Andacht Heute

Vorbilder an Standhaftigkeit

Werdet in eurem Glauben nicht träge und gleichgültig, sondern folgt dem Beispiel der Christen, die durch ihr Vertrauen zum Herrn standhaft geblieben sind und alles erhalten werden, was Gott zugesagt hat.
Hebräer 6,12

Ich bin auf eine Informationsseite der Evangelischen Hochschule Tabor Marburg gestoßen. Unter dem trockenen Titel „Grundinformationen zum Neupietismus“ wird ein gut lesbarer Abriss u.a. der Geschichte des Pietismus, der Erweckungsbewegung und der Inneren und Äußeren Mission geboten. Die Ziele und Ideen bedeutender Persönlichkeiten wie Spener, Francke, Zinzendorf, Wichern, um nur einige zu nennen, werden vorgestellt. Es ist faszinierend zu sehen, mit welchem Wagemut und Enthusiasmus diese Menschen christliche Werke gegründet haben, die über ihren Tod hinaus Bestand hatten. Dazu bedurfte es vieler tatkräftiger Unterstützer, die über die Jahre hinweg treu ihren Dienst für Gott verrichteten. Auch wenn es in diesen Bewegungen zu Spaltungen kam, so einte sie doch ihr unerschütterliches Vertrauen auf den Herrn. Es schadet nicht, sich mit dem einen oder anderen Lebenslauf zu beschäftigen, auch um die Trägheit im eigenen Glaubensleben zu überwinden.

Aber ihr müsst standhaft bleiben und tun, was Gott von euch erwartet. Er wird euch alles geben, was er zugesagt hat.
Hebräer 10,36

Klage und Hoffnung

Denn vom Kleinsten bis zum Größten trachten sie alle nach unrechtem Gewinn, und vom Propheten bis zum Priester gehen sie alle mit Lügen um. Und sie heilen den Schaden der Tochter meines Volkes leichthin, indem sie sprechen: »Friede, Friede!«, wo es doch keinen Frieden gibt.
Jeremia 6,13-14

Damals wie heute die Frage: Wem kann man in dieser Welt noch trauen? Wie viele Menschen reden heute ständig von Frieden und Demokratie, aber was wollen sie wirklich? Merken sie noch, dass sie gnadenlos gegen Andersdenkende vorgehen, nur weil sie anderer Meinung sind und ihren eigenen Interessen im Wege stehen? Sie nehmen für sich in Anspruch, das tun zu dürfen, weil sie einer gerechten Sache dienen. Den Politikern unter ihnen geht es um Machterhalt. Nicht nur ihnen, auch den hohen Kirchenvertretern ist daran gelegen. Dabei laufen ihnen die Schäfchen in Scharen davon. Nicht zuletzt, weil sie ihren falschen Reden nicht mehr glauben. Da können sie noch so viel vom Frieden reden, sie selbst tragen mit ihren polarisierenden Äußerungen maßgeblich zu diesem Bruch im Gefüge der Gesellschaft bei.

Der Prophet Jeremia hat uns einen langen Text voller Klagen hinterlassen. Doch über allen traurigen Feststellungen über den Zustand seines Volkes steht die Hoffnung auf Gottes Eingreifen. Auch in Zeiten der Verwirrung baut er an seinem Reich. Wenn wir ihm treu sind, können wir ein Teil davon sein.

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
Matthäus 6,33

Die Praxis der Nächstenliebe

Hege keinen Hass gegenüber deinem Mitmenschen! Wenn du etwas gegen jemanden hast, dann weise ihn offen zurecht, sonst lädst du Schuld auf dich. Räche dich nicht und sei nicht nachtragend! Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst! Ich bin der HERR.
3. Mose 19,17

Gottes Gebot der Nächstenliebe ist also schon im Alten Testament verankert. Wir sollen unseren Mitmenschen nicht in unserem Herzen hassen, wie das hebräische Wort śānē‘ hier übersetzt wird. Es kann in einem weiten Bedeutungsspektrum beschrieben werden und steht für eine negative Einstellung gegenüber anderen, die vom starken Affekt des Hasses bis zu abgeschwächten Formen reicht. Dieses śānē‘ kann auch „nicht leiden können, nicht mögen und jemand meiden“ bedeuten. Und damit müssen wir uns mit diesen Sätzen auseinandersetzen, auch falls wir uns nicht angesprochen fühlen, wenn gleich von Hass die Rede ist.

Kennen wir das nicht alle, dass uns manche Menschen nicht sympathisch sind aus irgendeinem Grund? Er oder sie nimmt sich vielleicht Dinge heraus, die ihm oder ihr sich in unseren Augen nicht zustehen. Wir sagen nichts dazu, sondern fressen den Groll in uns hinein, ohne etwas zu sagen. Im Gespräch mit anderen lassen wir aber durchblicken, dass uns dieser Mensch auf die Nerven geht. Und schnell kann sich daraus eine Art negativer Gemeinschaft herausbilden, die sich ihm gegenüber ausgrenzend verhält. Und genau hier gibt uns der vorliegende Text eine klare Anweisung: Wenn dich etwas stört an einem anderen, sprich es ihm gegenüber offen an, sonst machst du dich schuldig durch deine heimliche Ablehnung, durch deine nachtragenden Art, durch deine Rachegelüste. Trage solche negativen Gefühle nicht mit dir herum und vergifte damit nicht deine Umgebung! Gott ist das ein Gräuel. Er fordert von dir, dass du deine Mitmenschen liebst. Dazu gehört auch, dass du dem anderen die Chance gibst, sich im konkreten Fall zu verteidigen und gegebenenfalls auch zu entschuldigen. So geht Konfliktbewältigung. Dazu braucht es keine schlauen Ratschläge aus der Psychologie, die Bibel reicht dafür allemal.