Nachsicht als tägliche Übung

Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschließt.
Kolosser 3,13-14

Es gibt wohl kaum etwas, was uns die Tage unseres Lebens mehr eintrüben kann, als der Ärger und die Klage über erlittenes Unrecht. Wie oft rechnen wir uns im Nachhinein vor, wie sehr wir doch benachteiligt, geschädigt, beleidigt, verleumdet (und noch so vieles mehr) worden sind. Ist da nicht der Gedanke an Rache sehr viel naheliegender als der an Vergebung? Es ist natürlich auch eine Frage der Schwere der Verletzung. Es macht ein Unterschied aus, ob mich eine Bemerkung über meine Ungeschicklichkeit geärgert hat oder ob ich den Mord an einem Familienmitglied zu beklagen habe. Gerade wenn wir von solchen ganz großen Tragödien verschont geblieben sind, ergibt sich für uns die Lehre aus den Versen von oben. Sollten wir nicht mal mit den kleinen, banalen Verletzungen etwas großzügiger umgehen? Müssen wir alles gleich an die große Glocke hängen? Können wir unsere Empfindlichkeiten nicht ein wenig zügeln? Oft würde es schon reichen, wenn wir versuchen, etwas „cooler“ zu reagieren. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an unserem Heiland Jesus Christus. Als völlig Unschuldiger gedemütigt und zusammen mit Verbrechern gekreuzigt, hatte er Nachsicht mit seinen Verfolgern:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Lukas 23,34