Andacht Heute

Den Zusammenhang erkennen und nutzen

Der HERR wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes.
5. Mose 28,28

Für sich genommen ist der obige Vers eher nicht geeignet, um in eine neue Woche zu starten. Warum habe ich ihn dann ausgewählt? Weil er zeigt, dass Bibelstellen immer im Zusammenhang gelesen werden müssen, um ihren Sinn verstehen zu können. In Kapitel 5. Mose 28 geht es um die Beschreibung der Konsequenzen von Gehorsam und Ungehorsam gegenüber den Geboten Gottes. In den Versen 1–14 wird der Segen des Gehorsams beschrieben: Wenn das Volk Israel die Gebote befolgt, wird es von Feinden geschützt, erlebt wirtschaftlichen Wohlstand und göttliche Führung. Entscheidet es sich für den Ungehorsam, wird es Krankheit, Misserfolge, Hunger, Krieg und Unterdrückung erleiden müssen. Es wird von fremden Völkern besiegt und ins Exil geführt werden. Die Auswirkungen des Fluches werden in den Versen 15–68 sehr drastisch beschrieben. Kurz und bündig könnte man das gesamte Kapitel wie folgt zusammenfassen: Gehorsam bringt Segen, Ungehorsam bringt Leid.

Die Herrnhuter Brüdergemeinde hat im Jahr 2025 die Verlosung der Verse vorgenommen, die ich sehr häufig für die täglichen Andachten verwende. Zuvor wurde eine Revision des Spruchgutes vorgenommen. Am Ende waren es 1 834 Bibelverse aus dem Alten Testament, die für die Verlosung übriggeblieben sind. Ich kann nur mutmaßen, dass ein Vers wie der obige keine Verwendung gefunden hat, da er den Auswahlkriterien nicht entsprochen hätte. Dieser Vers enthält eine harte Gerichtsaussage, die ohne Kontext schwer verständlich ist. Es gilt allerdings zu bedenken, dass man jeden anderen Vers der Bibel ebenfalls im Zusammenhang lesen sollte. Nur so kann man den vollen Umfang seiner Aussage erkennen und verstehen. Machen wir uns also die Mühe, in der Bibel nachzuschlagen, an welcher Stelle die Herrnhuter Verse stehen und welchen Sinn sie im Kontext haben. Nur so werden wir ihren vollen Wert für unser Leben erfassen, weil wir darin den Willen Gottes erkennen können. Grundvoraussetzung ist aber, Buße zu tun und sich zu bekehren. Nur so kann der Heilige Geist in uns wirken.

Die Bitte um Gerechtigkeit

Führe meine Sache und erlöse mich; belebe mich nach deinem Wort!
Psalm 119,154

Wie ein Anwalt in einem Rechtsstreit bittet der Psalmist Gott, für ihn einzutreten. Er wünscht sich, dass der Herr sich seiner Sache annimmt. Dem Beter geht es um Erlösung, also um Befreiung aus Bedrängnis, Schuld und Verfolgung. Es gibt unterschiedliche Arten, mit Vorwürfen umzugehen. Sie können berechtigt sein, dann geht es um ein mildes Urteil. Sehr häufig sind sie aus Sicht des Beschuldigten jedoch unberechtigt. Er fühlt sich ungerecht behandelt und bittet Gott, sich für ihn einzusetzen. Auch wenn seine Einschätzung sehr subjektiv sein mag, ist es immer richtig, sich an den Herrn zu wenden. Nur er kann wahre Erlösung und Befreiung bringen. Letztendlich liegt es ganz bei ihm, wie er über uns richtet. Auch wenn die weltlichen Richter ein falsches Urteil gegen uns gesprochen haben, kann er ganz anders über uns entscheiden. Darin liegt ein großer Trost.

Der Psalmist ist weise genug, Gott um ein belebendes Wort zu bitten. Dazu gehört auch, offen dafür zu sein, dass uns ein anderes Wort trifft, als wir es erwarten. Bei all unserer Sehnsucht nach gerechter Behandlung sollten wir nicht vergessen, dass es letztlich nicht um unser Recht geht, sondern um Gottes Recht. Dem haben wir uns zu fügen. Wenn wir es in Demut aufnehmen, rettet und stärkt uns das Wort Gottes.

Gottes direkte Offenbarung an uns

Denn alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben…
2. Timotheus 3,16

    Gegen die göttliche Inspiration der gesamten Heiligen Schrift wurden immer wieder Einwände erhoben. So wird beispielsweise argumentiert, dass sie von Menschen geschrieben worden sei und deshalb nicht fehlerfrei sein könne. An manchen Stellen würde sie sich widersprechen, beispielsweise was Zahlen und die Chronologie der Ereignisse betreffe. Außerdem würde sie kulturell bedingte Aussagen enthalten, die heute nicht mehr gelten. Zudem sei sie über die Jahrhunderte durch Abschriften und Übersetzungen verfälscht worden. Für die göttliche Inspiration gäbe es keinen objektiven Beweis, man könne nur an sie glauben.

    Gegen diese Kritikpunkte spricht jedoch, dass die Bibel von menschlichen Autoren geschrieben wurde, die vom Heiligen Geist geführt wurden und alles wahrheitsgemäß niedergelegt haben. Viele scheinbare Widersprüche lassen sich durch Kontext, Übersetzung oder unterschiedliche Perspektiven erklären. Die Botschaft der Bibel bleibt einheitlich und kohärent, besonders in Bezug auf Gottes Wesen und Erlösungsplan. Selbstverständlich muss sie im historischen Kontext gelesen werden. Auch wenn sich Ansichten zu Sklaverei und zur Rolle der Frau inzwischen verändert haben, verliert die Bibel dennoch nicht ihre Autorität in ethischen Fragen. Die Bibel ist außergewöhnlich gut überliefert. Die uns vorliegenden Manuskripte weisen einen hohen Grad an Übereinstimmung auf. Einen naturwissenschaftlichen Nachweis für die göttliche Inspiration gibt es nicht. Allerdings erhebt sich schon dadurch ein mächtiger Wahrheitsanspruch, wenn man die Wirkung betrachtet, die sie auf das Leben der Menschen hat: Erkenntnis, Trost und Veränderung. Paulus hat beschrieben, was die Bibel bei dem auslöst, der keinen Zweifel an ihrer göttlichen Inspiration hat:

    …und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen.
    2. Timotheus 3,16