Andacht Heute

Vergeben wir einander

Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit. Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Epheser 4,31-32

Paulus übermittelte den Ephesern wertvolle Anweisungen für ihr neues Leben im Glauben. Hier ging es ihm u. a. um die Bitterkeit, die es zu überwinden gilt. Jeder kennt das Gefühl, das sich einschleicht, wenn man von anderen verletzt worden ist. Wer wurde nicht in seinem Leben einmal übervorteilt, ausgegrenzt, benachteiligt, verachtet und verleumdet? Wir sind verärgert über den Verursacher, häufig auch über uns selbst, weil wir uns nicht genügend wehren konnten. Zurück bleiben wir in unserer Verbitterung, die jedes Mal wieder unsere Stimmung trübt, wenn wir an den Vorfall denken. Wir fühlen uns in unserem Stolz verletzt und sind zu keinem objektiven Denken mehr fähig. Die üblichen Versuche, mit den Verletzungen umzugehen, sind oft unzulänglich: Wenn wir das Ganze in uns hineinfressen, verstärken wir nur die Verhärtung unseres Denkens. Wenn wir mit Dritten darüber sprechen, suchen wir deren Bestätigung und Solidarität zu erlangen. Dies führt aber häufig nur dazu, dass wir weiter in unserer Opferrolle verharren.

Als Christen haben wir die Möglichkeit, die Verbitterung über erlittenes Unrecht wieder aufzulösen. Statt uns permanent darüber zu beklagen, sollten wir den Groll nicht verdrängen, ihn aber zu überwinden versuchen. Wir können beten, und wir werden einen Weg aus der Verbitterung finden. Vergeben wir dem Anderen, dann lassen wir wieder mehr Freude in unser Leben einziehen.

Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.
Markus 11,25

Wenn die Wahrheit beliebig geworden ist

Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.
Johannes 17,17

Der Vers ist dem Gebet von Jesus für die Jünger entnommen. ER weist darauf hin, dass einzig im Wort Gottes, der Bibel, die Wahrheit zu finden ist. Sie ist kein Buch unter anderen, in der weise Worte zu finden sind, die für den Menschen in manchen Fragen nützlich sein könnten. Man kann sie nicht mit anderen Werken des Geistes vergleichen, weil sie die Mitteilung Gottes an uns ist. Die Bibel zeigt, wie wir glauben und leben sollen. Durch sie erfahren wir die einzige Wahrheit und werden geheiligt.

Wir erleben es heute, was die Folgen sind, wenn der Wahrheitsbegriff infrage gestellt wird, wie es der postmoderne Denker Jean-Francois Lyotard gefordert hat. Seiner Auffassung nach sollte die Idee von einer einzigen Wahrheit aufgegeben werden. Es gäbe viele Wahrheiten, die durchaus widersprüchlich sein könnten. Wir sollten alle zulassen, ohne sie zu werten. Wenn aber alles wahr sein darf, dann ist das Chaos vorprogrammiert.

Unsere Ampel-Regierung hat jetzt ein neues Selbstbestimmungsgesetz vorgestellt, das jedermann ermöglichen soll, sein im Pass angegebenes Geschlecht ohne Vorlage eines Gutachtens ändern zu können. Wenn er möchte, kann er dies pro Jahr einmal tun. Kinder ab 14 Jahren können dies auch gerichtlich gegen den Willen ihrer Eltern durchsetzen. Im Ernstfall haben die Eltern keine Rechte mehr, sich für das Wohl ihrer eigenen Kinder einzusetzen. Ein Familienrichter könnte dann einer irreversiblen Operation zur Geschlechtsumwandlung zustimmen, auch gegen den Willen der Eltern. Wenn die Wahrheit beliebig geworden ist, gelten auch unsere Werte nur noch, solange sie nicht der jeweilig herrschenden Ideologie widersprechen.

Als Christen erkennen wir die Autorität der Heiligen Schrift an. Wir ordnen ihr unsere moralischen Maßstäbe unter und haben dadurch ein festes Fundament für unser Handeln. Wenn nötig, müssen wir auch für diese Wahrheit eintreten und sie gegen postmoderne Ideologen verteidigen. Sie halten die Positionen der Macht in unserer Gesellschaft besetzt. Das Volk wird mit abstrusen Theorien verwirrt. Gottes Wahrheit ist dennoch sehr viel stärker und mächtiger.

Wenn Jesus in uns lebt

Paulus schreibt: Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.
Galater 2,20

In diesen Andachten zu Bibeltexten, die aus den täglichen Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde stammen, ist es mir ein Anliegen, darauf hinzuweisen, Sätze nicht isoliert zu betrachten, sondern sie im jeweiligen Kontext zu verstehen. Das ist fast immer notwendig, auch heute ist das so.

Der Brief von Paulus an die Galater gehört zu den eher kurzen Briefen. Gerade in ihm erklärt der Apostel die Lehre der Rechtfertigung allein durch den Glauben in äußerst konzentrierter Form. Das Gesetz, die Zehn Gebote, besteht nach wie vor als Richtschnur für unser Handeln. Wer aber der Meinung ist, unser ständiges Bemühen, es einzuhalten und nicht dagegen zu verstoßen, würde genügen, um vor Gott bestehen zu können und von IHM gerechtfertigt zu werden, der irrt sich. Kein Mensch kann das Gesetz ganz erfüllen, das konnte nur Jesus allein. ER ist für uns gestorben und hat uns von der Sünde befreit. Der (verkürzte) Text wird in der Schlachter-Bibel so übersetzt:

Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.
Galater 2,20

Wenn Paulus sagt, dass er nicht mehr selbst lebt, bedeutet dies nicht, dass er seine Individualität ganz unterdrückt oder aufgegeben hat. Er hat sich nicht völlig vergeistigt, sondern lebt noch im Fleisch. Allerdings, und das ist das Entscheidende, er lebt jetzt im Glauben an Jesus und ist IHM deshalb ganz nahe. Wir können uns das anhand eines praktischen Beispiels vorstellen. Wenn wir vor einer Versuchung stehen, dann können wir uns sagen: „Ich muss das Gesetz erfüllen und mich zusammenreißen.“ Jesus hat uns einen anderen Weg gezeigt. Wir sollten auf IHN blicken, dann wird uns ein anderer Charakter geschenkt, weil uns eine tief empfundene Gemeinschaft mit unserem Erlöser stark macht. Das Böse verliert nach und nach seine Macht über uns.

Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
2. Korinther 5,17