Aposteln gab, war einzigartig und situationsgebunden.

In unserem Vers aus dem Lukasevangelium geht es um einen erweiterten Kreis von Jüngern. Dieser bestand aus begleitenden Anhängern, die seine Botschaft angenommen hatten. Es waren Gläubige aus Galiläa und Umgebung. Viele von ihnen hatten bereits erlebt, wie Jesus Kranke heilte, Tote auferweckte und mit Vollmacht lehrte. Sie waren keine neugierigen Sensationssucher, sondern Menschen, die bereits seine Lehre angenommen hatten. Das griechische Wort mathetes bedeutet im Neuen Testament mehr als nur „Schüler” oder „Lernende”. Es steht für Menschen, die ihr Zuhause verlassen hatten, um mit ihren Lehrern – meist berühmte Rabbiner, die als Wanderlehrer auftraten – durch die Lande zu ziehen. Auch Jesus hatte viele solcher Jünger, die ihm nachfolgten. ER ist es, der heute noch alle einlädt, ihm zu vertrauen, an ihn zu glauben und seine Nachfolger zu werden. Wenn wir das wirklich sein wollen, haben sich praktische Schritte wie diese bewährt:

  • Gebet: Tägliche Zeit mit Gott, auch wenn es nur zehn Minuten sind.
  • Bibelstudium: Lies z. B. die Evangelien und frage dich: „Was sagt mir das über Jesus?”
  • Dienst: Überlege, mit welchen deiner Gaben du dienen kannst.
  • Charakter: Erlange mit Hilfe des Heiligen Geistes Geduld, Vergebung und Wahrhaftigkeit.
  • Zugehörigkeit: Suche die Gemeinschaft mit anderen Christen.