Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.
Psalm 119,162
Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Johannes 6,68
Der Psalm 119 ist der längste Psalm in der Bibel und ich denke dabei an ein Glaubenszeugnis eines jungen Mädchens der Gemeinde, das täglich ein Kapitel in der Bibel las. Als der Psalm 119 dran war, hatte sie noch viel andere Pflichten zu erfüllen und eigentlich keine Zeit zu lesen. Durch einen kleinen Unfall war sie dann ans Bett gebunden worden, so erzählte sie. Unter Tränen berichtete sie, wie gnädig ihr der HERR war, denn er schenkte ihr auf diese Weise Zeit für den Psalm 119. Was für ein erbauendes Glaubenszeugnis. Wir erkennen darin, dass Gott den Seinen beisteht in der Not.
Der zweite Vers ist ebenso unter dem Schutz Gottes zu sehen. Wohin soll ich gehen, ohne nach dem Willen Gottes zu fragen? Konkret wird er uns den Weg weisen durch Seine Gnade und den Glauben an die Auferstehung. Wir wollen nicht müde werden Jünger zu sein. Was Gott zusagt, das hält ER auch, so warten wir auf das zweite Kommen Jesu, der uns das ewige Leben versprochen hat, durch den Glauben an das Evangelium.
Wer manchmal seine Zweifel hat, der möge doch Matth 24 lesen. Dort hören wir von der Zeit, bevor Jesu kommt…
Das Wort Jesu zuvor, dass niemand zu ihm kommen könne, „es sei ihm denn vom Vater gegeben“ führte dazu, dass viele seiner Jünger ihn verließen. Sie empfanden die gewährte Erwählung im Ruf Gottes und deren Folgen als zu große Zumutung. Jesus fragte die 12 verbliebenen, ob sie nicht auch weggehen wollten. Für Simon Petrus kam dies nicht mehr in Betracht, weil er die Heiligkeit des Sohnes Gottes und damit das fleischgewordene Wort des ewigen Lebens erkannt hatte.
Diese Bibelstelle ist für mich auch eine schöne Antwort auf die ewige Frage, ob der Mensch eine Willensfreiheit besitzt. Die Trennungsszene der Jünger müsste die Vertreter der Lehre der strengen Vorbestimmtheit (Prädestination) zur Einsicht bringen, dass der Mensch sich sehr wohl entscheiden kann: Für die Nachfolge des HERRN oder gegen sie. Und das, obwohl bzw. weil unser Schöpfer genau weiß, wie sich der Mensch entscheiden wird.
Unser Gott ist selbst nicht dem Schicksal unterworfen – wie z. B. die antiken Götter -, sondern er kann es bestimmen. Ihm sind jederzeit Wunder möglich, bei denen die sonst gewohnte Kausalkette unterbrochen wird. Wie Justus Lipsius (1547-1606) es treffend beschrieben hat, befinden wir uns auf einem Schiff, dessen Kurs vom Kapitän Gott bestimmt wird. Wir haben die Möglichkeit, im nächsten Hafen wieder auszusteigen oder uns an den Bug zu stellen, um freudig dem Ziel der Reise entgegenzusehen. Auf unsere innere Einstellung kommt es an, nicht auf das, was wir leisten können.