Andacht Heute

Hoffnung statt Panik

Und doch weiß niemand, wann das Ende kommen wird, auch die Engel im Himmel nicht, ja, noch nicht einmal der Sohn. Den Tag und die Stunde kennt nur der Vater. 
Matthäus 24,36

In Krisenzeiten greifen viele Christen zu Endzeitliteratur. Die Autoren zeichnen oft dramatische Szenarien mit Antichrist, Weltregierung und Entrückung, von denen sie felsenfest überzeugt sind. Bei sehr detaillierten Schilderungen dessen, was auf uns zukommt, darf man sich schon die Frage stellen, woher sie ihr Wissen nehmen.

Eine nicht minder berechtigte Frage ist die nach der Wirkung dieser Literatur auf den einzelnen Gläubigen. Dramatisierende Endzeitszenarien können Ängste und Panik auslösen. Die Ausrichtung auf die sogenannten „Zeichen der Zeit” kann Anlass zu wilden Spekulationen sein. Es kann zu einer vereinfachten Weltdeutung und zu Schwarz-Weiß-Denken wie „entweder vom Heiligen Geist beseelt oder Antichrist” kommen. Die von diesen Autoren ausgesprochenen Warnungen vor Verführung können zu Isolation durch Rückzug aus Gemeinden oder der Gesellschaft führen. So weit muss es jedoch nicht immer kommen. Blindes Vertrauen in solche oft selbstverliebten Autoren und Vortragende sollte jedoch vermieden werden. Lassen wir uns also nicht zur Besserwisserei verleiten und halten wir unser Interesse an den letzten Dingen in Grenzen. Bleiben wir nüchtern im Glauben und behalten wir vor allem Christus im Zentrum. Er wird kommen. Wie und wann, das weiß nur der Vater allein.

Gefragt sind klare Worte

Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf verständliche Sätze sagen, um andere zu unterweisen, als zehntausend Wörter, die niemand versteht.
1. Korinther 14,19

    In diesem Kapitel 14 geht es Paulus um die Geisteswirkungen, die zur Erbauung der Gemeinde dienen sollen. Mit den „zehntausend Wörtern” ist die damals bereits praktizierte Zungenrede gemeint. Ich glaube aber, dass es ihm insgesamt um die Verständlichkeit der Sprache der Christen ging. Es gibt einen christlichen Jargon, der sich insbesondere in von der Welt abgeschotteten Gemeinden entwickelt hat. Dabei geht es viel um Begriffe wie Vollmacht, Nachfolge, Salbung, Erweckung und Weissagung. Für Menschen, die neu in diese Gemeinschaften kommen, sind das böhmische Dörfer. Da heute weniger als 5 % der Bevölkerung noch regelmäßig einen Gottesdienst besuchen, kann man nicht einmal mehr die Kenntnis elementarster christlicher Grundlehren voraussetzen. Das sollte man insbesondere in Bezug auf den Wortschatz berücksichtigen.

    Wenn wir uns mit Menschen unterhalten, die noch nicht viel über Glaubensinhalte wissen, dann ist es zunächst wichtig, dass wir zuhören, um dann in der Sprache des Gegenübers verständliche Antworten zu geben. Dabei helfen keine noch so perfekten Formulierungen, sondern Alltagsdeutsch. Gut sind lebensnahe Beispiele aus dem eigenen Leben, durch die nachvollziehbar wird, weshalb man Christ geworden ist. Es gibt viele Themen, bei denen sich existenzielle Fragen ergeben, zum Beispiel: „Was passiert nach dem Tod?“ oder „Wo finde ich Hoffnung?“. Es muss nicht alles sofort erklärt oder beantwortet werden. Es genügt auch, wenn man sagt: „Ich weiß das auch nicht genau, aber ich glaube daran, dass…“ Daneben ist es wichtig, einfach und verständlich zu seinem Glauben zu stehen. Auch Luther betonte die Bedeutung klarer, wahrhaftiger Sprache. Wenn es uns gelingt, mit unseren Worten bei unserem Gesprächspartner Neugier und Hoffnung zu wecken, ist viel gewonnen.

    Mit Gottes Augen sehen

    Da begann Petrus zu sprechen: „Jetzt erst habe ich wirklich verstanden, dass Gott niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt. Alle Menschen sind ihm willkommen, ganz gleich, aus welchem Volk sie stammen, wenn sie nur Ehrfurcht vor ihm haben und so leben, wie es ihm gefällt.“
    Apostelgeschichte 10,34-35

    Das zehnte Kapitel der Apostelgeschichte hat die Öffnung des christlichen Glaubens für Nichtjuden und somit die Erweiterung der Gemeinde Jesu über die jüdische Grenze hinaus zum Hauptthema. Der römische Hauptmann Kornelius hat eine göttliche Erscheinung, in der er aufgefordert wird, Petrus zu holen. Dieser wiederum sieht in einer Vision ein Tuch mit unreinen Tieren und hört die Stimme Gottes: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein.“ Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Botschaft Gottes allen Menschen gilt, nicht nur den Juden. Petrus reist daraufhin nach Cäsarea, trifft Kornelius und erkennt, dass Gott keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden macht. Er verkündet Jesus Christus als Herrn über alle. Während er noch spricht, fällt der Heilige Geist auf die versammelten Nichtjuden, was die jüdischen Christen überrascht. Daraufhin werden die nichtjüdischen Gläubigen getauft.

    Diese Begebenheit gilt als Beginn der weltweiten Mission. Welche wichtigen Erkenntnisse kann ich als Leser aus diesem Kapitel für mein Leben gewinnen?

    • Es ist gut, vorhandene Vorurteile zu hinterfragen. So wie es Petrus tat, als er seine tief verwurzelten religiösen Vorstellungen überwand, um Gottes Botschaft besser zu verstehen.
    • Gott achtet nicht auf äußere Merkmale wie Herkunft oder Status. Für ihn zählen Ehrfurcht vor ihm und die Bereitschaft, so zu leben, wie es ihm gefällt.
    • Wer sich wie Petrus von Gott leiten lässt, dem öffnen sich Türen zu anderen Menschen. Dabei können Grenzen überschritten und unerwartete Wege eröffnet werden.
    • In Vers 26 sagt Petrus: „Ich bin auch nur ein Mensch.” Er hat erkannt, dass kein Mensch wertvoller ist als ein anderer. Das ist gelebte Demut.

    Ich stelle mir für den heutigen Tag die Frage, wem ich wohl begegnen werde und wie ich dieser Person mit Gottes Blick begegnen könnte, statt bei meiner ersten Einschätzung zu verharren.

    Gebet: Herr, hilf mir, meine Vorurteile abzulegen, und lehre mich, mit deinen Augen zu sehen.