Andacht Heute

Die Liebe Gottes

Bedenke dies, Jakob, und du, Israel; denn du bist mein Knecht! Ich habe dich gebildet, du bist mein Knecht; o Israel, du wirst nicht von mir vergessen werden! Ich tilge deine Übertretungen wie einen Nebel und deine Sünden wie eine Wolke. Kehre um zu mir, denn ich habe dich erlöst!
Jesaja 44,21-22

An dem, wie Gott sich um sein Volk kümmert, es ermahnt und ihm trotz aller Missetaten immer wieder die Hand reicht, sehen wir auch, wie er mit jedem Einzelnen umgeht. ER ist immer bereit, uns zu verzeihen, wenn wir umkehren zu IHM. Wenn ein Sohn sich von seinem Vater losgelöst hat, von ihm nichts mehr wissen will, sich maximal von ihm entfernt, ihn verleumdet und provoziert, wo es nur geht, dann würden die meisten es als gerechtfertigt erachten, wenn er verstoßen würde. Solch ein Sohn hat auch sein Erbe verwirkt, er hat sich das allein selbst zuzuschreiben. Gott verhält sich aber außerhalb unseres menschlichen Rechtsempfindens. ER ist ein unbegrenzt liebender Vater, der einem Sohn alles vergibt, was er an Übertretungen begangen hat, wenn dieser sich besinnt und bereuend in seine Arme zurückkommt. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn beschreibt für alle erkennbar die unendliche Liebe Gottes.

Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen! Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es; und lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; und er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Lukas 15,21-24

Der Spott der Welt

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und vor Gottes Angesicht erscheinen? Meine Tränen sind meine Speise bei Tag und bei Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
Psalm 42,3-4

Der Psalmist ist sich seiner Situation genau bewusst. Er ist umgeben von einer spottenden Welt, die sich über seinen Glauben lustig macht. Dennoch lässt er sich nicht abbringen von seiner Hoffnung, einmal vor dem HERRN stehen zu dürfen. Dann wird all seine Sehnsucht ganz gestillt sein. Bis dahin gilt es noch so manchen Sturm zu bewältigen. Jeder Tag ist durchtränkt mit Widrigkeiten. Das höhere Ziel gibt dem Gläubigen die Kraft, die er benötigt, um nicht im Zweifel zu landen.

Die Spötter werfen heute gerne alles in einen Topf: Die Missbraucher in der katholischen Kirche mit den Gutgläubigen in Freikirchen, die politisch gerne als rechtskonservativ eingeschätzt werden. Da haben sie sich selbst ein Gebräu zusammengerührt, das sie entschieden ablehnen können. Weil sie sich zu den wahrhaft Guten zählen, wie es ihnen eine woke Presse täglich bestätigt, meinen sie, den Glauben an Gott nicht mehr zu benötigen. Sie betrachten sich als fortschrittliche Kämpfer für eine bessere Welt und merken nicht, wie beschränkt ihre Sicht ist.

Mir steht nicht zu, auf diese weltlichen Spötter herabzusehen. Auch ich habe Jugendsünden begangen und bin damals fasziniert gewesen von so mancher linker Utopie. Im Lauf der Zeit habe ich gesehen, wie sehr sich Marx und andere Theoretiker geirrt haben. Das eigentliche „Opium fürs Volk“ ist nicht der Glaube an Gott, sondern diese abstrusen Theorien, die überall gescheitert sind und viel menschliches Leid verursacht haben. Ich halte mich lieber an den Psalm, bei dem am Ende steht:

Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meine Rettung und mein Gott ist!
Psalm 42,12

Ohne Groll in die Freiheit

Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn jemand euch Unrecht getan hat. Denn auch Christus hat euch vergeben.
Kolosser 3,13

Der Kolosservers kann so aufgefasst werden, als würde Gott von uns fordern, einem anderem ohne Wenn und Aber zu vergeben. Wir hätten diese Entscheidung alleine mit uns selbst zu treffen, ganz ohne sie mit dem Verursacher zu besprechen, gleich welches Unrecht es auch sein mag. Wenn wir aber alles, was uns angetan wird fortwährend still und demütig erdulden, werden wir das Unrecht nicht aus der Welt schaffen, sondern es stabilisieren. Bei nächster Gelegenheit, werden wir wieder zum Opfer. Wir erschöpfen uns selbst, wenn wir alles zähneknirschend erdulden. Auf diese Weise geraten wir immer mehr in die Selbstkasteiung, d. h. in die Selbstrechtfertigung, indem wir Gott darauf hinweisen wollen, wie sehr wir uns doch für ihn aufopfern. Nicht selten machen wir uns selbst etwas vor, wenn wir meinen, alles vergeben zu haben. Ein innerer Groll wird bleiben, den wir nur durch Frömmelei in Schach zu halten versuchen.

Es gibt einen weiteren Vers, der uns aus der Not hilft, die aus der Forderung zur Vergebung entstehen kann.

Wenn dein Bruder oder deine Schwester Schuld auf sich geladen hat, dann geh zu dieser Person hin und stell sie unter vier Augen zur Rede. Wenn sie auf dich hört, hast du deinen Bruder oder deine Schwester zurückgewonnen.
Matthäus 18,15

Es ist Jesus selbst, der es erlaubt, uns zu wehren, indem wir das Unrecht des anderen mit dieser Person unter vier Augen ansprechen. Die Sünde muss auf den Tisch, nur dann besteht die Chance, dass der Sünder sie auch einsieht. In einem zwischenmenschlichen Prozess wird dieser mit einbezogen. Eine Versöhnung wird ermöglicht, wenn dessen Einsicht und Reue auf unsere Bereitschaft zur Vergebung treffen. Dies wäre der Idealfall, der sich nicht immer einstellen wird. Gleichwie der andere reagieren mag: Jedem, dem Unrecht widerfährt, eröffnet Jesus einen Weg in die Freiheit, bei dem er seine Opferrolle und seinen selbst schädigenden Groll abgeben kann.