Abram sprach zu Lot: Es soll kein Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder.
1. Mose 13,8
Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.
Römer 12,10
Abram war Lots Onkel und doch sagt er ‚Bruder‘ zu ihm. Der Glaube an den selben Gott macht sie zu geistigen Brüdern.
Es war der Platz, auf dem ihre Schafe weideten, knapp geworden, sodass die Hirten Mühe hatten und stritten. Eine Trennung war also notwendig. Abram gab dem Lot die Möglichkeit zu wählen. Lot nahm das fruchtbarere Land. Später stellte sich heraus, dass Gott ihn dort wieder herausrief, denn Sodom und Gomorra wurden wegen ihres unmoralischen Lebenswandels vernichtet.
Der zweite Vers ist von Paulus an de Brüder in Rom geschrieben worden und bezieht sich ebenso auf die geistige Bruderschaft, jetzt der Christen. Sie sollten einander mit Ehrerbietung begegnen. Die Frage ist, geschieht das nicht automatisch? Nein, denn wir sind von Natur aus so, dass wir im andern die Fehler sehen und nicht das Erlösungswerk Christi, das Gleichnis vom Splitter im Auge sei hier lehrhaft. Wir haben für unsere eigenen Fehler oft kein Auge aber für die Fehler des andern schon. Deswegen sollten wir im Umgang nochmal an den Rat denken.
Was war mit Lots Frau? Warum hat sie nicht auf Gott gehört, der sagte, sie solle sich nicht mehr umdrehen…
Lots Frau aber hatte sich hinter seinem Rücken umgeschaut und war zu einer Salzsäule erstarrt. (1Mo 19,26)
Sie hat den Rat Gottes nicht befolgt und schien neugierig zu sein, wie die Städte in Flammen aufgingen oder sie hing an ihrem Hab und Gut. Wir wissen es nicht. Doch eines ist sicher, dass es der Ungehorsam gegenüber Gott war, der sie zur Salzsäule erstarren ließ.
Jemand anderem den Fortritt lassen, so wie Abram dies getan hat, gehört heute nicht mehr selbstverständlich zum Repertoire des modernen Menschen. Deshalb fallen Zeitgenossen auf, wenn sie einem im Supermarkt vorlassen oder wenn sie auf ihren Vorteil im Straßenverkehr verzichten. Unter Christen sollte es die Regel sein, auf andere Rücksicht zu nehmen und sie wie ein Bruder oder wie eine Schwester behandeln. Auch da finden sich in den Gemeinden nicht wenige, die den Obrigkeiten gegenüber überfreundlich sind, dem vermeintlichen Underdog dagegen keine Beachtung schenken. Ich will hier nicht das aktuell überstrapazierte Wort „Respekt“ verwenden, aber gegenseitige „Ehrerbietung“ kommt dem, was im Römerbrief steht, schon recht nahe. Wenn wir dem Nächsten die Ehre erweisen, dann tun wir es auch Gott gegenüber. Hüten wir uns davor, jemandem die Wertschätzung abzusprechen, nur weil er anderer Meinung ist als wir. Anderen die Ehre gewähren, selbst aber nicht nach ihr streben, das ist Gott gefällig. Ihm allein gebührt alle Ehre.